Samstag, 30. März 2013

Auf der Suche

Es ist Ostern. Und wer da suchet, der findet ...

Ich habe mal gesucht, was so gesucht wird, um auf diesen Blog zu kommen. Das wiederum wirft teilweise Fragen auf, auf die ich nun Antworten suche:

  • Dass man sich über Vertipper zum Jakobsweg zu meinem Blog verirrt, ist ziemlich klar. Das passiert durch Suchbegriffe wie "Jacobsweg" oder "Hape Kekerling Jacobsweg" ... tut mir leid, hier sind Sie nicht richtig! Sind Sie nun enttäuscht? Wie weit hinten bei Google stand ich eigentlich? Aber k oder c machen schon einen Unterschied.
  • Manch einer liest hier wohl aber zielgerichtet, kann oder will sich die Adresse jacobswege.blogspot.de aber nicht merken und geht dann über "Jacobs Wege blogspot" oder "Jacobs Wege Blog" auf Suche nach neuen Einträgen ... vielen Dank für die Treue! Aber warum denn nicht einfach die Adresse als Lesezeichen speichern?
  • Viele suchen anderes und landen dadurch bei mir. Der Begriff "Beobachtungssucht" hat jemanden auf den Jacobs Weg geführt ... heißt das jetzt, dass es außer mir noch Menschen gibt, die daran leiden?
  • Andere stellen sich Fragen, die dieser Blog wohl nicht beantworten kann "Capri Sonne Fließbandarbeit" und "Jacobs Kaffee Stundenlohn" sind solche Anfragen ... ich habe da auch keine Antwort drauf ... kann aber versichern, dass ich nicht unbedingt Jacobs Krönung bin. Aber wie ist denn so der Stundenlohn beim Kaffeeröster? Und wie sieht denn die Arbeit bei der von mir so gerne konsumierten Capri Sonne aus?
  • Dass schon mehrfach durch die Suchanfrage "Wort Schulterschluß" auf diesen Blog hier zugegriffen wurde, verwirrt mich allerdings massiv und wirft gar drängend jene oben angesprochene Fragen auf, auf die ich wirklich gerne und dringend mal Antwort hätte ... wer bitte sucht zielgerichtet nach diesem Wort (nicht mal korrekt geschrieben) und wieso, weshalb, warum tut dieser Mensch das immer wieder?

Zusammenfassung für meinen Mann: Komisches Internet.

Sonntag, 24. März 2013

Mist bauen ...

... für den guten Zweck

 

Dass Journalisten manchmal viel zu enge Verhältnisse zu Politikern pflegen, schimpfte einer meiner Journalistik-Professoren mal "Rumgehure im Bett mit der Politik". Aha. Und herzlichen Glückwunsch an mich selbst: Ich bin eine kleine Schlampe!

Ich habe in jüngster Vergangenheit meinen Berufsethos verletzt, der eigentlich (siehe oben: Kein zu enges Verhältnis zu Politikern) noch über diese Punkte hier hinausgeht und mir heilig ist. Aber ich habe es nur gut gemeint. Wirklich. 

Der Tiergarten meiner Heimatstadt ist seit Monaten in der Bredouille. Tiere sind abgeschafft worden, Geld muss unbedingt gespart werden. Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. So geschehen mit einer Arbeitsgruppe, die ein Konzept für den Zoo erstellt hat. Das Konzept wurde mir von einem Politiker zugespielt, mit dem ich es nach einem ersten geschockten Durchlesen (Tiere könnten damit nach Lust und Laune abgeschafft werden) auch noch hitzig diskutierte. 

Wegen der Sorgfaltspflicht fragte ich natürlich bei der zuständigen Stadtverwaltung nach. Ich bekam einen Termin, bei dem mir Oberbürgermeister und sechs andere Leute das Konzept - von dem ich mir ja ohnehin schon meine unumstößliche Meinung gebildet hatte - erklärten. Der OBM erklärte mich aber erst einmal zum "Gorilla" (erster Fehler) und log mir dann auch bei der dritten Nachfrage noch ins Gesicht (zweiter Fehler).

