Mittwoch, 20. Februar 2013

Schade, es ist Frei-Tag

Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.
Das soll Konfuzius gesagt haben. Ein kluger Mann. Ein kluger Spruch. Liebe zum Job ist also keine Schande, sondern erstrebenswert. Oder etwa nicht?

Erfüllte und vielleicht ein bisschen zu viel Liebe des Journalisten zu seinem Job erkennt man an seinem Verhalten an freien Tagen:
  • geht der Journalist an sein privates Telefon, so verschluckt er sich, weil er sich gerade zuerst mit dem Namen der Zeitung melden wollte
  • dass jetzt der Chef am Telefon gleich noch einen weiteren freien Tag anbietet, lehnt der Journalist mit Bockigkeit und "Neeeeeeeee, bitte nicht!" sofort ab
  • der Journalist wählt auch am privaten Telefon eine Null vor und wundert sich, dass die Leitung nicht zustande kommt
  • der Journalist besetzt Termine, die ohne Mühe einer seiner Kollegen hätte machen können, weil er den dazugehörigen Text unbedingt selbst schreiben will
  • beim "war grad zufällig in der Nähe"-Besuch in der Redaktion trifft der Journalist auf seinen ebenfalls frei habenden Kollegen, der auch gerade "nur mal eben schnell" Hallo sagen wollte

Zusammenfassung für meinen Mann: Ich habe einen Knall - aber das macht mich aus.

Donnerstag, 14. Februar 2013

Gesetz der Serie

Die ARD hat 'ne Neue, eine neue Krimi-Serie: "Zwischen den Zeilen" heißt die. Es geht um Lokaljournalismus. Und es geht ganz einfach: junge Journalistin, die sich ihrer selbst nicht immer ganz sicher und etwas übereifrig ist, wird in die "Provinz" versetzt und klärt dort Morde auf. Die lokaljournalistische Provinz ist in diesem Falle zwar die Goßstadt Aachen - eine etwas seltsame Definition des Lokaljournalismus im eigentlichen Sinne. Aber dort in der "Provinz" trifft die junge Journalistin auf einen Ex-Starjournalisten namens Jacobs - ohne Worte
"Ihre Fähigkeit, den Finger instinktiv in die größte Wunde anderer zu legen, hilft ihr zwar im Beruf, im Privatleben erweist sie sich allerdings als Fluch [...] Aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist überzeugt davon, dass sie eines Tages Chefredakteurin wird."
... so beschreibt die ARD hier selbst die junge Heldin. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist natürlich/hoffentlich reiner Zufall. Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen Lokaljournalismus sind bei dieser Serie nämlich auch eher/hoffentlich Zufall: Der Redaktionsleiter hat immer Alkohol und Medikamente griffbereit und ist im Laufe seiner Recherche-Berufsjahre zu einem hoffnunglosen Zyniker geworden. Die junge Heldin ist stets fleißig investigativ unterwegs. Und kann sich dafür richtig, richtig viel Zeit nehmen. Sie hat keinen Druck, die Seiten ihres Lokalblattes in Zeiten des Personalabbaus trotzdem wie gewohnt zu füllen oder dafür Termine einzuhalten. Und die Morde - die sie so ganz nebenbei bei den Recherchen für ihre Artikel aufklärt - sind schon Tage her, bevor die junge Heldin die Nachricht und Story dazu überhaupt veröffentlicht ... ja, so funktionieren tagesaktuelle Medien bekanntlich! Die junge Heldin muss auch keine Ankündigungsmeldungen zu Themen wie Blutspende, Treffen der Kleintierzüchter oder Philatelisten schreiben. Sie macht nur Geschichten, auf die sie Lust hat und muss sich mit Artikelchen zu Geschäftsjubiläen oder Vereinssitzungen gar nicht aufhalten, weil sie sie einfach ablehnen kann. Nimmt sie den Terminjournalismus doch wahr, stolpert sie auch immer gleich über eine brandheiße Story. Und ihre investigativen Recherchen macht die junge Heldin nicht zum großen Teil in ihrer Freizeit, sondern schön in Ruhe in ihrer Kernarbeitszeit.

Doch ein paar Sätze der ersten beiden Folgen stimmen doch:
"Keine Ahnung, ich lese meine Zeitung nicht"
"Sie? Sie ist noch schlimmer! Sie ist von der Presse." 
"Lassen Sie die Finger vom Journalismus. Der tötet jeden, der nicht die Kraft hat, ihm die Stirn zu bieten"
Zusammenfassung für meinen Mann: Gut im Job, nicht so gut im Privatleben - Journalistenklischees sind (vielleicht nicht) so weit hergeholt!

