Donnerstag, 3. August 2017

Wie die Zeit vergangen ist

Im Journalismus steht man ja total auf anlassbezogene Artikel. Anlässe wie Jahrestage kommen immer gut, sich Dinge nochmals in Erinnerung und ins Gedächtnis zu rufen. Man blickt ein, fünf, zehn Jahre später noch einmal auf die Hochzeit der Royals, das Attentat, den Start von, den Tod von, usw. ... und schaut, wie es heute damit ist, was daraus geworden ist, was danach geschah, ob man hinterher schlauer ist. 

Aus gegebenem Anlass blicke ich heute auf meinen Blog.


Fünf Jahre - auf den Tag genau - ist es her, dass ich meinen Blog startete. Der erste Beitrag war kurz und so eine Art "Hallo, da bin ich!". Ich habe mich einfach hingesetzt und losgelegt. Eine Bekannte, die inzwischen eine Freundin und oft wie eine Muddi für mich ist, hatte beziehungsweise hat auch einen Blog und irgendwie schien mir das ihrem Erzählen nach ein durchaus nettes Hobby. Eigentlich wollte ich einen Blog über Medien machen, der ausschließlich Medienkritik betreibt. Geworden ist daraus ziemlich schnell ein Blog über mein Leben als Journalist und meine Berufung, den Beruf und den Job. Dies und das findet sich hier: Berichte über seltsame Gesprächspartner und Interviewsituationen, Wundern über die Kollegen, Einblicke in das Arbeiten, meine wichtigsten Artikel, die Themenfindung, den Redaktionsalltag, ins Private und ins Gedankenkarussell. Und weil sich - eine Entwicklung der vergangenen fünf Jahre - nicht mehr alles nur um den Job dreht, gibt es seit zwei Jahren auch noch einen zweiten Blog zu allem, was mir persönlich noch so schreibenswert erscheint und nix mit Journalismus zu tun hat.


Ich will gar nicht genau analysieren, wie und womit die Zeit vergangen ist. Keine Frage, in fünf Jahren ist viel passiert. Es war eine gute Zeit. Vielleicht habe ich mich weiterentwickelt, vielleicht sehe ich manche Dinge auch einfach nur anders, vielleicht sehen mich andere nur anders. Als ich anfing zu bloggen, war ich noch verheiratet. Ein Jahr später schon nicht mehr. Fünf Jahre später beliebe ich oft zu scherzen, ich sei nur deshalb verheiratet gewesen, weil ich diesen echt coolen Namen für den Blog haben wolle. Alles goldrichtig so wie es gelaufen ist. Ich bin in vielerlei Hinsicht heute anders als ich damals war.

Meine Muddis haben immer gute Karten für mich.
Als ich anfing zu bloggen, war ich zwar schon eine Weile dabei, aber noch lange nicht so sattelfest wie jetzt in meinem Beruf. Ich habe mehr und mehr Selbstbewusstsein in allen Berufs- und Lebenslagen entwickelt. Ich bin mir meiner selbst bewusst und ich kümmere mich sehr gut um mich. Vielleicht hat das Reflektieren über Job und Leben hier an dieser Stelle mitten im WWW auch einen Teil dazu beigetragen, sehr wahrscheinlich sogar.

Als ich anfing zu bloggen, war ich angestellt. Dann war ich freie Journalistin. Dann war ich kurz angestellt. Dann war ich wieder freie Journalistin. Jetzt bin ich wieder angestellt. Ich will nicht mehr in der Vergangenheit kramen, was in den jeweiligen Phasen schief gelaufen ist oder was jeweils dazu geführt hat und was heute noch so alles nicht korrekt läuft. Die Zeiten des Wutheulens (noch immer einer der meistgelesenen Beiträge hier) sind vorbei oder beziehen sich jetzt auf Dinge, bei denen es wirklich nötig ist. Verliebt, verlobt, verheiratet mit dem Job? Verliebt ja und wir lieben uns (mal mehr, mal weniger), aber die Ehe haben wir annulieren lassen - das ist gesünder für mich.

Als ich anfing zu bloggen, hatte ich keine Ahnung, dass ich in den kommenden fünf Jahren so manche echte Krise zu bewältigen habe und auf dem besten Weg ins Burnout bin. Heute, dem Hinterher von fünf tollen Jahren bin ich in vielerlei Hinsicht zum Leben als Journalist, der Berufung, dem Beruf und dem Job und vor allem dem Leben im Allgemeinen - und wie ich es führen will - schlauer. Ich weiß, was ich will und - oft immer noch besser und wichtiger als Ersteres - ich weiß, was ich nicht will. Ich weiß, dass sich noch sehr viel mehr in meinem Leben entwickeln wird - positiv wie negativ. Ich weiß, dass ich hinterher oft schlauer sein werde.


Also ... Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre und die Entwicklungen. Ich weiß, dass es mir heute viel viel besser als noch vor fünf Jahren geht und dass ich auch damit klarkomme, wenn es mal nicht so läuft wie gedacht, alles halb so wild. Ich weiß, wer an meiner Seite ist und sein darf. Ich weiß, wie ich mir die kommenden Jahre vorstelle und wie ich damit umgehe, wenn es nicht klappt. Wird schon und wenn nich ... na, ma guggn. Alles wird gut. Und wenn das alles schon eine Form oder erste Ausläufer von "altersmilde" sind, freue ich mich auf das Jahr 2076*.

Kurzum: FÜNF JAHRE, YEAH!


* Da haben Mister XL und ich ein Date.