Dienstag, 24. Dezember 2013

Geschenkt

Die Wetterlage lässt es kaum vermuten, aber es ist tatsächlich Weihnachten! Für mich ein ganz besonderes Weihnachten. Ich habe meine Geschenkekaufliste dieses Jahr um mindestens zehn familiäre Ex-Posten gekürzt, was Geldbeutel und Stressempfinden schont. Und doch habe ich die Geschenkekaufliste unerwartet wieder verlängern dürfen. Das ist ein großes Geschenk! Traditionell verlangt so also auch dieses Weihnachten genau wie das 2012 nach einem Ausdruck purer ironiefreier und gefühlsbetonter Dankbarkeit an Euch, meine lieben Leser!

Danke an Euch alle! Fürs Lesen. Hier und in der Zeitung. Danke für Anregungen, Tipps und Vorschläge. Danke für Lob und Kritik. Danke, dass es - logisch, ich kenne meine Fähigkeiten (und meine Arroganz)! - mehr Lob als Kritik gab. 

Vor allem aber ein großer Dank Freunden und Familie (wobei es oft alles in einem ist - meine Freuamilie) fürs Zuhören und Zulesen in einem Jahr, wo für mich alles ziemlich 13 war. Und ein noch größerer Dank gilt all jenen, die sich so lange mein Schweigen dazu angehört haben. Vielen Dank den Neuen in meiner Freuamilie, dass Ihr jene Menschen Lügen gestraft habt, die behaupteten mein Job bringe mir keine Freunde ein.

Danke! Danke! Danke!

Und nicht nur für die Kenner unter uns gilt: 



Donnerstag, 19. Dezember 2013

Geladen

Ich glaube, der örtliche Energieversorger und ich sind keine Freunde mehr. Zumindest sind der Chef vom örtlichen Energieversorger und ich keine Freunde mehr. Wieso? Weshalb? Warum? Das ist ganz einfach! Der Chef vom örtlichen Energieversorger hat letztens LED-Weihnachtsbeleuchtung in meiner Straße installiert. Jetzt haben wir Krieg. Klingt komisch? Ist aber so! 

Natürlich hat der Chef vom örtlichen Energieversorger die LED-Weihnachtsbeleuchtung nicht wirklich selber installiert. Aber er hat sie ihm Rahmen eines lokalen Pressetermins angeknipst, ich war ja dabei. Und als das geschah und ich zum ersten Mal die LED in meiner Straße sah, war mir klar: Das ist der helle Wahnsinn! 

Eine von den LED-Lichterketten, die jetzt die Straße überspannen, hängt nämlich nicht eben weit von meinen Fenstern entfernt. Die Sonne geht aus, vor meinem Fenster geht die LED auf. In der ersten Dezemberwoche ging die LED erst unter, wenn die Sonne wieder angeht. Das hat mich in der ersten Nacht Schlaf, in der zweiten Nacht Nerven und ab der dritten Nacht Gewaltfantasien gekostet. Und Teile meines Selbstbewusstseins, das dieses Jahr ohnehin schon abgebaut wurde. Die LED leuchtet trotz des Einsatzes von Vorhängen auch mein Schlafzimmer aus, wo ich mich von Zeit zu Zeit und eigentlich auch mal gerne nackig mache (die Vorhänge sind dann immer zu, möchte ich mal betonen). Und wenn mir eine LED den mannigfaltigen Sinn der Ina-Müller-Textzeile "Lieber Orangenhaut als gar kein Profil" verdeutlicht ... möchte ich der LED gerne sagen, dass ich eine Menge Profil habe und alles andere daher nicht nötig oder nicht wahr haben will.

