Montag, 2. Dezember 2013

Manic Monday

Viele Menschen behaupten von sich ja, dass sie Montage blöd finden. Ich kann von mir behaupten, dass ich jeden Montag aufs Neue dem Montag ins Gesicht lache, wie blöd ich ihn eigentlich finde. Denn Montag ist mein "Ich jammere über mich selbst, buhu"-Tag. Und jedes Mal, wenn ich beginne mich montags selbst zu bedauern, muss ich unweigerlich schief zu grinsen anfangen.

Montags bleiben mir für meinen ewigen und eventuell (?) aussichtlosen Versuch, mit der Arbeit in meiner Lokalredaktion die Welt der kleinen Kleinstadt ein kleines bisschen aus den Angeln zu heben immer nur ein paar Stunden. Im Kern bleibt mir nur bis kurz vor vier und bis dahin eine Menge Hektik zwischen den montags immer besonders langen Dienstberatungen in der Redaktion - denn montags dienen die Beratungen der Wochenplanung. Wenn die Planung für die kleine Kleinstadtzeitung gerade so gemacht ist, dann muss ich auch schon in die große Großstadt rauschen und kleines Geld verdienen. Montags arbeite ich nämlich nebenbei als Layouter eines am Mittwoch erscheinenden Anzeigenblättchens. Zwischen den Anzeigen mit ihrem Werbeblabla muss gelegentlich mal eine mitunter auch nicht weniger werbende und manchmal nicht weniger blabla Pressemitteilung untergebracht werden - das ist wie bei Frauenzeitschriften. Ich baue Fotos und Texte um Anzeigen herum, zwischen Anzeigen hindurch, unter Anzeigen hinweg, über Anzeigen drüber, links neben Anzeigen, rechts neben Anzeigen, im Quadrat um Anzeigen ... Ich versuche mir auch beim Redigieren der Pressetexte je nach Laune und Lage möglichst wenig Mühe und eigenen Anspruch zu geben, mache es meistens aber doch - und ich quäle (buhu) mich damit in Anwesenheit weiterer Leidensgenossen nicht selten bis spät in den Abend hinein. Und: Es steckt doch eine Menge Arbeit in diesen Anzeigenblättchen, die man gerne schon am Erscheinungstag so acht- und sorglos direkt in die Papiertonne wirft.

Buhu ... wenn ich könnte ... ich würde mein Geld nur mit Schönschreiben verdienen. Wenn ich könnte ... ich würde mein Geld nur damit verdienen, wirklich schöne Texte zu schreiben. Wenn ich könnte ... ich würde davon leben Sachen zu schreiben, die etwas bewirken und bewegen, Menschen zum Lachen bringen oder zu Tränen rühren. Wenn ich könnte ...ich würde von dem einzigen Talent leben, das ich habe. Diesem hier

Das ist wirklich das einzige klein wenig Talent, das ich überhaupt habe - aber immerhin habe ich überhaupt eins! Mein ambitioniertes Singen im Auto und unter der Dusche werte ich nicht als Talent. Obwohl mir mein ambitioniertes Gesinge schon eine Menge eingebracht hat. Flüchtige Bekanntschaften für die Zeit der Rotphase einer Ampel. Ansonsten nichts. Ich möchte unter meiner Dusche auch niemanden kennen lernen. Auch sonst unter keiner Dusche.

Weil ein bisschen Talent und große Träume aber nicht zum Leben leben reichen, fahre ich jeden Montag weiter brav Texte zwischen Anzeigen wurschteln. Wenn ich dann abends im Auto gen Heimat fahre und von Müdigkeit geschlagen wieder denke "Wenn, ja wenn" (anders ausgedrückt: buhu), beschränke ich mich schnell auf ambitioniertes Singen zur nicht immer ambitionierten Songauswahl eines x-beliebigen Radiosenders und vergesse die Welt um mich herum. Heute habe ich eine mit dem Grinsen eines zuvor noch recht müde wirkenden Mittfünfzigers dotierte Vorstellung von "Last Christimas" von Wham! gegeben, es war also doch so etwas wie ein guter Tag. Buhu ... "Last Christmas I gave you my heart" ... zur Erinnerung: Last Christmas I gave you my heart ... Habe ich wirklich gemacht, steht doch hier! ... But the very next day you gave it away?

Buhu ... wie praktisch! Wenn ich doch montags schon mal da bin, kann ich doch gleich mal was lesen am Montag, 13. Januar, in LE ... Was? Das ist Euer Job! 

Übrigens: Am Mittwoch werde ich dieses Anzeigenblättchen wie jede Woche acht- und sorglos direkt in die Papiertonne werfen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Du kannst.