Mittwoch, 2. Januar 2013

Und jährlich grüßt das Murmeltier

Es ist ein Job zum Wundern, Staunen und Rätseln

 

Dé­jà-vu im journalistischen Alltag geht so: Seite morgens layouten, Lücke auf der Randspaltenseite der Seite entdecken und diese endlich mal mit dem Text der freien Mitarbeiterin füllen, der sich schon eine Woche im Stehsatz rumdrückt. Am Nachmittag notwendigerweise beschließen, den Text auf Rechtschreibung zu kontrollieren, ihn zu bearbeiten und mit Überschrift zu versehen. Dazu muss der Text natürlich gelesen werden. Die freie Mitarbeiterin schreibt über das Jahrbuch zur Historie der Heimatstadt. Ist ihr Steckenpferd. "Wussten Sie schon, dass ...?" lässt sie gefühlt 20 Sätze ihres Artikels beginnen und listet mit jedem einzelnen Satz Erkenntnisse aus dem Jahrbuch auf. Dann erwähnt sie die Autoren des kleinen Heftchens, lobend. Und am Ende ihrer gefühlt gut 60 Zeilen (die Hälfte davon Wussten-Sie-Fragen) kommt die Kollegin zu dem Schluss, dass man das Büchlein an Historie Interessierten nur empfehlen kann. Überschrift fehlt dennoch noch. "Fundgrube für Regionalhistorisches" oder "Fundgrube für Historienfans" oder "Fundgrube der Regionalhistorie" ... das wäre doch was!, denkt sich der geneigte Bearbeiter, selbst grad nicht sonderlich kreativ. Und kriegt justament einen Flashback, dem ein übler Verdacht folgt, dem wiederum ein kurzes Stöbern im Archiv folgt.

Vor gut einem Jahr, ist ja auch ein Steckenpferd-Jahrbuch, erschien mit dem Titel "Fundgrube für Regionalhistorisches" ein Artikel der freien Mitarbeiterin zum Vorgängermodell: "Wussten Sie schon, dass ...?" ließ sie gefühlt 20 Sätze ihres Artikels beginnen und listete mit jedem einzelnen Satz Erkenntnisse aus dem Jahrbuch auf. Dann erwähnte sie die Autoren des kleinen Heftchens, lobend. Und am Ende kam die Kollegin zu dem Schluss, dass man das Büchlein an Historie Interessierten nur empfehlen kann. Aha! Das ist quasi die allerextremste Form aller extremen Kopfschüsse im journalistischen Alltag. Oder Absicht. Honorar gibt es trotzdem.

Zusammenfassung für meinen Mann: Fuck (teil)fotografisches Gedächtnis! 

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