Klarer Fall: Ich musste was tun, gegen Ungerechtigkeit muss man doch was tun. Ich habe diverse Kinder besitzende Menschen aus meinem Umfeld sehr direkt gefragt, ob ihre Kinder nicht zufällig mit Ball, Zwille oder sonst irgendwie für Verdunklung sorgen könnten. Weil ich selbst nicht straffällig werden wollte und eigentlich auch keinem Kind meine Art Erziehung aufzwingen wollte, was vermutlich auch schon die Vorstufe zum Straffälligwerden darstellt, habe ich mich für den Jacobsweg entschieden: Ich glossierte die Sache mit der LED vor meinem Fenster. Ich habe wortgespielt mit allem, was in Sachen Licht und LED geht. Ich habe dem örtlichen Energieversorger in der Zeitungsglosse gedroht, dass ich seine LED-Lichterketten gewaltsam entfernen werde, wenn nicht bald wenigstens nachts Lichtruhe herrscht. Ich habe dafür gute Begründungen geliefert. Sicherheitsaspekte wie den, das Piloten meine Straße für eine Landebahn halten könnten. Und auch die Sache mit dem dunklen Schatten auf meinem Selbstbewusstsein. Also ich fands witzig und eine ganze Reihe anderer Menschen auch. Einer, der Bürgermeister, hatte Mitleid und ließ dafür sorgen, dass die LED nun nicht mehr die ganze Nacht durchleuchtet und noch vor Mitternacht ausgeknipst wird.

Der Chef vom örtlichen Energieversorger aber fand das alles wohl nicht so dolle. Diese erhellende Erkenntnis ereilte mich Anfang der Woche. Der örtliche Energieversorger hatte ein paar Kinder eingeladen, um ihnen vom Weihnachtsmann Geschenke überreichen zu lassen. Die Kinder wurden aus einer ganzen Reihe Wunschzetteleinreicher des zurückliegenden Adventsmarktes ausgelost. Ich hatte auch einen Wunschzettel abgegeben. Da stand schlicht "Weltfrieden" drauf. Ich konnte leider bisher nicht den Eindruck gewinnen, dass dieser Wunschzettel in irgendeiner Weise Beachtung fand. Und das bedeutet Krieg! Beim Weltfrieden verstehe ich keinen Spaß. Ich wähnte daher in diesem Aufgebot des örtlichen Energieversorgers den Versuch mich zu besänftigen: 


Nein! Das Getränk war allein für die Kinder gedacht. Ich bekam nur den Chef vom örtlichen Energieversorger. Während ich meinen Job tat und fotografierte und notierte, was da so an Gaben von Weihnachtsmann zu Kind wanderte, sprach der Mann mich mehrfach und wiederholt aus meinem eigenen Windschatten heraus an. Ob denn das wirklich so schlimm sei mit der LED? Ob denn das wirklich sein musste in der Zeitung? Ob mir klar sei, dass er und seine Leute das nicht lustig fanden? Und ob es denn wirklich so schlimm sei? Und wieder von vorn. Und noch mal. Und wieder von vorn. Wir tauschten während ich fotografierte und notierte, was eigentlich grad als Veranstaltung lief ein paar Standpunkte aus. Was wiederum durchaus auch Veranstaltungscharakter gewinnen konnte.

Ich bin mir nun noch immer nicht sicher, ob ich den Chef vom örtlichen Energieversorger in mein Schlafzimmer hätte einladen sollen ...

Es ist also nicht nur mein Job, der mich um Schlaf und Verstand bringt. Manchmal liegt es echt nur am Licht. Sollte ich am 13. Januar bei "meiner" Lesung von einer LED angefunzelt werden, gehe ich sofort. Alles andere ist Euer Job!

Samstag, 14. Dezember 2013

Auspacken

oder: ein Bilderrätsel

 

Schon mal gefragt, was Frauen in ihren Handtaschen haben? Zumindest kann zur Aufklärung beigetragen werden, was die junge Heldin und Journalistin hier (also ich) in ihrer Handtasche hat.

Seit mehr als zwei Jahren wird jenes formschöne Modell Tag für Tag genutzt:


Darin befindet sich all dieser nützliche Kram hier:


Nun bekam die junge Heldin ein neues Modell geschenkt:


Aber passt da alles rein?


Nein! Äpfel müssen draußen bleiben.

Wenn Ihr gaaaaaaaaaanz lieb fragt, verrate ich Euch vielleicht auch mal, was in dem kleinen Täschchen in der Tasche oder dem Kalender oder in der Geldbörse so alles versteckt ist. Vielleicht schütte ich mich, äh die kleine Tasche in der Tasche auch aus. Gegenleistung? Euer Job!