Donnerstag, 7. Februar 2013

Umfragetief

Donnerstag, der Tag vor Freitag, der wiederum der Tag vor Samstag ist ... Donnerstag ... besser bekannt als der Tiefpunkt der Woche.

Grund: Jeden (verdammten) Samstag erscheint in unserem Lokalblatt eine Umfrage, in der die Leute auf der Straße ihre Meinung zu einem aktuellen Thema wohl eher notgedrungen von sich geben. Freitagmorgen soll die Umfrage bereits fertig sein, damit der Chef sie bequem ins Blatt heben kann. Heißt: Spätestens Donnerstag geht es los. Umfragen müssen bei den meisten Lokalzeitungen meistens die Praktikanten machen. Das hat einen einfachen Grund: Umfragen sind blöd!

Die Redaktion ist blöderweise schon seit Monaten nicht in Besitz eines Praktikanten. So muss sich Woche für Woche einer opfern und los. Die Zeitung hat drei Kleinstädte im Verbreitungsgebiet, zwei der fünf gewollten Stimmen müssen aus meiner Stadt kommen. Ich opferte mich mit Blick auf das scheinbar einfache Thema "Erinnern Sie sich noch an die Faschingskostüme Ihrer Vergangenheit, als was sind Sie am liebsten zum Karneval gegangen?" großzügig. Ich bereute es bitter. Grund: Grundsätzlich falsche Herangehensweise!
  • Der Umfragende sollte nicht kränkeln, blass und augenberingt, weil übermüdet sein. Zudem sollte der Umfragende nicht dick in schwarzen Schal und schwarze Mütze auf schwarzem Mantel gepackt sein. Der Tod auf Latschen macht den Menschen einfach Angst, mit dem reden sie nicht.
  • Der Umfragende sollte auch nicht wie zitterndes Laub auf der Straße stehen und in der Nähe von Supermärkten rumlungern, wo er sich verzweifelt an einem Coffee to go festhält. Wer aussieht wie ein Junkie, der im besten Fall schon auf Entzug ist, ist auch kein vertrauenswürdiger Gesprächspartner.
  • Der Umfragende sollte auch nach dem fünften Korb nicht dazu übergehen, die Leute mit leicht verfinstertem Frustrationsblick eilig von der Seite anzusprechen und dabei kaum mehr ein "Guten Tag" über die Lippen bringen. Menschen mögen Höflichkeit.
Nach dem sechsten Korb hatte ich das Glück, einen Bekannten meines Großvaters zu erspähen und konnte ihm mit Mitleidsbonus doch etwas entlocken. Während ich mit dem Mann (zum Fasching am liebsten Seemann) vor dem Bäcker stand, ging mir zudem noch eine ihm flüchtig bekannte lustige Witwe (zu Lebzeiten des Gatten zum Fasching am liebsten als Paar aus Indianer und Squaw) ins Netz.

Umfrage im Kasten! Bilanz der ganzen Aktion: locker 30 Minuten in der Kälte, Laune am Gefrierpunkt angelangt, Comeback für Husten und Schnupfen. Ich werde dem Chef mal vorschlagen, die Umfrage nach gefühlt 15 Jahren doch mal abzuschaffen!

Montag, 4. Februar 2013

Sexy Sexismus

Jetzt geht es nicht mehr! Jetzt muss ich auch mal was los werden zum Thema "Sexismus" ... und wie sich damit ganz gut leben lässt:

Seit knapp zwei Wochen ist hierzulande die Sexismus-Debatte das große Thema! Eine Kollegin hat die an sich gute Sache losgetreten, indem sie über Rainer Brüderle und seinen Umgang mit ihr schrieb. Es folgten Beiträge über den Umgang von Politikern mit Journalistinnen und Beiträge über den Umgang von Männern mit Frauen überhaupt ... und es folgte der Aufschrei bei Twitter. Längst hat sich die Diskussion verselbstständigt - allerorten wird jetzt die Sexismus-Keule geschwungen und Spitzenpolitiker wollen nicht mehr allein mit Journalistinnen sein - wie unter anderem hier thematisiert wird.

