Samstag, 3. November 2012

Huch, jetzt ist es kaputt ...

Als Journalist kannst du die Augen nicht verschließen - jedenfalls dann nicht, wenn du deinen Job ernst nimmst und gut machen willst. Dann hilft nur noch "Augen zu und durch" ... Das Rathaus meiner Heimatstadt gerät ins (moralische) Trudeln - seit Jahren vielleicht, aber mindestens Monaten schon ... die ersten Stadtpolitiker haben schon vor Monaten die Messer gewetzt, aber neuerdings drehe ich wohl auch mit am Rad und es macht mich noch wahnsinnig ... Einer hat vermutlich/wahrscheinlich/wohl/vermeintlich/eventuell einer politisch nicht ganz korrekt was zu viel gegönnt. Fehler sind eingeräumt, die Dimensionen des Ganzen für Außenstehende erahnbar und für Recherchierende äußerst bedenklich, aber spannend! Augen auf: Als Journalist bist du Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichtet. Du! Die anderen aber nicht! Die haben andere Ziele. Und da passt dein Hang zur Wahrheit ganz gut in den Kram. Wieder andere wollen dir ihre Wahrheit aufdrücken. Auf allen Kanälen nehmen sie Kontakt zu dir auf. Deine Handynummer gibst du nur an die, die zu einem ausgewählten Personenkreis gehören, dem du sie geben willst. Jetzt aber wird sie dir - vermutlich durchs Zutun unbedachter Sekretärinnen - auch noch genommen. Dann rufen die dich auch privat mal an - abends, am Wochenende, zwischendurch - informieren dich über Dinge, lobscharwenzeln dich voll, "interessieren" sich für dich, wollen dir Sachen verklickern. Ohren zu und durch. Ohne den Tatbestand der Platthübschigkeit zu erfüllen, hast du dich über Nacht in ein Spielzeugpüppchen verwandelt. Und die ziehen an dir. In alle Richtungen. Die schieben dich in eine Richtung. In deiner Redaktion geht es in die andere Richtung. Mal so. Mal so. Unberechenbar. Jeder greift sich Arme und Beine und dann wird losgerannt. Was du dir dabei auskugelst, ist denen scheißegal. Du weißt nicht, wo die Schützengräben verlaufen und darum fängst du dir bald einen Kopfschuss ein. Raus kommst du aus der Nummer aber nicht mehr, willst - die Sache mit der Wahrheit und der Glaube ans doch noch Gute - es aber auch nicht. Und dann plötzlich passiert zwischen deiner Erde und deinem Himmel was, das dir das Winken mit der Moralkeule eigentlich verbietet! Und plötzlich stehst du so weit neben dir, dass du dir selbst zuwinken kannst.

Zusammenfassung für meinen Mann: Ich bin nicht schlauer als das Leben.

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