Sonntag, 8. Dezember 2013

Vortäuschen

Eitel Sonnen- beziehungsweise Kerzenschein - nicht selten macht das die deutschen Lokalzeitungen aus. Das Eitel-Sonnenkerzenscheinige gilt pflichtgemäß auch für den Berichterstatter über so manche lokale Kleinst- bis Großveranstaltung - das definiert sich ja im Lokalen je nach Größe des anhängenden Dorfes. Gerade in diesen Tagen sind die Lokalzeitungen wieder mindestens so hochschwanger wie Maria von Friede, Freude und Feierpunsch der örtlichen Weihnachts- und Adventsmärkte. Der kleine Lokaljournalist benutzt dazu gerne Worte und Wortgruppen wie "Budenzauber", "traditioneller Stollenanschnitt", "gemütliches Beisammensein", "zum Verweilen einladen" und widmet mindestens zehn Zeilen der Berichterstattung über das Wetter des zurückliegenden Wochenendes. Wetter überhaupt ist ja im Lokalen sehr wichtig. Wird etwas Neues eröffnet und scheint zufällig noch die Sonne, so ist Klärchen der Sache gewogen, der Wettergott war gnädig mit diesem und jenem und so weiter. Ist ein Weihnachtsmarkt - natürlich! - gut besucht, so trotzen die Besucher in so gut wie jeder Weihnachtsmarktberichterstattung stets dem Wetter. Dabei ist es völlig unerheblich, ob T-Shirt-Wetter oder die Szenerie aus "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" herrschte. Noch dazu hat der lokale Berichterstatter angesichts der glühweinselig auf traditionellen Weihnachtsmärkten gemütlich beisammen seienden zum Verweilen eingeladenen Massen die Pflicht, die eigene Grinchigkeit überwinden.

Es gab da mal eine Tatort-Folge, da sagte die nicht eben für ihr sonniges Gemüt bekannte Ermittlerin Charlotte Lindholm dies hier: 
"Wir können nicht objektiv sein. Wir sind immer voreingenommen. Aber wir können uns diese Voreingenommenheit bewusst machen." 
Das gilt für Krimi-Ermittlungen und Journalismus gleichermaßen. Wer so wie ich schon voreingenommen auf den örtlichen Weihnachtsmarkt geht und sich ob aufgesetzter Zwangsfröhlichkeit schon vorsorglich das Gesicht selbst einfriert, bevor er überhaupt dem Wetter trotzend ins Freie tritt, der sollte sich dies bewusst machen. Wenn die lokale Masse freudig über den Weihnachtsmarkt schlendert, den man selbst so blöd wie fast alles rund um Weihnachten findet, sollte man diese Voreingenommenheit in der Berichterstattung möglichst vertuschen. Wer selbst am liebsten im Glühwein ertrinken will angesichts der Menschen, die man auf dem örtlichen Weihnachtsmarkt (an)sehen muss, der lässt sich diese voreingenommene Übellaunigkeit besser nicht oder höchstens zeitversetzt (siehe hier) anmerken. Wenn alle anderen gut drauf sind, tut die lokale Berichterstattung auch besser so als ob ...  dies alles auch ganz toll und schön und besinnlich und traditionell und gemütlich und zum Verweilen einladend und schön ist ... und überhaupt ist alles Friede, Freude und Feierpunsch. Da passt sich der Journalismus einfach besser mal dem Massengeschmack an und berichtet ansonsten über das Wetter, Wetter ist ja immer. Der Grinch im Journalist springt derweil auf und ab und verflucht die Gesamtsituation.

Ich habe heute also einen Bericht über den örtlichen Weihnachtsmarkt geschrieben, den würde ich angesichts seiner dem Wetter trotzenden Glückstrunkenheit niemals laut vorlesen wollen, zudem habe ich gefühlt mindestens 40 Zeilen dem Wetter gewidmet. Aber andere Sachen würde ich schon mal laut aussprechen wollen! Was? Das ist Euer Job!

Montag, 2. Dezember 2013

Manic Monday

Viele Menschen behaupten von sich ja, dass sie Montage blöd finden. Ich kann von mir behaupten, dass ich jeden Montag aufs Neue dem Montag ins Gesicht lache, wie blöd ich ihn eigentlich finde. Denn Montag ist mein "Ich jammere über mich selbst, buhu"-Tag. Und jedes Mal, wenn ich beginne mich montags selbst zu bedauern, muss ich unweigerlich schief zu grinsen anfangen.

