Sonntag, 19. März 2017

Ovarien auf der Reise

Eine Reise buchen und unbesorgt über die Finanzierung sein, das Abendessen schon mittags absprechen, zum Feierabend die Sauna besuchen, die Hausarbeit in Ruhe liegen lassen, Yoga in der Mittagspause machen, meine Angelegenheiten erledigen und nicht viel mehr, nicht für andere denken, den Fokus auf die eigene Arbeit und nicht die Organisation legen, kein Management, weniger Termine am Abend, an die Arbeitszeit halten, keine 40-Stunden-Woche, mit dem ständigen Arbeiten ins Gericht gehen, arbeiten um zu leben, Freunde spontan zum Kaffee treffen, kurz nach 17 Uhr zum Spaziergang mit der Freundin verabreden, Feierabend ist Feierabend und am Wochenende frei (es sei denn "Wenn es passiert") - und Dienst ist Dienst nach Vorschrift.

Ich habe mich wohl verändert. Die Dinge haben sich verändert. Sie haben mich verändert und ich hab mich verändert. Eine Entscheidung von außen - über deren Hintergründe sich treffsicher spekulieren lässt - hat mich verändert. 

Gut so ... Eine Weile ist ins Land gegangen. Und ich erkenne (an): Es gibt Häuptlinge und Indianer. Es gibt Menschen, die wollen Häuptling sein. Es gibt Menschen, die können Häuptling sein. Manche müssen. Manche können kein Häuptling sein. Was ich wollen würde oder könnte, spielt keine Rolle. Ich bin ein einfacher Soldat.

Ich musste immer schon lachen, wenn ich an die Frau in "Men in Black II" dachte. Sie ist ein Alien in Gestalt eines Unterwäschemodels und möchte die Welt erobern. Als diese Frau sagt die Außerirdische ziemlich entnervt über die Erde und ihre Mit-Aliens, sie könne den Laden mit ihrem linken Eierstock regieren. Ich weiß, was sie meint. Jetzt würde ich ihr gerne sagen: "Man kann sich viel zutrauen und man kann das auch sagen. Wenn es nicht gewollt ist, lässt man es eben. Und hat den Kopf für andere Sachen frei. Mach das Beste draus, Baby, und sieh, wohin diese Reise dich führt!"

Freitag, 10. März 2017

Nicht mehr frei

Ich bin jetzt keine freie Journalistin mehr. Das war ich vermutlich früher schon nicht. Denn mit der Pressefreiheit ist es auch in Deutschland nicht so gut bestellt, wie man sich vielleicht Illusionen machen mag … Doch das soll jetzt hier gar nicht Thema sein. 

Ich bin jetzt keine freie Journalistin mehr. Ich bin jetzt angestellt. Bei der Zeitung, für die ich auch all die Jahre schon auf Honorarbasis gearbeitet habe und die mich mal per Vertragsende vor die Tür gesetzt hatte. Ich habe eine personengebundene Mailadresse, ich stehe im schnellen Draht (sozusagen das kleine Impressum der Lokalausgabe), ich habe eine personengebundene Anmeldung für das Redaktionssystem. Und was vorher nur eingeschränkt ging, weil Berechtigungen fehlten, die Bürokratie dem widersprach oder aus anderen Gründen mit B wie Blabla, das geht jetzt: voller Zugriff aufs System auch vom heimischen Rechner aus.

Ich kann jetzt ohne Einschränkungen von meinem privaten Schreibtisch aus arbeiten. Ich muss nur mein Redaktionstelefon auf mein Handy umleiten und bin voll im Dienst, ohne in den Redaktionsräumen zu sitzen. 

Da ich seit Kurzem einen Kollegen mit im Büro sitzen habe, der meist schon vormittags durch schweres Atmen auffällt, umständlich und laut seinen Kram auspackt als plane er eine Operation und gerne laut genug Tonbänder abhört, fand ich den Gedanken des Heimarbeitsplatzes entgegen früherer Verlautbarungen nun in einem ersten meiner sehr ruhigen Atemzüge (Om) sehr reizvoll.

Nun weiß ich wieder, warum ich das doch belastend, beängstigend und noch ein paar andere Sachen mit B wie bekloppt finde. 

Fix mal ... dies und das


Ich saß diese Woche morgens um sieben im Schlafanzug, eine Tasse Tee in der linken und die Maus in der rechten Hand am Rechner. Und arbeitete. Ich schrieb ein paar Meldungen für die Randspalte. Mal eben so, kann man doch mal machen. Am nächsten Morgen beantwortete ich um 7.40 Uhr die ersten dienstlichen Mails. Dann bin ich in die Redaktion und habe ab 8.30 Uhr dort gearbeitet. Dabei ist die Uhrzeit nicht einmal das Schlimmste. Wenn es so wäre, würde ich auf hohem Niveau jammern und das mag ich nicht – viele, viele, viele Menschen arbeiten um solche Zeiten schon. Die haben allerdings zeitiger Feierabend, zumindest als es bei mir viel zu oft der Fall ist. 

Und auch nach dem Feierabend habe ich neulich in meiner Arbeitsnische im Wohnzimmer gesessen und fix mal noch was gearbeitet, als ich gerade kurz nach 21.30 Uhr von einem Gemeinderat nach Hause gekommen war. Dann war ich duschen, da fiel mir dann noch was ein, was mal als kurze Meldung veröffentlicht werden könnte und so saß ich kaum 20 Minuten später wieder da. Das hätte alles auch warten können. Aber Gelegenheit macht Arbeit.

Lob der Technik. Lob der Freischaltung. Gut ist das nicht. Jedenfalls nicht für mich. Denn es gibt immer was zu tun, immer was zu schreiben, immer was zu beantworten, immer was zu fragen, immer Arbeit, immer To do-Listen. Ich bin nicht frei von Zwängen und schlechten Angewohnheiten, ich bin nicht frei von negativen Erfahrungen (auch) mit zu viel Arbeit. Selbstständig, also frei oder nicht: nimmt man diesen Beruf ernst, kann man ohnehin selbst und ständig arbeiten. Wenn nun stets und ständig jedes Arbeitsinstrument greifbar ist, wird es umso gefährlicher. Man läuft Gefahr, gar nicht mehr abzuschalten. Produktiver wird man vom ständigen Arbeiten auch nicht. Irgendwie muss ich noch die Lösung (für mich) finden … 

To do: nothing.