Dass er sich während des Termins auch darüber ausuferte, die Stadtratsfraktionen könnten sich ja auch mal mehr für die Einrichtung engagieren und Patenschaften für Tiere übernehmen, nutzte ich zum ersten Petzen seit meinem fünften Lebensjahr. Ich diente diversen Fraktionen, mal telefonisch und mal per Mail, kurz und knapp eine solche Patenschaft an. Besonders hartnäckig aber ausgerechnet jenem Politiker, der mir das Konzept beschafft hatte. Bei ihm bewarb ich die Idee als kolossalen PR- und Überraschungsclou, wieder und wieder und rotzte dem Mann irgendwann "Hören Sie auf zu quatschen, es interessiert mich nicht, Sie machen das jetzt!" entgegen. 

Und hatte - wie meistens mit dem Modell "rotzfrech" - Erfolg. Einen Tag vor der Stadtratsdiskussion zum Konzept flatterte die Pressemitteilung ins Haus, die Fraktion übernehme eine Patenschaft. Brav - PR! - hob ich die PM an prominenter Stelle ins Blatt und erfreute mich über die offizielle Verkündigung im Stadtrat durch den OBM. Als Gegenleistung, ebenfalls wie angeregt, bekam ich eine aufmachertaugliche Diskussion und einen Pressetermin zur Patenschaftsübernahme (Text und Bild) serviert, die ich heute ins Blatt für morgen hob.

Das macht man nicht! Jedenfalls nicht in meiner Welt. Nicht schon nach so wenigen Jahren im Beruf, wenn man noch Herz und Seele, Leidenschaft und Mut, Ehrlichkeit und vor allem Unabhängigkeit in den Beruf steckt. 

Ich hätte mich zwischenzeitlich gerne mal selbst geohrfeigt. Dann ging mir auf: Das Rumgehure im Bett mit der Politik ist ja für einen guten Zweck, das Geld für die Patenschaft fließt in den spargezwungenen Zoo! Und neben Geld kann der vor allem eines gut gebrauchen: PR und Aufmerksamkeit. Dafür habe ich gesorgt und werde es weiter tun!

Sonntag, 17. März 2013

Ohren zu und durch

Im Beisein von Journalisten über deren Zeitung und Arbeit zu reden, wenn man ihren Job dabei geflissentlich ignoriert, kann Übellaunigkeit beim Journalisten mit sich bringen:

Ignorant: "Na, was schreiben die denn heute wieder für Lügen in der Zeitung?"
Journalist: "Wir lügen nicht, die Lügen sind von Politkern!"

Ignorant: "Was machen die denn bloß für eine Hetze auf den Mann? Die schwärzen den an. Ich verstehe das nicht. Können die nicht mal locker lassen, diese blöden Journalisten!?"
Journalist: "Das nennt sich Recherche, dafür sind wir da! Der lässt auch nicht locker."
Ignorant: "Gar nix von dir drin? Aber du warst doch gestern arbeiten, oder?"
Journalist: "Die Zeitungsseite baut sich auch nicht von allein, außerdem musste ich recherchieren!"

Ignorant: "Warum schreibt ihr nicht mal über ...?"
Journalist: "Guten Morgen, das haben wir letzte Woche schon!"

Ignorant: "Ach, das war aber jetzt ein schöner Text. Warum schreibst du sowas nicht mal?"
Journalist: "Der ist von mir!"

Ignorant: "Guck mal, Wahnsinnsgeschichte. Echt, das ist ein Skandal! Hast du das schon gelesen?"
Journalist: "Nein! Ich habe es geschrieben!"

Zusammenfassung für meinen Mann: Und noch mehr Menschen, vor allem in deiner Familie, lesen mich nicht.


Sonntag, 10. März 2013

Hilfe, ich werde Chef!

