Dienstag, 13. August 2013

Gericht - muss ja

Nun ist es ist amtlich. Ich muss wegen einer meiner Recherchen vor Gericht. An einem Freitag. Ein 13., übrigens. Zwar hat mich die amtliche Vorladung im Gegensatz zu meinem Chef und Mitrecherchierer noch nicht im privaten Briefkasten erreicht - was an privaten Um- und Missständen liegt -, aber der Termin steht.

Fast zwei Jahre ist meine erste Recherche zu jenem Thema und jener Person nun her, die mir das eingebrockt hat. Da die Sache ja quasi ein schwebendes Verfahren ist, kann und werde ich mich jetzt hier nicht näher darüber auslassen. Der geneigte Blogleser freilich sollte ohnehin davon ausgehen, dass ich Recht habe, finde ich.

Zunächst, vor etwa einem Jahr, hatte es die Gegenseite versucht, uns in Norddeutschland und Hunderte Kilometer von der Heimat entfernt vor Gericht zu ziehen. Es mag am Hanseatischen gelegen haben, aber schon damals schoss mir nur "Vor Gericht und auf hoher See sind wir in Gottes Hand" durch den Kopf. Das Gericht aber lehnte ab, es folgte langes "Aus den Augen, aus dem Sinn". Nun dürfen wir uns in heimischen Gewässern in Gottes Hand geben. Ich weiß echt nicht, was genau da auf mich zukommt. Aber ein paar Dinge weiß ich schon jetzt beziehungsweise nehme sie mir fest vor - je nachdem, Ihr wisst schon:
  • Ich werde Tage davor nicht richtig schlafen oder essen können, egal wie sicher ich mir meiner Recherche auch bin.
  • Ich werde statt Schlaf oder Essen lieber Akten und Unterlagen wälzen.
  • Ich werde in der Woche davor ganz normal arbeiten und mir vor den Kollegen möglichst wenig anmerken lassen.
  • Ich werde an diesem Tag genau wie damals vor meiner schriftlichen Abi-Prüfung in Mathe meine Fingernägel aus lauter Nervosität anknabbern.
  • Ich werde wissen, dass die Kollegen in der Lokalredaktion an diesem Tag ihre Arbeit machen müssen und dabei permanent an uns denken und ungeduldig auf unsere erste SMS warten werden.
  • Ich werde mich nicht darüber wundern, dass von Chefredaktion oder Verlag keiner zur Unterstützung in den Gerichtssaal kommen kann.
  • Ich werde denen, die zur Unterstützung kommen wenigstens ein gequältes Lächeln zuwerfen.
  • Ich werde mir selbst immer wieder sagen, dass alles gut wird.
  • Alles wird gut.
Zusammenfassung für "meinen" Mann: Ich hoffe, der nächste Gerichtstermin dieses Jahr wird "netter".

Mittwoch, 7. August 2013

Vom Leben gelernt

oder von Harry&Sally ...

... oder von beiden

  • Der Kollege schnappt dir immer den guten Parkplatz weg.
  • Der Computer stürzt nur kurz vor dem Zwischenspeichern ab.
  • Das Sommerloch ist, was du draus machst.
  • Bei den spannenden Polizei- und Feuerwehreinsätzen bist du nicht da.
  • Wirklich wichtige Informationen erreichen dich erst nach Redaktionsschluss.
  • Print ist (noch) nicht tot.
  • Die Sekretärin hört dir nie zu.
  • Hör der Kollegin nicht zu, wenn sie über ihre Söhne spricht.
  • Ist der Fotograf beim Termin dabei, kommst du wegen ihm zu spät.
  • Die GEZ findet dich überall.
  • Wenn du mal den Fernseher anmachst, weil was Gutes kommt, fällt das TV-Signal gewitterbedingt aus.
  • Du musst immer erst die Verwandschaftsverhältnisse deiner Praktikanten checken, bevor du über Lokalpolitiker/Stadtbedienstete oder Kollegen lästerst.
  • Du musst auch einfach mal die Fresse halten.
  • Weißwein ist (k)ein schlechter Ratgeber.
  • Männer und Frauen könne nie Freunde sein. Der Sex kommt ihnen immer dazwischen.
  • Scheiden tut weh.
  • Crackerkrümel in der Tastatur machen das Arbeiten irgendwann unmöglich.
  • Du kannst die Tastatur nicht austauschen, ohne dass der Kollege es bemerkt.
  • Dein kleiner Bruder ist irgendwann größer als du.
  • Wenn du ein neues Buch kaufst, lies die letzte Seite zuerst. Falls du stirbst, bevor du fertig bist, kennst du wenigstens das Ende.
Zusammenfassung für meinen Mann: Stimmt doch.

Sonntag, 4. August 2013

Ins Loch gefallen, bodenlos

36 Grad und es wird noch heißer ... Männer tragen weiße (Tennis)Socken in Sandalen, der Eisverkäufer macht ein super Geschäft und jeder Arbeitstag ist eine einzige Qual. Klarer Fall! Es ist Sommerloch-Zeit. Und ich bin reingefallen. Auch einer der Gründe, weshalb ich hier mehr als einen Monat lang nichts mehr schrieb. Für die Zeitung schrieb ich schon, muss ja.

Eben. Muss. Es beschleicht einen schon das Gefühl, dass das (lokal)journalistische Sommerloch in dieser Saison doch noch etwas größer und weiter ausgedehnt ist als sonst. Im Lokaljournalismus setzt es nämlich normalerweise erst dann deutlich spürbar ein, wenn die Sommerferien laufen. Das wäre ab dem 15. Juli gewesen. In Wirklichkeit aber ging die Ereignislosigkeit schon viel früher los. Ja! Schon klar, dass man sich als Journalist natürlich selbst um seine Themen und Ideen kümmern muss und der Aufmacher ja eigentlich auf der Straße liegt. Machen wir auch. Seit gefühlt zwei Monaten begleiten wir jede, aber wirklich jede Baustelle in der Stadt in all ihren Einzelheiten.

Aber wir hungern so nach Füllmaterial fürs Sommerloch. Da werden Nichtigkeiten zu Aufmachern und Dinge, die eigentlich nur was für die Anzeigenabteilung sind zu Wichtigkeiten. Und wenn es ganz schlimm und ereignislos kommt, dann sagen wir Sachen wie "Also wenn jetzt vorne am Bahnhof ein ICE entgleist, du ich hätte nix dagegen!" oder "Das Rathaus müsste echt mal brennen, irgendwie. Wollen wir selber mal Feuer legen? Ich bringe die Streichhölzer und du das Benzin?"*

So aber wird das Sommerloch mit Schotter gefüllt. Schuld!? Natürlich immer die anderen. Dass nix los ist, schreiben wir nämlich derzeit vor allem der wöchentlich immer dünner werdenden Pressemitteilung unseres kleinstädtischen Rathauses zu. Weil der OBM uns nix an Stoff und keine gebratenen Tauben in den Mund liefert, liefern wir uns dem Sommerloch aus. Und dazu, aus der Ereignislosigkeit im Rathaus mehr zu machen, fehlt uns derzeit auch irgendwie die Kraft ... weil es so heiß ist (siehe oben). Denn eigentlich brauchen wir nur eins: Urlaub. Vielleicht ja hier.

* GENAU das wäre eigentlich der richtige Moment, mal eine Recherche anzufangen, die das Rathaus wirklich zum Beben bringt - im übertragenen Sinne.