tag:blogger.com,1999:blog-4978760475035276232024-03-14T02:58:39.611+01:00Jacobs WegeVom Leben zwischen den ZeilenJacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.comBlogger220125tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-58100128066676281032021-03-04T15:32:00.003+01:002021-03-04T15:32:49.626+01:00Meine Mähntorin<p style="text-align: justify;">Lange gab es hier nichts Neues zu lesen. Genauer seit dem Februar 2020 nicht. Nun. Ist ja wohl klar. Corona! <br /></p><p style="text-align: justify;">Wir alle wissen, was sich in der Welt geändert hat seit und mit 2020. Will man da eigentlich noch eine Geschichte dazu lesen? Ist man da nicht langsam einfach nur müde? <br /></p><p style="text-align: justify;">Ich habe inzwischen an drei Adressen im Homeoffice gearbeitet - und an mehr als drei Tagen habe ich darüber nachgedacht, doch auch mal über dieses Dasein im Homeoffice zu schreiben oder meine inzwischen gut erprobten Tipps dazu weiterzugeben. Und wegen der drei Adressen hätte ich ja auch jede Menge zu erzählen.<br /></p><p style="text-align: justify;">Was mich aber heute dazu bewegt, auch hier mal wieder zu schreiben, ist eine beschissene Nachricht. </p><p style="text-align: justify;">Es gibt ja noch immer diese eine Krankheit, die Corona in Beschissenheit, Unfairness und Arschigkeit in absolut nichts nachsteht. Und als ich davon erfuhr, hatte ich sofort einen Kloß im Hals.<br /></p><p style="text-align: justify;">Seltsam... Wenn man von der schweren Erkrankung eines Menschen erfährt, denkt man nie ausschließlich an diese betroffene Person und nur über sie nach, sondern das eigene Hirn verknüpft in seinem Schock alles wieder nur mit einem selbst und man denkt über sich in Verbindung zu dieser Person nach und was sie für einen bedeutet. Vielleicht aber sagt dieses Ichichich auch ganz viel über diesen Menschen.<br /></p><p style="text-align: justify;">Also...</p><p style="text-align: justify;">Es ist die Frau, die mich für meine berufliche und private Laufbahn weit mehr geprägt hat als sie selbst vielleicht auch nur erahnen könnte. <br /></p><p style="text-align: justify;">Ich fing gerade als Volontärin an und das ausgerechnet im Wirtschaftsressort, in dem damals ein Boss der Boss war, der sich teils schlimmer als die Bossin in "Der Teufel trägt Prada" zu benehmen wusste. Insgesamt eine harte Schule also. Geschadet hat es mir übrigens nicht. Dafür vielleicht anderen, bei denen ich heute diese Härte gern mal anlege... Was ich aber mit meinen ersten vier Wochen journalistischer Ausbildung vor allem verbinde, ist und bleibt diese Kollegin. </p><p style="text-align: justify;">Ich war damals noch keine 24 (bald werde ich 37) und hatte vergleichsweise wenig mit der Person/Persönlichkeit zu tun, die ich heute bin. Und dass ich heute so bin wie ich bin, das hat wohl auch viel mit dieser Kollegin zu tun.</p><p style="text-align: justify;">Schon am zweiten Tag nahm sie mich zur Seite und referierte einfach so aus der Kalten heraus: "Mädchen, du kannst was, das sehe ich. Sei nicht so schüchtern. So bist du nicht. Lass dir nicht die Butter vom Brot nehmen, lass dich nicht unterbuttern - hier nicht und auch sonst nicht. Man wird dich natürlich für eine Zicke halten, dann weißt du, dass du es richtig machst." </p><p style="text-align: justify;">Was genau das hieß und was sie damit meinte, hat sie mir in den folgenden Wochen nie erklärt, sondern einfach vorgelebt: klare Kante, Kompetenz, Pfeifen auf Klischees, Selbstbewusstsein, Durchsetzungsvermögen, Härte in der Sache, mehr Nein als Ja sagen, überhaupt den Mund aufmachen und klare Worte nutzen, sich nicht den Mund verbieten lassen, sich nicht ins Wort fallen lassen, Einstehen für die Dinge, die einem wichtig sind, anderen die Stirn bieten, nicht gefällig sein um anderen zu gefallen und viele viiiiiele Dinge mehr waren einfach ihr Naturell - Eigenschaften, die Männern auch heutzutage noch immer den positiven Macher-Stempel und Frauen den als "komplizierte Zicke" einbringen.<br /></p><p style="text-align: justify;">Unsere Wege trennten sich. Ich fasste nach dem Volontariat und einigen Umwegen in der einen Redaktion Fuß, sie wechselte in eine andere. Für mich ging es beruflich auf und ab, privat übrigens auch - manches davon hatte auch damit zu tun, dass ich mir nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollte, und ich bereue das in keiner Sekunde! Sogar der Betriebsrat (sie saß übrigens im Betriebsrat) musste hinzugezogen werden wegen meines Butterbrots und der Art, wie ich es verteidigte. <br /></p><p style="text-align: justify;">Und eines Tages traf ich sie zufällig auf einem Bahnsteig wieder. Sie grinste. "Du hast dir ja ein richtig fieses Zicken-Image erarbeitet die letzten Jahre", sagte sie. Schon kam ihre Bahn. Und mit einem "Määääääh, mach nur weiter so!" stieg meine Mentorin ein.</p>Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-32504280152202040032020-02-21T14:35:00.002+01:002020-02-21T15:00:26.243+01:00Nichtsmachenkönner<div style="text-align: justify;">
Mein kleiner Bruder würde vermutlich etwas wie "Weil de nüchtz kannst" sagen. Könnte sein. Vielleicht soll ich aber auch einfach nüchtz können, im Sinne von nüchtz machen. Ich weiß es nicht.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es gab da diese Mail an die Adresse, die ich verwalten darf <a href="http://jacobswege.blogspot.com/2018/05/a-wie-araanderungen.html" target="_blank">seit es in meiner Redaktion kein Sekretariat mehr gibt</a>. In dieser Mail gab eine Person ihrem ganzen Ärger freien Lauf, weil Sträucher verschnitten worden sind. Jede (Ketten)Sägen-Aktion in meiner Stadt ist sehr umstritten. Ein Mitarbeiter der Stadtverwaltung kann hier keinen Grashalm ausreißen, ohne sich gehörig verbalen Ärger einzufangen. Ich übertreibe natürlich. Die Bürger aber auch.*</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Weil ich fand, dass man derartige Leserbriefe eben nicht als solche - weil unkommentiert und ohne Stellungnahme der "Gegenseite" - veröffentlichen könnte, habe ich bei der Gegenseite mal nachgefragt. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Wenig später - Glück oder Unglück? - rief die Person an, was denn nun mit dem Brief sei. Ich erzählte, dass ich den zum Anlass genommen habe, bei der Stadt mal nachzufragen. Dass diese mir gegenüber argumentierte, dass es sich um Pflege- und Verjüngungsschnitt handelt, fand die Person jetzt scheinbar nicht so toll. "Sie tun also auch nichts zur Rettung unserer Natur!", warf man mir vor. Ich versuchte noch zu erklären, dass ich gar nicht in der Position dazu bin. Sondern in der, in der man auf Vorwurf von A hin bei B fragt und dann beide Seiten zur Wort kommen lässt. Die Person beendete trotzdem lieber das Gespräch.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Guter Bulle, böser Bulle </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Das mag kurios oder auch überempfindlich von mir erscheinen, kommt so oder in ähnlicher Form derzeit aber wieder sehr häufig in unserer Redaktion vor. Einerseits werden wir als "Lügenpresse" bezeichnet, die hier - von Merkel gelenkt natürlich - die Dinge lenkt. Andererseits wird von uns erwartet, dass wir uns stets und ständig auf eine Seite schlagen und die andere außer Acht lassen - sofern es in den Kram passt. Wir sollen Partei ergreifen und lenken, wenn es gerade mal passt. Sonst nicht. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Unsere Meinung soll bitte auch passen. Beziehen wir in Kommentaren - wer mag <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Kommentar_(Journalismus)" target="_blank">kann eine Definition ja mal nachlesen</a>, ich bin übrigens großer Freund und häufiges Beispiel für den Geradeaus-Kommentar - deutlich Stellung, werden wir am liebsten mit Mistgabeln durchs Internetdorf getrieben. Der jüngste Versuch, einen Shitstorm gegen mich aufziehen zu lassen, versandete jetzt aber scheinbar in wenigen Stunden. Dennoch wurde mir darin unter anderem attestiert, dass ich als Journalistin mal gar nicht gehe wegen alldem, was ich zuletzt in der Zeitung abgelassen hatte. Meine Mentorin aus Volontariatszeiten würde sagen "Guuuuut, alles richtig gemacht, du hast dich unbeliebt gemacht und bist irgendwo angeeckt!"</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Als ich neulich eine Berichterstattung betreiben musste, die einem einzelnen Politiker nicht in den Kram passen konnte, flog ich kurzerhand ein paar Tage aus seiner Verteilerliste und er schrieb zu dem Thema, um welches ich mich jahrelang kümmerte, plötzlich die Kollegin mit "Liebe XY, Du ...." an. Redaktionell teilen wir uns jetzt gerne mal in "guter Bulle, böser Bulle" ein. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Sicherlich gibt es ausreichend Fälle im Journalismus, die einer negativen Stimmung uns gegenüber Nährboden verschafft haben. Die Art und Weise, wie mit uns allen einer Sippenhaft gleich umgesprungen wird, rechtfertigt dies aber nicht. Ich verstehe dies hier ausdrücklich nicht als jammern - wenngleich ich zugeben muss, dass mich solche Wochen doch schlauchen. Ich verstehe dies hier als Dokumentation.<br />