Ja. Sexismus passiert. Nicht nur Journalistinnen. Aber wir kommen quasi auf dem Silbertablett zu jenen jetzt so viel zitierten Herrenwitzen. Ich hatte jahrelang mit so einem zu tun. Der Politiker hatte immer und bei jeder Gelegenheit einen Kommentar zu mir und meinen Outfits parat. Als ich wenige Tage nach dem Heiraten zu einem dieser ebenso langweiligen wie leider nötigen Spatenstichtermine kam, sagte der Mann für alle Anwesenden gut hörbar, dass ich keinen Sekt bekomme, weil ich ja jetzt sicherlich schwanger sei (Willkommen in den 50ern! Und noch dazu voll daneben!). Ich holte mir das Glas selbst und schüttete es auf ex hinter. Der Mann kam mir nahe und flüsterte für keinen anderen Anwesenden hörbar, dass ich sonst sofort auch hier und jetzt jemanden fände, der mir ein Kind machen würde. Ich war - das ist die eigentiche Nachricht - spachlos. Ähnlich clever verfuhr er gut ein Jahr später, als er mir bei einem anderen Termin wieder nahe kommend eine Bockwurst reichte und "Sind sie heiß?" fragte - wobei Tonfall und Gesichtsausdruck klar machten, dass damit ich selbst und nicht die im Kessel schwimmenden Würste gemeint wären! Ich trat erst die Flucht nach vorne an und glossierte das Vorkommnis. Die Sprüche gingen weiter. Monate später trat ich die Flucht nach hinten an und übergab das Einzugsgebiet des Mannes einem Kollegen. Und da bin ich auch nicht stolz drauf ...

Stolz dagegen bin ich darauf, in unserer Redaktion sonst das sexistischste Arschloch von allen zu sein. Frauenfeindlich? Ja, gerne! Nur am liebsten selbst! Ein aktuelles Beispiel: 

Meine Lokalzeitung veröffentlichte kürzlich ein Gruppenfoto des Musters "Und jetzt alle Ameiiiiisenscheiiiße sagen", auf dem ein Politiker seinen Arm locker um die Hüfte eines minderjährigen Funkenmariechens legt. Mein Chef erhielt von einem Leser eine E-Mail, in der ihm für dieses Bild Sexismus und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen wurde. Der Mail-Ton wurde rauer, als der Chef nicht prompt auf die Mail reagierte. Er fragte nun also in die Runde, was er jetzt antworten sollte und bekam eine Menge politisch korrektes Blabla zur Antwort. Ich: "Schreib dem Mann doch, dass du erst jetzt von der geilen Schülerpraktikantin gestiegen bist und vorher leider keine Zeit hattest!"
 
So geht das! Wie immer im Leben ... einfach schneller und härter sein als der Rest! Und machen wir uns doch alle (Männlein wie Weiblein) mal nichts vor! Was Sexismus ist und was nicht, ist - ohne hier etwas verharmlosen oder ins Lächerliche ziehen zu wollen - wie so oft im Leben auch nur eine Frage der Chemie zwischen den Beteiligten. Drei Beispiele:
  • Als ich mich bis aufs Blut mit einem Kollegen stritt und irgendwann ein "Du kannst mich mal!" plärrte, schnurrte und hauchte er mir ein "Oh ja! Das würde ich sooooooo gerne, Baby, mach dich doch schon mal nackisch!" entgegen. Sexismus? Oder charmantes Entschärfen einer gerade in die Luft gehenden V8-Rakete? Also ich musste lachen!
  • Als eine Kollegin sagte, wie schlecht es ihr nach so einer "Frauengeschichte" gehe und wie schwer ihr dieser Stressjob doch da falle, bot ich dem Chef an, meinen Zykluskalender auch in seinen Wandkalender zu übertragen, damit er immer bestens im Bilde ist und mich bei PMS gar nicht erst mit Arbeit nervt. Sexismus? Oder einfach sehr bissiger Humor? Also ich wollte spontan grinsend ein paar Kreuze in seinen Kalender schmieren.
  • Als ich einem anderen Kollegen auf dem (bisherigen) Höhepunkt der Sexismus-Debatte am Fuße der Bürotreppe begegnete und er mich bat, doch "bitte, bitte" vor ihm zu gehen, damit er mir wenigstens "ungehemmt" auf den Arsch gucken kann, wenn ich heute schon so einen blöden und viel zu weiten Rollkragenpulli tragen muss und ich mit dem Hintern wackelte ... Sexismus? Oder gleiche Humorwellenlänge? Also ich hatte Spaß.
Wäre es in all diesen Fällen der oben beschriebene Schmierlappen-Mann gewesen, der solche Sprüche klopft, so hätte ich vermutlich auch mal Ohrfeigen verteilt. Unter Kumpels aber und aus Spaß? Keine große Sache!

Zusammenfassung für meinen Mann: So wie die Sexismus-Debatte jetzt läuft, ist sie keinem mehr dienlich!