Schreckliche Ereignisse kündigen sich für die nun bald beginnende und auch die Woche danach an. Unsere junge Heldin hier wird Chef. Vertretungsweise. Der Chef der Abteilung, nach denen haben wir unsere Lokalredaktion in Ämtermanier sortiert, feiert a) ein paar freie Tage ab und geht b) nach kurzem Intermezzo kommende Woche in Urlaub und ist c) scheinbar nur beruhigt, wenn die junge Heldin die Führung übernimmt. 

Es ergeben sich nun verschiedene Möglichkeiten:

  1. Basisdemokratische Diktatur: Die getroffenen Entscheidungen - Layout, Aufmacher, Fotowahl - werden kurz und knapp erläutert. Die Arbeitsverteilung - rund 30 Jahre jüngere Person sagt "gestandenen" Kollegen, was sie zu tun und zu lassen haben - wird argumentativ kurz und knapp begleitet. Der Ton ist grundsätzlich rau, aber herzlich. Der Rest der Crew denkt so, dass er ein Mitspracherecht hat - in Wirklichkeit aber tanzen alle nach nur einer Pfeife. = hat bisher immer gut funktioniert.
  2. Püppi an der Macht: Vatergefühle der älteren Kollegen mittels Augenaufschlag ausnutzen und sie so dazu bringen, deutlich mehr als sonst zu arbeiten. Die verbliebene Kollegin anzicken, wenn sie nicht spurt. Und wenn es nicht läuft, kann man immer noch zum Gesamtredaktionsleiter rennen, petzen und so wieder Ordnung in den Haufen bringen. = fällt aus!
  3. Racheengel auf Abwegen: All die furchtbaren Führungsstile verwursten, die man als Praktikant, Volontär und Nachwuchsjournalist selbst kennenlernen durfte. Hieße: Kollegen mit Anspielungen auch sexueller Natur verunsichern. Oder 30 Minuten vor Redaktionsschluss einen Blick auf die Arbeit der anderen werfen und ohne weitere Begründung sagen, dass das alles "anders muss". Sinnlose Recherche-Aufgaben verteilen, die unmöglich zu einem Ergebnis führen können. Unvermittelt und ohne konkreten Anlass einfach die Stimme erheben, bei Bedarf schreien. Duden oder andere Gegenstände nach Kollegen werfen, Türen sowieso schmeißen. = "Das muss alles anders" macht wahrscheinlich schon Spaß ...
  4. Allein, allein: Nichts erklären, nichts verteilen, nichts organisieren. Einfach alles selber machen, die Zeitung vom Aufmacher bis zur putzigsten "Kleintierzüchterverein trifft sich"-Meldung alleine zupinseln, bis der Kopf schwirrt und die Finger bluten. = Heldentot ist keine Option.
Zusammenfassung für meinen Mann: Ich mische vielleicht auch einfach alles - auf jeden Fall drehe ich die Musik laut und mache lange!

Freitag, 8. März 2013

Kraftvoll zubeißen

Meine Gedanken kreisen und kreisen und kreisen ... Wie das so ist in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt - und ich kenne gefühlt so gut wie jeden, der jemanden kennt. So wurde mir nun berichtet, jemand habe diagnostiziert, dass ich meinen Biss verloren hätte. Den journalistischen, versteht sich. Da musste ich erstmal schlucken und dann im Brustton der Überzeugung sagen, dass das nicht so ist. Dann musste ich aber doch darüber nachdenken.

Es könnte ja doch ein bisschen Wahrheit dran sein, denn:
  • Problem: Vielleicht haben Journalisten eine zeitliche Sollbruchstelle und werden nach zwei Jahren als Schreiberling in einer Stadt tatsächlich etwas weicher, weil sie dann alles gesehen haben und genauer hinsehen müssen, um neue Geschichten zu entdecken - der Aufmacher liegt plötzlich nicht mehr unweigerlich auf der Straße. Lösung: Augen auf und noch genauer hinsehen!
  • Problem: Vielleicht haben Journalisten erste Ermüdungs- und schlimmer noch Angsterscheinungen, wenn sie sich für eine Story richtig Ärger mit Drohgebärden juristischer und nichtjuristischer Natur eingehandelt haben und im Internet auf sie Hetze betrieben wird - und nein, besagte Einträge werde ich hier nicht verlinken. Lösung: Angst ignorieren, alles wird gut.
  • Problem: Vielleicht haben Journalisten häufiger Zweifel am Wert und Nutzen ihres Engagements, wenn ausgerechnet jene Kollegen die besseren Arbeitsverträge und Arbeitsbedingungen haben, denen vermutlich noch nie jemand überhaupt jemals Biss nachgesagt hätte - wenn es bislang nicht viel gebracht hat, sich den Ar... aufzureißen, wird man vielleicht etwas lustloser? Lösung: Nicht weiter über Ungerechtigkeit jammern.
Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung - ich will ja auch morgen noch kraftvoll zubeißen können!