<br />
Eine kleine Randnotiz mal noch zum versöhnlichen Ende, weil man darüber schmunzeln kann: Als wir neulich darüber berichteten, dass eine Supermarkt-Filiale auf Entscheidung des besitzenden Unternehmens hin geschlossen wird, erreichte uns via Facebook folgende Zuschrift: "Warum schließt Ihr den Konsum???".<br />
<br />
Was wir alles machen ... keine Bäume retten, aber Läden schließen! Irgendwie muss man die 36,5 Stunden aus dem Arbeitsvertrag ja rumkriegen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
* Ich bin Naturfreund. Ich mag Baumfällungen und so auch nicht. Ich habe aber oft auch Einsicht in die Notwenidigkeit. Kann ich auch nüchtz machen, ich bin halt so. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-38538159850422925242019-09-13T21:43:00.003+02:002019-09-13T22:04:18.353+02:00Menno, nix gibt es kostenlos<div style="text-align: justify;">
Freitagabend ist die perfekte Gelegenheit, die Woche Revue passieren zu lassen und sich schon mal was für die nächste Woche vorzunehmen. Fenster putzen. Kleiderschrank ausmisten. Ein Buch lesen. Handstand üben. Oder so. Am besten fange ich gleich morgen an. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe andere Ziele als andere. Solche muss man am besten sofort umsetzen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ab morgen will ich mich mal so verhalten, wie es etliche flüchtige Bekannte, sogenannte Facebook-"Freunde" und sogar besser Bekannte mir gegenüber tun. Mein Plan steht:</div>
<ol>
<li style="text-align: justify;">Ich werde zum eine Minute Fußweg entfernten Bäcker schlendern und die freundlichen Damen bitten, mir eines der Brötchen bitte einfach so zu geben. Oder besser noch ein Croissant. Hatte ich ewig nicht. Aber nur für lau. Sonst nicht. Geh ich halt weiter zum Fleischer. Ist mir doch wurscht, wie die Bäckersfrauen Geld für ihre Miete verdienen und ihre Kinder füttern. </li>
<li style="text-align: justify;">Ich kenne über drei Ecken Leute, die bei Automobilherstellern am Band stehen. Ich werde fragen, ob die mir mal einfach so ein Auto (gerne auch was sportliches) mitbringen. Kann man doch mal fragen. Am besten schreibe ich jetzt gleich mal irgendeinen von denen via Facebook an, am besten noch ohne Hallo oder sonstige Aufhaltereien, direkt raus mit meiner Frage: "Bringste mir einen Porsche, direkt vor die Tür?!" </li>
<li style="text-align: justify;">Was sitze ich eigentlich an einem Freitagabend am Rechner? Ich geh runter in die Bar nebenan und trinke mir ordentlich einen an, die Laune dazu hätte ich. Ich bin mir sicher, dass der Barkeeper mir die Drinks für umme gibt sobald ich beim Blick auf die Preise "Or menno, das kostet ja alles Geld" sage.</li>
</ol>
<div style="text-align: justify;">
Warum ich das schreibe? Schreiben ist mein Job, ich verdiene damit mein Geld für meine Miete, mein Essen und was sonst noch so nötig oder manchmal auch unnötig (13. Yogamatte) ist. Und mein Arbeitgeber hat vor ein paar Wochen - wie viele andere auch - ein Bezahlmodell fürs Internet eingeführt. Früher konnte man sogar ganze "Seiten3" gratis im Netz lesen, jetzt kostet so gut wie jeder Artikel über ein Abo-Modell Geld. Für zehn Euro monatlich kann man alles lesen. Man kann davon und von meinem Arbeitgeber halten was man will, doch sonderlich abwegig erscheint es mir ja nicht, dass man für Produkte Geld bezahlen muss...</div>
<br />
<div style="text-align: justify;">
Dagegen scheinen etliche flüchtige Bekannte, sogenannte Facebook-"Freunde" und sogar besser Bekannte das für eine krasse Überraschung zu halten. Sie spamen mich auf diversen Kanälen zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten mit ihren "Bitten" voll, ich möge doch mal fix den kompletten Artikel kopieren und ihnen schicken. Weibisch wie ich bin, habe ich doch tatsächlich noch etlichen erklärt, warum ich das nicht kann. Ich werde zu einem einfachen "Nö" übergehen. Und jetzt lege ich mal das Brötchengeld bereit. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-26729276447768433482019-02-22T14:34:00.000+01:002020-02-21T14:44:35.277+01:00Ich mache bald Urlaub in den Misanthropen<div style="text-align: justify;">
</div>
Einmal pro Woche komme ich an diesen Punkt. „Ich hasse Menschen“ sage ich dann. Klingt hart? Einmal pro Woche ist doch noch gar nichts! Früher habe ich das täglich gesagt. Heute meditiere ich ja. Hilft aber nicht durchgängig gegen all den Scheiß da draußen. <br />
<br />
Meistens ist es mein Job, der mich zu dieser Erkenntnis des Menschenhassens zwingt und mich das Negativ-Mantra irgendwas zwischen entnervt und echt angepisst ausspucken lässt.<br />
<br />
Warum ich Menschen hasse? Wegen Vorfälle wie dieser:<br />
<br />
Redaktion 8.30 Uhr. Ich bin gerade angekommen. Zuvor habe ich mittels Diensthandy schon zwei unfreundliche Mails aus dem allgemeinen Postfach der Redaktion weitergeleitet oder beantwortet und unzählig viel Spam gelöscht. Da wir kein richtiges Sekretariat mehr haben, macht man das jetzt eben als Redakteur so nebenbei auch mal noch mit. Einer der Schreiber beschwerte sich - mit ein, zwei Beleidigungen an uns Journalisten im Allgemeinen versehen - darüber, dass ein von ihm verschickter Leserbrief nach zehn Tagen noch immer nicht erschienen sei. Der andere Schreiber empfiehlt ein Video, das uns über die Verfehlungen der Bundeskanzlerin aufklären soll und mich unweigerlich an Hitlerbärte denken lässt.<br />
<br />
Auf dem Display meines Diensttelefons ist ein verpasster Anruf angezeigt. Gestern um 22.16 Uhr sowie heute um 7.12 Uhr und 7.55 Uhr hat jemand versucht, mich zu erreichen. Ich rufe – es ist 8.32 Uhr – zurück. Es meldet sich eine Frauenstimme. Ich stelle mich vor und verweise auf den verpassten Anruf. Sie motzt mich umgehend an, warum ich denn bitte jetzt erst anrufen würde. Ich sage, dass ich den Anruf jetzt erst gesehen und umgehend angerufen habe. Still in mich hinein frage ich mich, warum ich in so eine Rechtfertigungshaltung kippe nur weil ihr Tonfall beschissen ist. Laut frage ich, worum es denn geht.<br />
<br />
Sie wolle eine Anzeige schalten, sagt die Frau. Ich sage, dass ich Redakteurin bin und nicht für die Anzeigen zuständig. Das ist die Wahrheit. Die findet die Frau offenkundig nicht okay. Sie verweist darauf, dass im Impressum mein Name und meine Telefonnummer in Zuständigkeit für die Stadt stehen würden. Ich verweise darauf, dass dazu auch steht, dass ich in der Redaktion sitze und darüber in der Liste die Anzeigenabteilung ebenfalls mit Namen und Nummern aufgeführt ist. Murrend akzeptiert die Frau, dass ich ihr nicht helfen kann, betont aber, dass es ja wohl eher ums „nicht helfen wollen“ gehe.<br />
<br />
Ich verweise auf die Anzeigenabteilung und nenne die Telefonnummer der Kollegin. Zugleich weise ich darauf hin, dass die erst ab 9 Uhr erreichbar ist. Das sei eine Frechheit, dass bei uns keiner zu ordentlichen Zeiten arbeite, sagt die Frau und will das mit der Anzeige lieber sein lassen. Ich gebe es auf.<br />
<br />