Montags bleiben mir für meinen ewigen und eventuell (?) aussichtlosen Versuch, mit der Arbeit in meiner Lokalredaktion die Welt der kleinen Kleinstadt ein kleines bisschen aus den Angeln zu heben immer nur ein paar Stunden. Im Kern bleibt mir nur bis kurz vor vier und bis dahin eine Menge Hektik zwischen den montags immer besonders langen Dienstberatungen in der Redaktion - denn montags dienen die Beratungen der Wochenplanung. Wenn die Planung für die kleine Kleinstadtzeitung gerade so gemacht ist, dann muss ich auch schon in die große Großstadt rauschen und kleines Geld verdienen. Montags arbeite ich nämlich nebenbei als Layouter eines am Mittwoch erscheinenden Anzeigenblättchens. Zwischen den Anzeigen mit ihrem Werbeblabla muss gelegentlich mal eine mitunter auch nicht weniger werbende und manchmal nicht weniger blabla Pressemitteilung untergebracht werden - das ist wie bei Frauenzeitschriften. Ich baue Fotos und Texte um Anzeigen herum, zwischen Anzeigen hindurch, unter Anzeigen hinweg, über Anzeigen drüber, links neben Anzeigen, rechts neben Anzeigen, im Quadrat um Anzeigen ... Ich versuche mir auch beim Redigieren der Pressetexte je nach Laune und Lage möglichst wenig Mühe und eigenen Anspruch zu geben, mache es meistens aber doch - und ich quäle (buhu) mich damit in Anwesenheit weiterer Leidensgenossen nicht selten bis spät in den Abend hinein. Und: Es steckt doch eine Menge Arbeit in diesen Anzeigenblättchen, die man gerne schon am Erscheinungstag so acht- und sorglos direkt in die Papiertonne wirft.

Buhu ... wenn ich könnte ... ich würde mein Geld nur mit Schönschreiben verdienen. Wenn ich könnte ... ich würde mein Geld nur damit verdienen, wirklich schöne Texte zu schreiben. Wenn ich könnte ... ich würde davon leben Sachen zu schreiben, die etwas bewirken und bewegen, Menschen zum Lachen bringen oder zu Tränen rühren. Wenn ich könnte ...ich würde von dem einzigen Talent leben, das ich habe. Diesem hier

Das ist wirklich das einzige klein wenig Talent, das ich überhaupt habe - aber immerhin habe ich überhaupt eins! Mein ambitioniertes Singen im Auto und unter der Dusche werte ich nicht als Talent. Obwohl mir mein ambitioniertes Gesinge schon eine Menge eingebracht hat. Flüchtige Bekanntschaften für die Zeit der Rotphase einer Ampel. Ansonsten nichts. Ich möchte unter meiner Dusche auch niemanden kennen lernen. Auch sonst unter keiner Dusche.

Weil ein bisschen Talent und große Träume aber nicht zum Leben leben reichen, fahre ich jeden Montag weiter brav Texte zwischen Anzeigen wurschteln. Wenn ich dann abends im Auto gen Heimat fahre und von Müdigkeit geschlagen wieder denke "Wenn, ja wenn" (anders ausgedrückt: buhu), beschränke ich mich schnell auf ambitioniertes Singen zur nicht immer ambitionierten Songauswahl eines x-beliebigen Radiosenders und vergesse die Welt um mich herum. Heute habe ich eine mit dem Grinsen eines zuvor noch recht müde wirkenden Mittfünfzigers dotierte Vorstellung von "Last Christimas" von Wham! gegeben, es war also doch so etwas wie ein guter Tag. Buhu ... "Last Christmas I gave you my heart" ... zur Erinnerung: Last Christmas I gave you my heart ... Habe ich wirklich gemacht, steht doch hier! ... But the very next day you gave it away?

Buhu ... wie praktisch! Wenn ich doch montags schon mal da bin, kann ich doch gleich mal was lesen am Montag, 13. Januar, in LE ... Was? Das ist Euer Job! 

Übrigens: Am Mittwoch werde ich dieses Anzeigenblättchen wie jede Woche acht- und sorglos direkt in die Papiertonne werfen.