Mittwoch, 30. Januar 2013

Es schreit! Du? Oder ich?

Wir Journalisten sind kommunikative Wesen. Wir unterhalten uns gerne mit Menschen. Ist ja unser Job. Wir hängen davon ab, dass sich Menschen, vor allem aber Insider und Politiker, mit uns unterhalten und uns über Dinge informieren, die wir ohne sie nie erfahren würden. Ohne geht es nicht. Wir pflegen also unsere Kontakte, damit wir weiter von ihnen mit den für uns lebenswichtigen Infos versorgt werden. Heißt: telefonieren, viiiiiiel telefonieren und ab und an ein kleines Schwätzchen, wenn man sich mal über den Weg läuft. Lokalpolitiker werden dann nach einer Weile zutraulich - nein, nicht in diesem Brüderle-Sinne! Sie wissen einfach, wen sie in der Redaktion anrufen, wenn der Schuh mal drückt und sie über die Presse was bewegen und erreichen wollen ... ein Schelm, wer da ans Instrumentalisieren denkt. Die Macht der Medien greift ja auch im Lokalen. 

Aktuell drückt der Schuh bei einem Mann. Er redet sehr gerne. Er redet sehr viel. Er redet sehr laut. Er verbeißt sich ins Thema. Und er ruft an. Neuerdings jeden Tag. Den Kollegen am Tisch gegenüber. Und mich. Zuerst - Herr im Himmel, ausnahmsweise mal vielen Dank für den zweiten Platz! - immer den Kollegen. Keine Reaktion? Dann klingelt es am anderen, meinem Ende des kleinen Büros. Leuchtet die Nummer des Herrn auf den Displays auf, dann zucken wir Büroinsassen. Und spielen Telefon-Pingpong. Der Kollege geht nicht ran, weil er die Folgen für mich kennt. Ich geh nicht ran, weil ich immer Ohrenbluten bekomme, wenn der Mann durch den Hörer plärrt und sich dabei doch nur im Kreis dreht. Der Mann klingelt wieder von vorn. Der Kollege - sehr erfahren in dieser Sache, weil Jungpapa - kann aber ewig "Du bist dran, Schatz, es schreit" spielen. Verschärft wird der Spaß nur noch dadurch, dass immer irgendeine Sekretärin plötzlich auf unsere Nichtreaktion reagiert und das Telefonat übernimmt ... und dem Mann sagt, dass wir da sind. Dann kommt er eben gleich mal vorbei. Die lokaljournalistische Medienmacht sitzt ja um die Ecke. Wer also kümmert sich um den kleinen Schreihals, wenn er plötzlich im Zimmer steht?

Zusammenfassung für meinen Mann: Es gibt so Tage, nach denen man einfach nichts mehr hören will!

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