In der Zeit, die ich mit diesem Telefonat verschwendet habe, hat jemand anderes es versucht. Auch diese Nummer rufe ich zurück. Am Apparat die Männerstimme eines akustisch wahrnehmbar älteren Mitmenschen. Als er erkennt, dass jetzt irgendwer von der Zeitung angerufen hat, legt er munter gleich mal los. „Bei euch geht keiner ran! Keinen erreicht man bei euch!“ Was er denn wolle, frage ich ihn. Er hat seine Zeitung nicht im Briefkasten. Wieder – ist ja wirklich schwer zu verdauen – muss ich drauf verweisen, dass ich nur Redakteurin bin und leider über die Abo- und Zustelldaten nicht verfüge und auch keine Kenntnis über mögliche Probleme bei der Zustellung habe, weshalb ich an die zuständige Nummer verweisen muss. Das genügt dem Mann scheinbar nicht. Jedenfalls putzt er mich weiter herunter, dass es ein Saftladen sei und er sich beim Chef über mich beschweren wird, dass ich ihm nicht helfen wolle und dass er dort erzählen werde, dass ich nicht an mein Telefon gehen würde. Es sei ja wohl wahrnehmbar besetzt gewesen und ich hätte ja umgehend zurückgerufen, versuche ich den Mann zu beschwichtigen. Er legt auf. Ich frage mich, warum nicht eigentlich ich schon viel früher aufgelegt habe.<br />
<br />
Ergo: Ich hasse Menschen!<br />
<br />
Mir ist ja durchaus bewusst, dass ich – davon gehe ich zumindest aus – noch auf einem sehr hohen Niveau jammere. Menschen, die beruflich zum Beispiel im medizinischen Sektor oder in einer Behörde mit Menschen zu tun haben, haben es vielleicht noch schlechter als ich.<br />
<br />
Aber das Ding hier ist nun mal ziemlich subjektiv und da werde ich mich doch nochmal auskotzen dürfen, sobald mir irgendwas in die Nase fährt…also bitte…<br />
<br />
Ich wünschte, ich hätte eine Stelle, bei der ich anrufen und einfach losschimpfen könnte und wenn mir dort einer erklärt, dass er nicht zuständig ist, aber die richtige Adresse kennt, dann flippe ich so richtig aus. Am besten ich rufe irgendeine Lokalredaktion an. Oder ich schicke denen Katzenvideos. Die wollen doch eh nicht richtig arbeiten, wenn die um sieben noch nicht ans Telefon gehen und um 22 Uhr nicht mehr! Saftladen!Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-69644235609932577172018-12-17T14:41:00.000+01:002018-12-17T22:44:08.696+01:00Viel zu lernen<div style="text-align: justify;">
Man lernt nie aus. Was ja auch irgendwie fatal wäre... Gerade in meinem Job lernt man beinahe täglich was dazu. Was ja auch irgendwie gut ist… Ein paar Sachen mache ich anders als noch vor ein paar Jahren oder gar Monaten, weil ich es mehr oder weniger schmerzhaft gelernt habe. Unter anderem habe ich die folgenden Punkte allmählich echt gut drauf:</div>
<h3>
</h3>
<h3>
</h3>
<h3>
Kommentare ignorieren</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br />
So gut ich mich selbst beherrschen und zügeln kann, vermeide ich es, jene Kommentare zu lesen, die zu meinen online veröffentlichten Artikeln eintrudeln*. Das raubt nur Zeit und vor allem Nerven. Meistens – so jedenfalls meine Erfahrung - echauffiert sich doch nur irgendein Troll, der ohnehin nicht mehr als die Überschrift gelesen hat, bezeichnet einen als dummen Praktikanten und weiß eh immer besser, wie Journalismus und – meistens geht es ja darum – Regierungsarbeit funktioniert. Nichts gegen konstruktive Kritik, aber das bringt mir so rein gar nichts außer Puls. Da ich meinen niedrigen Blutdruck inzwischen so gut wie überwunden habe, brauche ich das aber nicht. <br />
<br />
* Manchmal werde ich doch schwach, lese Kommentare und rege mich darüber auf, dass sich wer anders aufregt. Sinnlos!<br />
<br /></div>
<h3>
Menschen blockieren</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Man ist als Mensch und weniger als Journalist bei Facebook oder Instagram oder sonst irgendwo. Irgendwo sonst ist die Zeitung nicht im Briefkasten oder etwas anderes irgendwie nicht nach dem Geschmack einer Person gelaufen. Sie greift nicht zum Hörer und wendet sich an eine Hotline, sie greift zur Tastatur und schreibt einen bei Facebook an, weil man blöderweise der einzig deutlich erkennbare aus der Redaktion ist und damit in den Augen einiger wohl für alles zuständig. Ich weise höflich darauf hin, dass ich da jetzt (meistens ist es Samstagabend 22 Uhr) nicht helfen kann und verweise wiederum an den Kundendienst ab Montag. Dafür werde ich dann beleidigt, dass der Service bescheiden ist und ich mich gefälligst JETZT kümmern soll. Ich schreibe noch, dass es mir um diese Zeit (zur Erinnerung: meistens ist es Samstagabend 22 Uhr) unmöglich ist, die Zeitung in ein 15 Kilometer entferntes Dorf nachzuliefern. Das interessiert nicht. Auch beim nächsten Mal wieder. Und wieder. Die Person begreift nicht, dass ich die falsche Adresse für ihre Themen bin und lässt ihre Wut an mir aus, gerne auch die zum Thema „Lügenpresse“ allgemein. Das reibt auf. Es fällt schwer, sich nicht in Diskussionen verwickeln zu lassen. Also blockiere ich solche Menschen. Ruhe kehrt ein.<br />
<br /></div>
<h3>
Nein sagen</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br />
Samstag 18 Uhr. Anruf auf dem Privathandy, Nummer hat man sich von XY über Z besorgt. Morgen um 10 Uhr ist dies, das und jenes auf dem Dorf los, steht schon lange fest, hat man nur vergessen dem Kollegen zu sagen und ich sei ja wenigstens erreichbar. Aha. Morgen pünktlich um zehn soll ich bitte kommen und einen Bericht über die Kranzniederlegung, die Eröffnung der neuen Blumenstube oder die Konfirmation schreiben. Nö, kann ich nicht, mache ich nicht, meine Termine für das Wochenende stehen, sage ich. Aber Journalisten seien doch immer so spontan?! Ja, sage ich, das schon, aber nur wenn es wirklich nicht anders geht und gerade am Bahnhof der ICE entgleist oder der Oberbürgermeister verhaftet worden ist. Ansonsten gilt: Wenn ich wirklich jedes einzelne Mal spontan springen würde, wenn einer das von mir haben will, dann hätte ich keinerlei Freizeit und Privatleben mehr. Ein Recht auf Freizeit habe ich trotz meines Jobs. Also: Termine bitte künftig nicht kurz vor knapp, sondern mit ein paar Tagen Vorlauf und für morgen um zehn Uhr gibt es daher nur ein klares Nein*, der Kollege wird sich ab Montag telefonisch dazu melden. <br />
<br />
* Daraus lernt man wiederum: Nein sagen zu können, wird ja immer gerne propagiert – aber wehe man macht es wirklich … es kommt nie gut an, es wird meist als persönliche Beleidigung aufgefasst. Da müssen wir alle noch ganz viel lernen. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-90131648213753906852018-11-11T11:30:00.001+01:002020-02-21T14:47:01.970+01:00Fünf Monate und fünf Jahre<div style="text-align: justify;">
Mancher hat sich vielleicht gefragt, ob ich nun total verrückt bin, als ich Anfang des Jahres meinen Mitgliedsantrag für die Freiwillige Feuerwehr abgegeben habe. Für mich dagegen war das einfach eine logische Folge meiner bisherigen Erfahrungen und der letzten fünf Jahre. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Konsequenzen ziehen </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin seit gut fünf Jahren auch Blaulichtreporter und in dieser Zeit so gut wie immer dabei gewesen, wenn feuerwehrtechnisch in meiner Stadt irgendwas lief - zu jeder Tages- und Nachtzeit. Jedenfalls bin ich mindestens auch immer wach geworden, wenn feuerwehrtechnisch was lief. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und machen wir uns nix vor ... nicht alles, was eine Feuerwehr macht, ist auch presserelevant. Deshalb ist es aber nicht weniger wichtig. Da gibt es Tragehilfen und Türöffnungen für den Rettungsdienst, Ölspuren von der Straße zu entfernen und immer wieder fehlerhaft ausgelöste Brandmeldeanlagen. Es gibt eine Menge Bagatellen. Und es gibt zu wenig Leute, die das Ehrenamt noch machen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich dachte mir irgendwann, warum ich eigentlich immer nur daneben stehe oder ob es wirklich einen Unterschied macht, ob ich nachts auf meinen Pieper gucke und mir beim Stichwort "Tragehilfe" denke "Ach, ist eh nix fürs Blatt, schlaf ich weiter" (und dann ja doch nicht so schnell wieder ins Lummerland finde) oder einfach gleich mit aufstehe und den Job erledige. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheVVyCLTheLWcxlJQdjD_iEeEvX43ksDdUB8hkUKcaEQpOQqd2V_4E4LvZKKCYBpPUzI9pY-RWoiMr4x_TSE_r7lxLEJmFpTRdAb78OpVnxbHNeXKLuVG6ZSq2TUmhkrrFRbzIk69eEZE/s1600/received_1640316772748430.jpeg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1600" data-original-width="894" height="320" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEheVVyCLTheLWcxlJQdjD_iEeEvX43ksDdUB8hkUKcaEQpOQqd2V_4E4LvZKKCYBpPUzI9pY-RWoiMr4x_TSE_r7lxLEJmFpTRdAb78OpVnxbHNeXKLuVG6ZSq2TUmhkrrFRbzIk69eEZE/s320/received_1640316772748430.jpeg" width="178" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Das sieht doch schon ganz professionell aus. Der Helm ist nicht meiner, ich musste ihn mir kurz leihen.