Sonntag, 13. Mai 2018

Ä wie Äraänderungen

Der Mai macht alles neu. Sagt man. Während ich privat solcher Aufbruchsstimmungsyeahyeahsachen wie der Hochzeit meines ältesten Bruders erfreut entgegenfiebere, könnte ich beruflich auf einige mailiche Veränderungen echt gut verzichten.

Nachdem sich schon vergangenen Monat der erste Kollege in die Rente verabschiedet hat, wird es Ende des Monats der andere Kollege tun. Als Ersatz dafür kommen neue Kollegen, ist klar. Und mit denen komme ich auch klar, freue mich auf die Zusammenarbeit und neue Potenziale. Das ist ja schon Umstellung genug. Und eigentlich noch okay, die gute Version von "Alles neu macht der Mai".

Was aber nicht okay ist, ist die Rente der Redaktionssekretärin und dass es für sie keinen Ersatz geben wird ... sieht man mal davon ab, dass man im 30 Kilometer entfernten Haupthaus einen Sekretariatspool sitzen hat, der E-Mails weiterleitet und Kilometergeldabrechnungen annimmt. Schön und gut. Aber das ist doch kein Ersatz. Es wird keine Sekretärin mehr bei uns vor Ort geben. Das ist das Ende einer Ära. Und da rede ich nicht davon, dass sie uns den Hintern nachgetragen hätte. So Klischee-Sekretariatsaufgaben wie Kaffee kochen und Spülmaschine ausräumen haben wir immer alleine gewuppt. Der Verlust ist aus anderen Gründen gewaltig.

In zwei Tagen ist unsere wichtigste Kollegin weg. Vorgestern haben wir Verbliebenen mit ihr einen Rundgang durch die Redaktion gemacht und ich habe fein säuberlich notiert, welche Aufgaben wir dann übernehmen müssen. Das fängt beim Leeren des Briefkastens an und hört beim Überblick über vorhandenes Material wie Druckerpapier, Notizbüchern und Kugelschreibern (was Journalismus nun mal auch braucht) auf. Unsere beste Kollegin hat aber auch ohne großen Kommentar die Geschirrtücher der Büroküche einfach daheim gewaschen und sauber wieder hingehängt. Bis zur Liste werden manche von uns gedacht haben, die Dinger wachsen an dem Haken, an dem sie hängen - genau wie die fein säuberlich archivierten Zeitungen. Nee! Und da gibt es noch mehr Beispiele...

Es sind tausend Kleinigkeiten, die eine gute Sekretärin übernimmt und die ihren Job so wichtig und sie so großartig machen. Ich rechne fest damit, dass wir in drei Monaten durch Unterlassen das erste stattliche Chaos angerichtet haben oder heulen, weil nirgends mehr eine Büroklammer aufzufinden ist. Klingt lächerlich? Aber: Erst wenn das kleinste Rädchen sauber läuft, funktioniert die ganze große Maschine. Ich fürchte, dass die Journalismus-Maschine ohne Sekretariat unrund laufen wird.