Sonntag, 11. Februar 2018

Zeitverschwender

Neulich schrieb ich hier über die Sache mit der Arbeitszeit. Klar ist: fokussiert arbeiten = eher fertig. Und so sinke ich oft schon zur Mitte des Nachmittags zufrieden im Bürostuhl zurück und habe meine To do-Liste (ich liebe Listen) abgearbeitet. Klappt nur nicht immer. Klar ist auch: Menschen verschwenden ihre Zeit. Und Menschen verschwenden die Zeit von Menschen. 

Ich verplempere jeden Tag zum Beispiel noch immer zu viel Zeit in angeblich sozialen Netzwerken und in sinnlosen Diskussionen, will mich aber nicht zu sehr über mich selbst ärgern. Ärger über andere Menschen bleibt dagegen nicht aus. 

Ich schätze mal, dass mindestens eine halbe Stunde wöchentlicher Arbeitszeit für Menschen wie Babuschek draufgeht - das ist der Nervenräuber, dem ich hier schon mal (Zeitverschwendung?) Zeilen widmete, nachdem ich ihm wieder jede Menge Zeit geschenkt hatte. Es sind aber auch Telefonate wie dieses, die Zeit und Nerven kosten:

Klingelringelling.
Ich: "Die XXX in Y, Christine Jacob. Guten Tag!"
Sie: "Ja, ich wollte mich beschweren!"
Ich: "Hm. Was gibt es denn für ein Problem?"
Sie: "Wir haben die Zeitung hier im Ort alle immer mittwochs, heute hat gar keiner eine bekommen."
Ich (verwundert): "Immer mittwochs, ja?! Und in Z?"
Sie: "Ja, immer mittwochs das Anzeigenblatt, der Zetter Wochenspiegel."
Ich: "Ahja. Sie sind hier aber in der Redaktion der XXX gelandet und in ß gelandet. Wir haben mit dem Anzeigenblatt in Z aber absolut nichts zu tun. Der Zetter Wochenspiegel gehört nicht zu unserem Unternehmen."
Sie: "Also kümmern Sie sich jetzt?"
Ich: "Nein, das kann ich nicht. Das Anzeigenblatt hat mit der XXX wirklich wirklich gar nichts zu tun. Sie sind hier in der Redaktion gelandet."
Sie: "Also wir wohnen in der ..."
Ich: "Moment mal, bitte. Es geht Ihnen um das Anzeigenblatt, das immer mittwochs kommt, ja?! Nicht um die Zeitung, die jeden Tag außer sonntags erscheint?!"
Sie: "Sag ich doch, die Mittwochszeitung."
Ich: "Hm. Wie gesagt, da sind Sie bei mir leider falsch!"
Sie: "Aber ich habe schon wo angerufen und die haben gesagt, ich soll bei Sie anrufen und haben mich Ihre Nummer gegeben."
Ich (mich gefällt das gar nich, mich wirft es die Stirn in böse Falten): "Nein, nein. Das war eine Fehlinformation. Das Anzeigenblatt in Z machen wir nicht und wir stellen es auch nicht zu."
Sie: "Okay, da kümmern Sie sich jetzt also."
Ich: "Nein!"
Sie: "Aber Sie sind doch bei der Zeitung."
Ich: "Ja, bei der Zeitung XXX, nicht beim Zetter Wochenspiegel. Ich habe Ihnen jetzt zwischendurch mal die Nummer rausgesucht."
Sie: "Ich will nicht noch wo anrufen. Kümmern Sie sich doch, dass ich die Mittwochszeitung bekomme, dafür habe ich doch angerufen!"
Ich: "Nochmals: Das Anzeigenblatt geht die Redaktion der XXX nichts, absolut gar nichts an! Die Nummer von denen lautet 12345. Rufen Sie bitte dort an!"
Sie: "Also haben Sie sich das jetzt notiert, wird jetzt nachgeliefert?!"
Ich: "12345 sollten Sie sich notieren! 12345 und die sollen sich kümmern!"
Sie: "Achso?! ... Achso ... Na gut."
Tut-tut-tut ...

In der Zeit hätte ich locker mindestens ein Katzenvideo gucken können.

Sonntag, 4. Februar 2018

Balance-Schlaupelz

Es ist Sonntag und ich arbeite nicht. Gut so. So ein freier Tag - und erst recht dieser - scheint ein erster möglicher Schritt zu dieser "Work-Life-Balance", von der immer so viele reden. Es sei denn man hat einen Job, in dem man sonntags arbeiten muss (!), ist der freie Sonntag echt für die meisten Menschen möglich. So wie das freie Wochenende. Die durchgeschlafene Nacht. Gut so. Freizeit ist wichtig. Ein echter Erholungseffekt tritt mit Arbeit sieben Tage die Woche - und seien es auch nur jeweils ein paar Stündchen - nun mal nicht ein. Für viele ist die Sache mit dieser Balance also machbar. 