</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Also habe ich eine Grundausbildung absolviert und seit dem ersten Einsatz am 21. Juni 2018 auch einige Einsätze. Ich bin gut ausgebildet, ich habe in diesen fünf Monaten einiges an Erfahrung gesammelt. Und doch habe ich immer wieder das für mich und meinen Perfektionismus ungute Gefühl, dass mir eine Menge fehlt. Dabei ist es nur eins:</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Routine</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Mir fehlt Routine.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und ich werde sie vielleicht nie bekommen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Bauchgefühl geht vor</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich merke es bei bestimmten Stichworten. Wenn da was von Wohnungsbrand auf dem Pieper steht, kommt der erste geistige Hammer - die Überlegung, ob ich gleich als Presse anrücke oder doch als Einsatzkraft. Die Überlegung, welchen von beiden Jobs ich nun in diesem Ernstfall besser beherrschen würde und welchen ich mir eher zutraue. Beide Jobs gleichzeitig zu erledigen, wird mir nicht gelingen. Ich muss mich entscheiden. Jedes einzelne Mal. Die Überlegung wandert jedes einzelne Mal direkt weiter an mein Bauchhirn, ich lasse das Bauchgefühl entscheiden. Oft genug entpuppt sich so ein Wohnungsbrand ja auch als vergessenes Essen auf dem Herd...</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Neulich gab es mitten in der Nacht wieder so ein Stichwort. Ich eilte zum Gerätehaus. Ich schmiss mich in die Einsatzklamotten. Ich eilte zum Löschfahrzeug. Zeitgleich ein anderer Kamerad. Einer mit Atemschutztauglichkeit, welche ich nicht habe. Ich habe absichtlich mein Tempo rausgenommen (ich habe lange schnelle Beine, ich kann in meiner Schrittgeschwindigkeit fast jeden überholen) und ihm so den Vortritt gelassen. Er bekam den letzten Platz auf dem Fahrzeug. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Bei mir regte sich schon da wieder das Bauchgefühl. Ich habe mich schnell wieder umgezogen und bin weiter zu meinem Auto. Der Brand war berichtenswert. Ich war besser darin als ich vor Ort in Einsatzkleidung gewesen wäre. Ich weiß es. Und als Blaulichtreporter habe ich <a href="http://jacobswege.blogspot.com/2015/07/wenn-es-passiert.html" target="_blank">dermaßen Routine</a>, dass es mich selbst manchmal sogar erschreckt, <a href="http://jacobswege.blogspot.com/2015/11/abstumpfen.html" target="_blank">wie abgeklärt ich an die Dinge herangehe</a>.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Als Blaulichtreporter funktioniere ich einfach, vielleicht besser - oder besser: verlässlicher - als als Einsatzkraft. Ich weiß, wie es geht und was ich wann zu tun oder zu lassen habe. Ich bin schnell und zuverlässig dabei. Ich laufe dann wie auf Schienen. Ich kenne jeden meiner Schritte. In meinem Kopf ploppt eine Liste auf, die ich Stück für Stück und stoisch abarbeite. Ich weiche von diesem Skript nicht ab. Es ist wie die Grundübung in meiner Feuerwehrausbildung. Jede Kleinigkeit ist festgelegt und wenn man sich daran hält, gelingt sie auch. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe Routine.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Sie wächst mit jedem Mal.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Das gilt für beide Jobs.</div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-20664853723133928672018-09-30T16:44:00.001+02:002020-02-21T14:46:22.813+01:00Sprechstunde<div style="text-align: justify;">
Halb zieht er mich. Halb sink' ich hin. Dabei macht er wie so viele in letzter Zeit eine Bemerkung über meinen nicht gerade üppigen Körperbau. Er ist der erste Mensch seit langer Zeit, dem ich das nicht einen Hauch übel zu nehmen vermag. Vielleicht liegt es auch daran, dass seine große starke Hand noch immer meine kleine kalte hält und den Rest von mir auf ein Sofa dirigiert. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Er hat mir Tee gekocht. Mit der Begründung, ich würde wie ein Teetrinker wirken. Ich bin ganz verzückt von so viel Aufmerksamkeit. Das Konzept "Dornenvögel" macht irgendwie plötzlich Sinn.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Eigentlich bin ich hier, um dem Pfarrer etliche Fragen zu einem Thema zu stellen. Er hat sich so gut auf diesen Termin vorbereitet, dass er - es wirkt spontan und ist es gewiss doch nicht - ein 30-minütiges Referat hält, an dessen Ende keine meiner Fragen offen bleibt und ich keine einzige gestellt habe. Seine sonore Stimme hat mich ganz und gar eingelullt. Ich möchte gar nicht mehr gehen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Also gießt er mir noch eine Tasse Tee ein und lädt mich ein, zu bleiben und über Gott und die Welt zu reden. Er stellt mir interessante und interessierte Fragen, nur über mich. Das kenne ich nicht, sonst stelle ich die Fragen und schon gar nicht geht es nur um mich. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Er weiß, dass ich Atheist bin und nennt mich doch einen sehr religiösen Menschen, erstens weil letztlich alle Menschen religiös seien und zweitens weil ich so auf mein Karma bedacht sei - dabei habe ich das Wort ihm gegenüber nicht einmal in den Mund genommen habe. Wir alle suchen und finden unsere Rituale, sagt er. Wir alle haben unsere Gebete, jeder auf seine Art, sagt er. Wir alle haben unsere Tempel, mit und ohne Dach, sagt er. Tatsächlich kommen wir überein, dass man es mit Faithless halten kann und Gott doch ein DJ ist. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Beseelt gehe ich heim. Schade eigentlich, dass ich so lange nichts mit Religion am Hut hatte, denke ich. Und ahne doch, dass ich eine habe. Meine eben. Und er hat seine. Unfassbar, dass es deshalb immer wieder Mord und Totschlag gibt und ich könnte mit das Hirn zermartern, warum das so ist - oft genug tue ich das auch.<br />
<br />
Wochen später treffe ich ihn bei einer Familienangelegenheit wieder und er sagt ganz unvermittelt: "Wenn Gott ein DJ ist, dann tanzen Sie besser über manche Dinge nach als sich den Kopf zu zerbrechen, okay!?" God Is A DJ und der Pfarrer ein Psychologe. Amen. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-49789256783503354282018-08-13T15:23:00.001+02:002020-02-21T14:45:57.547+01:00Urlaub in den Misanthropen<div style="text-align: justify;">
Es ist nicht gerade ideal für meinen Job, aber ich gestehe: Ich kann Menschen (die meisten von ihnen) nicht leiden, ich habe nicht gerne mit Menschen (mit den meisten von ihnen) zu tun, Menschen (fast alle von ihnen) nerven mich. Oft fühle ich mich schlecht deshalb.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Am Freitag rief gegen 11 Uhr eine ältere Dame in der Redaktion an, der man in einem örtlichen Discounter nicht gestattet hatte, die Mitarbeitertoiletten zu benutzen. Das ist natürlich – und erst recht angesichts eines Darmleidens der Frau – sehr ärgerlich. Eine echt beschissene Situation, um ehrlich zu sein. Doch irgendwo in meinem Hinterkopf klingelte schon, dass Discounter da strenge Vorgaben haben und gesetzlich, so glaubte ich, nicht zu Kundentoiletten verpflichtet sind. Das hätte ich der Frau ja gerne erzählt … hätte sie mich zu Wort kommen lassen. Sie aber betonte lieber in fortwährend aufgebrachtem Tonfall, dass sie seit 40 Jahren Abonnentin der Zeitung ist, für die ich arbeite und nun sei es mal Zeit, dass ich was für sie tue. Okayokayokay. Ich versicherte ihr sofort beim Markt beziehungsweise dessen Konzernzentrale anzufragen und betonte noch, dass es aber sehr wahrscheinlich nicht sofort eine Antwort geben würde, ich mich dann aber umgehend melde.