Sonntag, 3. März 2013

Kleine Fluchten

Der Sonntag gehört der Familie. Wie blöd! Wer sonntags regelmäßig für sich und seine Ruhe haben möchte, der wird einfach Printjournalist. Dann hat er regelmäßig Sonntagsdienst, um die Lokalzeitung für Montag zu produzieren ... und er hat seine Ruhe. Zeitgleich haben ein bis zwei weitere Kollegen Sonntagsdienst ... und ihre Ruhe. Denn: Sonntags stirbt jeder für sich allein. So sitzt jeder einzeln vor ein bis zwei blitzeblanken Zeitungsseiten, die gefüllt werden müssen. Sonntags in der Redaktion ist ungefähr so:


Und genau das ist super! Mal abgesehen davon, dass gelegentlich mal ein Kollege seine Bürotür öffnet, um sich einen Kaffee zu holen und dann wieder hinterm Schreibtisch zu verschwinden, herrscht absolute Ruhe. Kaum ein Mensch ruft sonntags bei einer Zeitungsredaktion an. Kaum ein Mensch betritt sonntags eine Zeitungsredaktion. 

Sonntags ist Ruhe! Ideale Bedingungen für ein wenig mehr Spaß im Büro:

Sonntags fängt der Journalist möglichst zeitig an, er will es ja auskosten. Wenn er die heimischen vier Wände verlässt, setzt er sich selbstverständlich noch ein halbwegs bedauerndes Gesicht auf, winkt der Familie und hüpft dann pfeifend ins Auto. In der Redaktion nutzt der Journalist die Abwesenheit des direkten Büronachbarn durch intensive musikalische Bürobeschallung - am besten Hip-Hop, Reggae oder Dancehall (irgendwas tanzbares halt) und am besten laut.

Sonntags ist der Journalist meist allein mit sich und der Seite, kann vielleicht auf Zuarbeiten freier Mitarbeiter hoffen. Ansonsten schafft es der Sonntagsdiener vielleicht noch dem Kollegen einen 60-Zeiler aus dem Kreuz zu leiern ... der Rest der blitzeblanken Seite gehört ihm ganz allein. Heißt: 300 bis 400 Zeilen dürfen/müssen/sollen da aus der eigenen Feder drauf. Es quatscht aber auch keiner rein! 

Also nutzt der Sonntagsdiener all jene Themen, Layout-Variationen, Überschriften und Formulierungen, die er schon immer mal machen wollte und pfeift auf die Kritik am Montag darauf. Zum Mittag gibt es sonntags meist Fast Food, das obendrein am PC verspeist wird. Der Journalist macht sich einen Spaß daraus. Hat er die Seite fertig bleibt der Sonntagsdiener noch ein bisschen länger in der Redaktion und macht so Sachen, die ihm die  Auszeit verlängern ... Schränke aufräumen, Unterlagen sortieren, Notizen ordnen, Bürowände mit Kalendern und Pinnwänden verzieren ... wenn nix mehr geht, steigt er wieder ins Auto und fährt heim zur Familie. Dafür setzt er sich natürlich ein erfreutes Gesicht auf. 

Zusammenfassung für meinen Mann: Dass ich aus einer großen Familie stamme, das heißt nicht automatisch, dass ich auch ein Familienmensch bin.