Zumindest auf dem Papier. Denn es geht um mehr als die freien Tage und die mit Arbeit. Es geht um mehr als freie Sonntage. Es geht auch um die Frage, wie die Qualität der Freizeit aussieht und was man Sinnstiftendes mit ihr anfängt*. Es geht auch um das Empfinden bei der Arbeit. Es geht um vieles mehr. 

Grundsätzlich macht das quantitative Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit natürlich einen Grundbaustein dieser Work-Life-Balance aus. Bei mir kann es sich ergeben, dass ich trotz aller Bemühungen wochenends und nachts arbeite, weil ich Blaulicht-Reporter bin und da muss man und vor allem will man arbeiten, wenn was passiert. "Armes Mädchen", möchte man jetzt vielleicht denken. Quatsch!

Ich arbeite nicht zu viel, will ich auch gar nicht (mehr)


Ich arbeite, betrachtet man das große Ganze, dennoch nicht zu viel. Ich habe mir seit meiner Festanstellung jetzt genau ein Jahr lang in meinen Kalender meine Arbeitszeit notiert und immer drauf geachtet, dass ich nicht zu viel arbeite beziehungsweise Überstunden bei Gelegenheit abfeiere. Jahrelang habe ich als überemsiger Freiberufler definitiv zu viel gearbeitet, das Klischee des faulen Angestellten wollte ich zumindest in Sachen Zeit jetzt gerne erfüllen. Den ersten offiziellen Monat von Arbeitszeiterfassung habe ich nun auch rum. 

Dreieinhalb Überstunden habe ich zusammen bei einer vertraglich geregelten Arbeitszeit von 36,5 Stunden pro Woche. Dreieinhalb finde ich absolut in Ordnung. Es ist nicht Ziel und in meinem Job auch nur bedingt machbar, eine Punktlandung auf 36,5 hinzulegen. Im Februar könnten zwei Minusstunden das Resultat sein, im März vielleicht fünf Überstunden. Alles im Rahmen. Für mich schrillen da keine Alarmglocken. Ich bin voll in Balance.

Fakt ist: Ich habe einen fordernden Job, der nicht immer in geregelten Arbeitszeiten zu machen ist und das war mir von Anfang an bewusst, ich würde ungern darüber jammern. Die politischen Gremien der Lokalpolitik tagen nun mal meist erst abends und oft auch lange. Viele Gesprächspartner kann ich gar nicht zwischen 9 und 17 Uhr treffen, weil der für das Lokale angeblich achso typische Kaninchenzüchter ja selbst einem Job nachgeht und erst nach seinem Feierabend dort für ein Interview zur Verfügung steht. Und dann noch die Sache mit dem Blaulicht ... Ich arbeite vielleicht mehr als andere und empfinde es doch nicht als zu viel.

Diese und jene Tage


Ja, es gibt Tage, da bin ich von früh bis spät unterwegs und meine Freizeit ziemlich knapp. Es gibt Wochen, da kommen mehrere solcher Tage zusammen und es gibt Monate, da habe ich nur ein freies Wochenende. Es gibt auch Wochenenden, da bin ich mehr unterwegs als unter der Woche. Das Entscheidende ist: Ich steuere dagegen, ich hole mir mein Stück vom Freizeitkuchen zurück. Indem ich Mittagspausen verlängere, später komme und noch früher gehe. Wenn ich mal einen reinen Redaktionstag habe, an dem ich "nur" schreiben muss, brauche ich bei fokussierter Arbeit nicht die vertraglich festgelegten 7,3 Stunden dafür und schaffe es meist auch noch, etwas vom nächsten Tag vorzuarbeiten. Warum sollte ich, wenn ich meine Arbeit geschafft habe bis zum Sandmann im Büro hocken? Nur weil die anderen noch da sind und ich ihnen ihre Arbeit auch gar nicht abnehmen kann?** Mir doch egal! Also gehe ich eher, auch wenn die Uhr die 7,3 Arbeitsstunden noch nicht erreicht hat. Oder ich mache fix einen Friseurtermin und lege die halbe Stunde für meinen Kurzhaarschnitt einfach mitten in das, was andere so Kernarbeitszeit nennen würden. Solange ich meine Arbeit schaffe und die Zeitungsproduktion nicht gefährdet ist, weil mein Aufmacher erst nach der Frisur kommt, ist das alles in Ordnung.

Es gilt: Freizeit schafft man sich selbst in diesem Job! Sofern es denn möglich ist und solange Redaktionen nicht ihr Personal so weit runtersparen, dass nur noch ein Redakteur da ist, ist es noch möglich! Das gilt es im positiven Sinne auszunutzen. Ich bin nun mal ein Organisationstalent, selbst wenn es nur um die Organisation meiner selbst geht.

An meinem Dienst-PC hängt ein Spruch:
"Arbeite weniger, aber intelligenter, sei ein Schlaupelz." 
Ich bin ein verdammter Schlaupelz. Und ich werde mich solange es geht immer daran halten. 


* Es ist vielleicht auch mal ganz nett, aber ein auf der Couch vertrödelter Tag ist für mich keine gewinnbringende Freizeit und nach echter Erholung fühlt es sich für mich auch nicht an.

** Manchmal mache ich sogar das.