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Kaum hatte ich mich heute morgens kurz nach halb neun an den Schreibtisch gesetzt, klingelte das Telefon und am anderen Ende war wieder die Frau. In einem wahrlich pissigen Ton, ich kann es nicht anders sagen, fragte sie mich, was ich denn nun für sie erreicht hätte. Ich öffnete fix die Mails, wozu ich noch gar nicht gekommen war und fand – Glück für mich – ein Antwortschreiben des Marktes. Wie vermutet, gibt es gesetzliche Vorschriften, die es verhindern, dass die Mitarbeitertoiletten von Kunden benutzt werden und wiederum keine gesetzlichen Vorschriften, Kundentoiletten vorzuhalten. Die Firma entschuldigte sich dennoch, versicherte zudem, dies auch persönlich bei der Frau zu tun, wenn ich denn einen Kontakt herstelle.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Frau vernahm meinen Bericht, willigte der Kontaktweitergabe ein und geiferte doch munter weiter, ich solle jetzt mal dafür sorgen, dass sie mindestens Blumen von dem Markt bekommt. Als ich ihr sagte, mein Part sei ja jetzt getan und alles Weitere kläre sie doch lieber persönlich, sobald der Markt sich bei ihr meldet, giftete sie wiederum mich an als sei ich persönlich verantwortlich für das Geschehene und forderte mich auf, ihr eine Übersicht öffentlicher Toiletten zu liefern. Guten Morgen!</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Man sollte meinen, dass das für einen Morgen reicht. Getoppt aber wurde das noch durch einen Herren, der gerne einen Termin mit mir wegen eines lokalen Artikels machen wollte. Nur dummerweise fiel sein Terminvorschlag (oder sollte ich besser Terminbefehl sagen?) auf einen jener Tage, die ich auslandsurlaubend und virtuos abwechselnd zwischen Essen und Schlafen verbringen wollte. Im Leben nicht hätte ich damit gerechnet, dass der Mann tatsächlich sauer werden könnte und wiederum wie schon die Dame zuvor argumentierte, er sei ja lange genug Abonnent, dass ich das einfach mal einrichten müsste. Ich bot noch an, einen Kollegen zu schicken oder vor oder nach meinem Urlaub zu kommen, doch wütend schnaubend verließ der Mann das Haus und ließ mich stirnrunzelnd zurück. Vermutlich ist es nur menschlich, Menschen nicht leiden zu können. Ich träume vom Urlaub in den Misanthropen. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-6438731666784998572018-06-17T12:37:00.000+02:002018-06-17T12:42:33.923+02:00Lokaljournalismus geht durch den Magen<div style="text-align: justify;">
Auch 2018 erfüllt der Lokaljournalismus noch Klischees. Das vom Bratwurstjournalismus zum Beispiel, also das der Berichterstattung über Dorffeste und andere "Friede, Freude, Eierkuchen"-Veranstaltungen als wäre außer "für das leibliche Wohl war bestens gesorgt" und Wetter nebst "tollem" Kindergartenauftritt nicht viel gewesen. Ich bin nicht nur wegen der Klischees leicht angefressen über den Lokaljournalismus 2018. Dass ich an diesem Samstag und auch sonntags arbeiten muss, macht mich pappsatt.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nein. Es ist nicht so, dass ich mich nach meiner folgenschweren Phase des Workaholicseins nun komplett 180-Grad-gedreht in ein arbeitsscheues Mäuschen verwandelt habe. Doch wenn Lokaljournalisten in Zeiten hoher Arbeitsverdichtung auch noch <a href="http://jacobswege.blogspot.com/2018/05/a-wie-araanderungen.html" target="_blank">den Job des Sekretariats erledigen</a>, haben sie freie Tage verdient, finde ich. Dennoch bin ich an diesem Samstag auf dem Weg zu einem Dorffest. Die Sonne lacht. Ich könnte jetzt auch an den See fahren und rumlümmeln. Ich fahre arbeiten. Kotzt mich an. Man kann es nicht anders sagen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Lecker Lokaljournalismus</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Dass ich mit meinen neuen und ewigen Schwiegereltern in spe jetzt quasi Verwandtschaft in dem Dorf habe, schmälert das Angefressensein ein wenig. Besuch bei seinen Eltern, Arbeit, zwei Fliegen mit einer Klappe. Klappe meiner üblen Laune.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ankunft Festwiese. Der Papa Bär, der der Vater meines Freundes ist, entdeckt mich sofort und winkt und herzt und fragt als erstes "Hast du schon was gegessen?" Ja, habe ich. Aber er und Schwiegermama stehen an der Gulaschkanone der Feuerwehr, in der sie sich seit Jahren engagieren und die logische Antwort auf die Frage kann nur "Ja, aber ich könnt' schon wieder!" lauten*. Platsch. Eine große Kelle Erbsensuppe landet in einer Schüssel. Flupp, taucht eine Bockwurst hinterher. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich genieße meine Suppe. Dann, sag ich, muss ich aber erstmal arbeiten und was Substanzielles über das Fest berichten. Wo ich denn unter der Devise mal nachfragen sollte, frage ich meine Schwiegermama. "Geh mal zu den Landfrauen, da gibt es lecker Kuchen", sagt sie. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Landfrauen begrüßen mich gleich mit einem Stuhl, den sie mir sitzbereit unter den Po schieben. "Wollen Sie erstmal was essen, bevor Sie weiterarbeiten? Sie können es vertragen", sagen sie und ehe ich widersprechen kann, fliegt von links ein Streuselkuchenstück heran, von rechts ein Muffin. Mit vollem Mund stelle ich ein paar belanglose Fragen. Zum Abschied gibt es ein Stück Aprikosenkuchen auf die Hand, Rhabarber sei leider schon alle, entschuldigen sich die Damen regelrecht.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Wie gut, dass ich den Bürgermeister treffe. Da muss was mit Substanz zu holen sein. Ein ernst zu nehmendes Zitat, eine Botschaft... "Na, meine Kleene", sagt er. Ich mag es eigentlich nicht, wenn mich (175 Zentimeter groß und 34 Jahre alt) Männer zur "Kleenen" machen oder mich anderweitig verniedlichen. Doch sein Händedruck ist so herzlich, dass ich an solche Prinzipien gar nicht mehr denken kann. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Er wendet sich zum Papa Schwiegerbär: "Jetzt gib der Kleenen doch erstmal was zu essen, sie kann's vertragen, sieht schon ganz dürr aus!" Bemerkungen über meinen Körperbau bringen mich gerade in letzter Zeit normalerweise auf die Palme, in diesem Fall grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Platsch. Eine große Kelle Erbsensuppe landet in einer Schüssel. Flupp, taucht eine Bockwurst hinterher. Wir reden ein bisschen, während ich esse natürlich. Dies und das. Geplänkel. Eine Landfrau kommt über die Festwiese geeilt. "Ich habe doch noch ein Stück Rhabarber gefunden, ist nur der Kuchenrand, tut mir leid, aber bevor Sie weg sind", sagt sie und überreicht mir den Teller, auf dem noch ein Muffin thront.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Vollgemampft und satt im Herzen fahre ich später am See vorbei und dann heim in den Feierabend. Am Sonntag fährt mein Freund ins Dorf. Tags zuvor musste er nämlich eine seiner 24-Stunden-Schichten arbeiten. Ich sitze wieder am Schreibtisch. Ich schreibe irgendwas über Friede, Freude und Eierkuchen. Bratwurstjournalismus vom Feinsten. Er nimmt eine Tupperschüssel mit, Erbsensuppe ist mir gewiss.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
* Wenn ein Eintopf stundenlang in großer Menge wie in einer Wanne heiß badet, ist das nachweislich eine der größten kulinarischen Köstlichkeiten überhaupt. Selbst unter größter Mühe bekommt man daheim niemals so gute Erbsen-, Gulasch- oder Kartoffelsuppe hin. Auch ein Sternekoch kann das nicht. Fakt!</div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-68685405649150382212018-06-09T16:13:00.003+02:002018-06-17T11:55:24.402+02:00Just B 2Punkt0<div style="text-align: justify;">
Eigentlich müsste man als Journalist ja großer Fan von Ereignissen sein. Wenn nichts passiert, ist das immerhin nicht gerade ideal für den Job. Man ist berufsbedingt meist auch mehr hyperaktives Gör als Faultier. Das haut bei mir auch ungefähr 48 Wochen pro Jahr hin. Die bisher beste Woche meines Jahres liegt jetzt hinter mir. Ich war endlich wieder in dem Land, in dem nichts passiert. <a href="http://jacobswege.blogspot.com/2016/07/ist-es-noch-weit.html" target="_blank">Mein heiß geliebtes Brandenburg...</a><br />
<br />
Ich bin immer wieder erstaunt, dass es dort auch Lokalzeitungen gibt, am Ende aber doch nicht neugierig genug in Erfahrung bringen zu wollen, wie die Journalisten dort mit 48 Wochen Sommerloch pro Jahr umgehen. Ich will ja nicht, dass in Brandenburg was passiert und Kontakt mit solchen Menschen wie es Journalisten sind, will ich auch nicht.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Passiert ist natürlich schon was. Und was!!! Mein ältester Bruder hat geheiratet. Das nenne ich mal Ereignis. Und das haben wir natürlich entsprechend gefeiert. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEkgdjYkFg-iurB7skRlNwDaFeVZCZd6jcRyxJn5CfzXUQkx6Z-JSf8DzGQSz5k95evMzIIp4weNKyVwLlbaLtrzv3cnheD8RIkCUEqX6BjditWqs67ryZuKS1oGKsDthSD9P0wp8YVlY/s1600/Briescht.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="720" data-original-width="960" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjEkgdjYkFg-iurB7skRlNwDaFeVZCZd6jcRyxJn5CfzXUQkx6Z-JSf8DzGQSz5k95evMzIIp4weNKyVwLlbaLtrzv3cnheD8RIkCUEqX6BjditWqs67ryZuKS1oGKsDthSD9P0wp8YVlY/s320/Briescht.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Durchgemacht</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ansonsten? Nüchtz. Besser geht es nicht. B wie Brandenburg, Brandenburg wie bestens... Und ich dachte schon, dass ich mittels Verpartnerung meine Brandenburgfähigkeiten verloren hätte. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich kann aber noch sehr gut brandiburgisieren. Aufstehen, um rumzulümmeln. Mampfen, um dann Verdauungsspaziergänge konsequent abzulehnen und sich wieder hinzulegen. Nach dem Mittagsschlaf nur aufstehen, um weiter rumzulümmeln. Dann nur ein bisschen stinkfaules Yoga mit viiiiiel Savasana oder Meditation (das ist genau das, was immer alle über Yoga denken: nur rumliegen/rumsitzen und atmen). In den Himmel und die Natur blicken. Nichts tun. Wirklich nichts. Höchstens mal was lesen. Nur ein bisschen Stoffwechsel betreiben und sonst nix. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass ein Faultier einen Kalorienverbrauch von 24 kcal pro Stunde oder so hat. Ich bin mir sicher, dass ich das in Brandenburg mittels massiver Faulheit noch unterbiete. Ich bin jetzt sogar stolze Besitzerin eines Urlaubskilos und noch zwölf solcher Wochen und man kann meine Hüftknochen nicht mehr sehen. Herrlich. Es müsste einfach mehr solcher Wochen geben... blöd, dass immer dieser Job im Weg ist. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-26469004325308131722018-05-13T10:49:00.001+02:002018-05-13T10:49:11.314+02:00 Ä wie Äraänderungen<div style="text-align: justify;">
Der Mai macht alles neu. Sagt man. Während ich privat solcher Aufbruchsstimmungsyeahyeahsachen wie der Hochzeit meines ältesten Bruders erfreut entgegenfiebere, könnte ich beruflich auf einige mailiche Veränderungen echt gut verzichten.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nachdem sich schon vergangenen Monat der erste Kollege in die Rente verabschiedet hat, wird es Ende des Monats der andere Kollege tun. Als Ersatz dafür kommen neue Kollegen, ist klar. Und mit denen komme ich auch klar, freue mich auf die Zusammenarbeit und neue Potenziale. Das ist ja schon Umstellung genug. Und eigentlich noch okay, die gute Version von "Alles neu macht der Mai".</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Was aber nicht okay ist, ist die Rente der Redaktionssekretärin und dass es für sie keinen Ersatz geben wird ... sieht man mal davon ab, dass man im 30 Kilometer entfernten Haupthaus einen Sekretariatspool sitzen hat, der E-Mails weiterleitet und Kilometergeldabrechnungen annimmt. Schön und gut. Aber das ist doch kein Ersatz. Es wird keine Sekretärin mehr bei uns vor Ort geben. Das ist das Ende einer Ära. Und da rede ich nicht davon, dass sie uns den Hintern nachgetragen hätte. So Klischee-Sekretariatsaufgaben wie Kaffee kochen und Spülmaschine ausräumen haben wir immer alleine gewuppt. Der Verlust ist aus anderen Gründen gewaltig.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
In zwei Tagen ist unsere <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2017/10/die-wichtigste-frau.html" target="_blank">wichtigste Kollegin</a> weg. Vorgestern haben wir Verbliebenen mit ihr einen Rundgang durch die Redaktion gemacht und ich habe fein säuberlich notiert, welche Aufgaben wir dann übernehmen müssen. Das fängt beim Leeren des Briefkastens an und hört beim Überblick über vorhandenes Material wie Druckerpapier, Notizbüchern und Kugelschreibern (was Journalismus nun mal auch braucht) auf. Unsere beste Kollegin hat aber auch ohne großen Kommentar die Geschirrtücher der Büroküche einfach daheim gewaschen und sauber wieder hingehängt. Bis zur Liste werden manche von uns gedacht haben, die Dinger wachsen an dem Haken, an dem sie hängen - genau wie die fein säuberlich archivierten Zeitungen. Nee! Und da gibt es noch mehr Beispiele...</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es sind tausend Kleinigkeiten, die eine gute Sekretärin übernimmt und die ihren Job so wichtig und sie so großartig machen. Ich rechne fest damit, dass wir in drei Monaten durch Unterlassen das erste stattliche Chaos angerichtet haben oder heulen, weil nirgends mehr eine Büroklammer aufzufinden ist. Klingt lächerlich? Aber: Erst wenn das kleinste Rädchen sauber läuft, funktioniert die ganze große Maschine. Ich fürchte, dass die Journalismus-Maschine ohne Sekretariat unrund laufen wird. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-56053394163355083722018-04-20T14:25:00.001+02:002018-04-20T14:38:01.548+02:00Dienst und Schnaps<div style="text-align: justify;">
Dienst und Schnaps. Schnaps und Dienst. Gehören nicht zusammen. Sagt man. <br />
<br />
Kann man Job und Privatleben trennen? Sollte man. Geht das immer? Nein. Ist man im Job genauso wie im Privaten? Also ich nicht. Nicht mehr. Ich habe eine Dienst- und eine Schnapspersönlichkeit. Ich leiste sie mir sogar bewusst. <br />
<br />
Terminjournalismus. Muss ja auch mal sein. Eine Genossenschaftsidee in meiner Stadt wird vorgestellt, die Infoveranstaltung soll Bürger locken, Anteile zu erwerben. Das ist grundsätzlich für mich eine gute – und zugegeben auch bequeme - Gelegenheit, zu erfahren, wie es um die Genossenschaft steht und wer sich dafür interessiert. Irgendwie ist das auch Chronistenpflicht. Also bin ich hier. <br />
<br />
Vor mir sitzt eine Frau. Sie lauscht aufmerksam, was so geredet wird. Als es an die Fragerunde geht, schnellt ihr Arm nach oben. Mit betont kritischer Stimme fragt sie, was sich hinter diesem und jenem Punkt der Genossenschaftssatzung verbirgt. Gut. Kann man fragen. Muss man nicht. Ich höre ihr aufmerksam zu. So wie ich jedem aufmerksam zuhöre, der mir im beruflichen Alltag begegnet. Egal erstmal, was für einen Sch… er erzählt. Erstmal zuhören, dann aussortieren. Das gehört zum Job. Ich höre zu. Ihr auch. Auch dann, als sie zu erläutern beginnt, warum sie diese Frage so gestellt hat. Eine aus meiner privaten Sicht unnötige Erläuterung.<br />
<br /></div>
<h3>
D-Zug</h3>
<h3>
</h3>
<div style="text-align: justify;">
Zwei Stunden später. Ich bin in der kleinsten Bar der Stadt. Naja, besser gesagt bin ich davor. Das Wetter ist schön genug, auf dem Bürgersteig zu sitzen und Pigmente zu haschen. Einmal wöchentlich wird in und vor der kleinen Bar der Feierabend bei Drinks und Häppchen eingeläutet. Ich trinke keine Drinks mehr, ich trinke Brause. Vielleicht wäre es mit Drink aber anders. <br />
<br />
Wieder die Frau. Sie erzählt. Und erzählt. Durchaus unterhaltsam, irgendwie erinnert ihr Reden aber immer ein bisschen an Auftritt. Hier und da eine Pointe, da was Nachgeäfftes, dort eine ungewohnte Betonung. Gesten. Schenkelklopfer. Den heutigen Witz lässt sie per Video auf dem Smartphone einen alten Mann im bunten Hemd erzählen. Der Witz ist nicht so alt wie der Mann, ich habe ihn trotzdem schon vor einem Jahr gehört. Also höre ich nicht zu. Ich schalte auf Durchzug. Wie ich es oft bei ihr und anderen Bekannten mache. Körperlich bin ich anwesend, ich bringe mich auch immer mal ins Gespräch ein, aber 100 Prozent – so wie im Job - gebe ich für solche Plaudereien nicht. Bei Freunden mache ich das nicht. Für die nehme ich mir Zeit und erst recht die zur echten Kommunikation, wenn die Zeit auch knapp bemessen sein mag oder selten...<br />
<br />
Aber Menschen wie der Frau höre ich immer schlechter zu. Ich schalte ganz bewusst auf Durchzug. Weil ich es kann. Für mich eine gute Nachricht. <br />
<br />
Jahrelang hat meine Hypersensibilität an meinen Nerven gezerrt, gezehrt und sie überreizt. Ich habe an einer vier Meter langen Tafel voller Gesprächsdurcheinander noch mitbekommen, was der Kerl am anderen Ende der Tafel als Drink bestellt und genossen hat. Ich konnte Tage später noch erzählen, wer wann was als Kleidung anhatte. Und ich konnte Stunden später benennen, welche Autokennzeichen mir auf der Landstraße entgegenkamen. Mir ist kaum etwas entgangen. Im Job mag das nicht schlecht sein, fürs Leben ist es nichts. Ich lebe zwar lieber und zum Leben gehört vermutlich für jeden irgendeine Bekannte oder irgendein Bekannter, der mit seinem Smartphone ganze Runde unterhalten will. Im Leben muss man aber auch nicht alles mitmachen und in sich hinein- und auf sich hören. Nur muss ich mit meinem D-Zug nicht alle anderen abhalten von dem, was sie okayer finden als ich. Ich bin also einfach aus der Bar getürmt. Entzug ist in Sachen Schnaps echt ein probates Mittel. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-53530934340489739022018-02-11T15:02:00.002+01:002018-02-11T15:04:19.811+01:00Zeitverschwender<div style="text-align: justify;">
Neulich schrieb ich hier über <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2018/02/balance-schlaupelz.html" target="_blank">die Sache mit der Arbeitszeit</a>. Klar ist: fokussiert arbeiten = eher fertig. Und so sinke ich oft schon zur Mitte des Nachmittags zufrieden im Bürostuhl zurück und habe meine To do-Liste (ich liebe Listen) abgearbeitet. Klappt nur nicht immer. Klar ist auch: Menschen verschwenden ihre Zeit. Und Menschen verschwenden die Zeit von Menschen. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich verplempere jeden Tag zum Beispiel noch immer zu viel Zeit in angeblich sozialen Netzwerken und in sinnlosen Diskussionen, will mich aber nicht zu sehr über mich selbst ärgern. Ärger über andere Menschen bleibt dagegen nicht aus. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich schätze mal, dass mindestens eine halbe Stunde wöchentlicher Arbeitszeit für Menschen wie Babuschek draufgeht - das ist der Nervenräuber, dem ich <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2017/05/der-nervenrauber.html" target="_blank">hier</a> schon mal (Zeitverschwendung?) Zeilen widmete, nachdem ich ihm wieder jede Menge Zeit geschenkt hatte. Es sind aber auch Telefonate wie dieses, die Zeit und Nerven kosten:</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Klingelringelling.</div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Die XXX in Y, Christine Jacob. Guten Tag!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Ja, ich wollte mich beschweren!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Hm. Was gibt es denn für ein Problem?"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Wir haben die Zeitung hier im Ort alle immer mittwochs, heute hat gar keiner eine bekommen."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich (verwundert): "Immer mittwochs, ja?! Und in Z?"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Ja, immer mittwochs das Anzeigenblatt, der Zetter Wochenspiegel."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Ahja. Sie sind hier aber in der Redaktion der XXX gelandet und in ß gelandet. Wir haben mit dem Anzeigenblatt in Z aber absolut nichts zu tun. Der Zetter Wochenspiegel gehört nicht zu unserem Unternehmen."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Also kümmern Sie sich jetzt?"</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Nein, das kann ich nicht. Das Anzeigenblatt hat mit der XXX wirklich wirklich gar nichts zu tun. Sie sind hier in der Redaktion gelandet."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Also wir wohnen in der ..."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Moment mal, bitte. Es geht Ihnen um das Anzeigenblatt, das immer mittwochs kommt, ja?! Nicht um die Zeitung, die jeden Tag außer sonntags erscheint?!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Sag ich doch, die Mittwochszeitung."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Hm. Wie gesagt, da sind Sie bei mir leider falsch!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Aber ich habe schon wo angerufen und die haben gesagt, ich soll bei Sie anrufen und haben mich Ihre Nummer gegeben."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich (mich gefällt das gar nich, mich wirft es die Stirn in böse Falten): "Nein, nein. Das war eine Fehlinformation. Das Anzeigenblatt in Z machen wir nicht und wir stellen es auch nicht zu."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Okay, da kümmern Sie sich jetzt also."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Nein!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Aber Sie sind doch bei der Zeitung."</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Ja, bei der Zeitung XXX, nicht beim Zetter Wochenspiegel. Ich habe Ihnen jetzt zwischendurch mal die Nummer rausgesucht."</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Ich will nicht noch wo anrufen. Kümmern Sie sich doch, dass ich die Mittwochszeitung bekomme, dafür habe ich doch angerufen!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "Nochmals: Das Anzeigenblatt geht die Redaktion der XXX nichts, absolut gar nichts an! Die Nummer von denen lautet 12345. Rufen Sie bitte dort an!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Also haben Sie sich das jetzt notiert, wird jetzt nachgeliefert?!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Ich: "12345 sollten Sie sich notieren! 12345 und die sollen sich kümmern!"</div>
<div style="text-align: justify;">
Sie: "Achso?! ... Achso ... Na gut."</div>
<div style="text-align: justify;">
Tut-tut-tut ...</div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
In der Zeit hätte ich locker mindestens ein Katzenvideo gucken können.</div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-59093726027424938102018-02-04T15:44:00.001+01:002018-02-04T16:10:46.782+01:00Balance-Schlaupelz<div style="text-align: justify;">
Es ist Sonntag und ich arbeite nicht. Gut so. So ein freier Tag - und erst recht dieser - scheint ein erster möglicher Schritt zu dieser "Work-Life-Balance", von der immer so viele reden. Es sei denn man hat einen Job, in dem man sonntags arbeiten muss (!), ist der freie Sonntag echt für die meisten Menschen möglich. So wie das freie Wochenende. Die durchgeschlafene Nacht. Gut so. Freizeit ist wichtig. Ein echter Erholungseffekt tritt mit Arbeit sieben Tage die Woche - und seien es auch nur jeweils ein paar Stündchen - nun mal nicht ein. Für viele ist die Sache mit dieser Balance also machbar. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Zumindest auf dem Papier. Denn es geht um mehr als die freien Tage und die mit Arbeit. Es geht um mehr als freie Sonntage. Es geht auch um die Frage, wie die Qualität der Freizeit aussieht und was man Sinnstiftendes mit ihr anfängt*. Es geht auch um das Empfinden bei der Arbeit. Es geht um vieles mehr. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Grundsätzlich macht das quantitative Verhältnis zwischen Arbeit und Freizeit natürlich einen Grundbaustein dieser Work-Life-Balance aus. Bei mir kann es sich ergeben, dass ich trotz aller Bemühungen wochenends und nachts arbeite, weil ich Blaulicht-Reporter bin und da muss man und vor allem will man arbeiten, <a href="http://jacobswege.blogspot.http//jacobswege.blogspot.de/2015/07/wenn-es-passiert.htmlde/2015/07/wenn-es-passiert.html" target="_blank">wenn was passiert</a>. "Armes Mädchen", möchte man jetzt vielleicht denken. Quatsch! </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Ich arbeite nicht zu viel, will ich auch gar nicht (mehr) </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich arbeite, betrachtet man das große Ganze, dennoch nicht zu viel. Ich habe mir seit meiner Festanstellung jetzt genau ein Jahr lang in meinen Kalender meine Arbeitszeit notiert und immer drauf geachtet, dass ich nicht zu viel arbeite beziehungsweise Überstunden bei Gelegenheit abfeiere. Jahrelang habe ich als überemsiger Freiberufler definitiv zu viel gearbeitet, das Klischee des faulen Angestellten wollte ich zumindest in Sachen Zeit jetzt gerne erfüllen. Den ersten offiziellen Monat von Arbeitszeiterfassung habe ich nun auch rum. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Dreieinhalb Überstunden habe ich zusammen bei einer vertraglich geregelten Arbeitszeit von 36,5 Stunden pro Woche. Dreieinhalb finde ich absolut in Ordnung. Es ist nicht Ziel und in meinem Job auch nur bedingt machbar, eine Punktlandung auf 36,5 hinzulegen. Im Februar könnten zwei Minusstunden das Resultat sein, im März vielleicht fünf Überstunden. Alles im Rahmen. Für mich schrillen da keine Alarmglocken. Ich bin voll in Balance.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Fakt ist: Ich habe einen fordernden Job, der nicht immer in geregelten Arbeitszeiten zu machen ist und das war mir von Anfang an bewusst, ich würde ungern darüber jammern. Die politischen Gremien der Lokalpolitik tagen nun mal meist erst abends und oft auch lange. Viele Gesprächspartner kann ich gar nicht zwischen 9 und 17 Uhr treffen, weil der für das Lokale angeblich achso typische Kaninchenzüchter ja selbst einem Job nachgeht und erst nach seinem Feierabend dort für ein Interview zur Verfügung steht. Und dann noch die Sache mit dem Blaulicht ... Ich arbeite vielleicht mehr als andere und empfinde es doch nicht als zu viel.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Diese und jene Tage </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ja, es gibt Tage, da bin ich von früh bis spät unterwegs und meine Freizeit ziemlich knapp. Es gibt Wochen, da kommen mehrere solcher Tage zusammen und es gibt Monate, da habe ich nur ein freies Wochenende. Es gibt auch Wochenenden, da bin ich mehr unterwegs als unter der Woche. Das Entscheidende ist: Ich steuere dagegen, ich hole mir mein Stück vom Freizeitkuchen zurück. Indem ich Mittagspausen verlängere, später komme und noch früher gehe. Wenn ich mal einen reinen Redaktionstag habe, an dem ich "nur" schreiben muss, brauche ich bei fokussierter Arbeit nicht die vertraglich festgelegten 7,3 Stunden dafür und schaffe es meist auch noch, etwas vom nächsten Tag vorzuarbeiten. Warum sollte ich, wenn ich meine Arbeit geschafft habe bis zum Sandmann im Büro hocken? Nur weil die anderen noch da sind und ich ihnen ihre Arbeit auch gar nicht abnehmen kann?** Mir doch egal! Also gehe ich eher, auch wenn die Uhr die 7,3 Arbeitsstunden noch nicht erreicht hat. Oder ich mache fix einen Friseurtermin und lege die halbe Stunde für meinen Kurzhaarschnitt einfach mitten in das, was andere so Kernarbeitszeit nennen würden. Solange ich meine Arbeit schaffe und die Zeitungsproduktion nicht gefährdet ist, weil mein Aufmacher erst nach der Frisur kommt, ist das alles in Ordnung.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es gilt: Freizeit schafft man sich selbst in diesem Job! Sofern es denn möglich ist und solange Redaktionen nicht ihr Personal
so weit runtersparen, dass nur noch ein Redakteur da ist, ist es
noch möglich! Das gilt es im positiven Sinne auszunutzen. Ich bin nun mal ein Organisationstalent, selbst wenn es nur um die Organisation meiner selbst geht. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
An meinem Dienst-PC hängt ein Spruch: </div>
<blockquote class="tr_bq">
<div style="text-align: justify;">
<span style="font-size: large;">"Arbeite weniger, aber intelligenter, sei ein Schlaupelz."</span> </div>
</blockquote>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin ein verdammter Schlaupelz. Und ich werde mich solange es geht immer daran halten. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
* Es ist vielleicht auch mal ganz nett, aber ein auf der Couch vertrödelter Tag ist für mich keine gewinnbringende Freizeit und nach echter Erholung fühlt es sich für mich auch nicht an.<br />
<br />
** Manchmal mache ich sogar das. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-16095561800637076162018-01-26T08:23:00.000+01:002018-01-26T11:13:18.821+01:00Auswärts<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Werde ich alt?
Besser: Werde ich wie die alten Kollegen?
</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Ich habe die
Kollegin, welche inzwischen im Ruhestand, immer ein bisschen
belächelt, wenn sie sich nach einem Happen in der Mittagspause mit
Verweis auf ihre schmerzende Schulter reckte und streckte, ihre Jacke
überzog und mit den Worten „Ich muss mal raus, an die frische
Luft“ verschwand und erst nach 15 bis 20 Minuten wieder erschien.</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Inzwischen ahne ich,
warum sie das getan hat.
</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Weil Journalisten
selbst in der Mittagspause immer nur ein Thema kennen. Die Arbeit.
Aber leider oft nicht im kreativen Brainstormingsinne und um wild ein
paar Ideen zu entwickeln, einige zu verwerfen und am Ende irgendwie
produktiv – und gesättigt – zu sein.
</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Nein. Sie
lamentieren darüber, das früher alles besser war und was dieser
oder jene Kollege (der, der gerade nicht mit am Tisch sitzt) wieder
gesagt und besser gelassen hätte. Sie jammern wie schlecht es der
Branche geht, was dieser oder jene Vorgesetzte besser machen könnte,
welcher Leseranruf wie genervt hat und … Sie jammern über das Wetter, das zu kalt, zu heiß, zu nass, zu trocken, zu irgendwas ist. Sie meckern über dies, das, jenes ... ach, es nervt mich
eigentlich das alles wiederzugeben.</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Bis vor rund sechs Monaten habe ich
mich oft an diesen Runden beteiligt, sogar inhaltlich. Und irgendwie
hatte ich nach der Mittagspause nicht nur wegen der ein oder anderen
Currywurst meist weniger Energie als vorher. Es raubt Zeit, Nerven
und Energie diesen negativen Trott mitzulatschen. Nichts kommt dabei
raus. Es ist weder für die Seele noch den Körper gesund, was passiert, wenn man immer stur sitzen bleibt und sich der Spirale abwärts
hingibt.
</div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
30 bis 45 Minuten
Pause haben wir per Gesetz je nach Arbeitstag. Die kann man sinnvoller
gestalten. Also esse ich was, recke und strecke mich, freue mich über
meinen gesunden Bewegungsapparat und gehe raus, um eine Runde um den
Block oder den nahen Stadtgraben zu laufen. Wenn ich wieder komme,
sitzen die anderen meist noch da. Die Mundwinkel zeigen abwärts. Ich
habe so rosige Laune wie Apfelbäckchen. Die frische Luft, das wusste
die „alte“ Kollegin schon immer, pustet das Hirn frei. </div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
Nur eines ist noch besser: öfter die Mittagspause ganz und gar außerhalb der Redaktion zu verbringen. Man verpasst garantiert nichts. Die beste Antwort auf das Abwärts ist auswärts. </div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="line-height: 100%; margin-bottom: 0cm; text-align: justify;">
</div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-52401915880660142422018-01-07T12:13:00.002+01:002018-01-07T15:21:22.167+01:00Deemanzipation in Heftform<div style="text-align: justify;">
Beim Friseur, im Wartezimmer, in der Sauna, vorm Besuch bei meinem Lieblingskosmetiker, lese ich Frauenzeitschriften, gerne die mit Sportbezug. Wo sie doch schon mal rumliegen?! Ich gebe zu: Wann immer die so eine Yoga-DVD vorne aufs Heft kleben, dann kaufe ich sie sogar. Dann bereue ich es. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nicht wegen der DVD, die meistens "nur" die Kurz-Version einer bald erscheinenden und zu bewerbenden neuen ist - Inspiration schadet ja nix und beim Thema Yoga bin ich sehr leicht einzufangen, folge diversen Angeboten bei Facebook und habe in dem Bereich so das eine oder andere Ideechen... Ich bereue es, weil ich mich am Ende doch nur über die Heftinhalte aufrege. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Problemzone Heftinhalt </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es ist eine einzige Abfolge von Kalorienangaben und der Abtrainiererei von Kalorien - und natürlich jeder Menge Werbung. Da gibt es kein Essen nach dem Motto "Schmeckt einfach saulecker und ist nebenbei auch gesund", sondern nur "landet nicht auf der Hüfte" und "drei Runden joggen und das Essen ist abtrainiert". Es gibt keinen Sport, den man, äh frau einfach aus Spaß an der Freude machen könnte. Es geht immer um Effizienz. Es gibt nur Sport, der bestimmte Verbrennungseffekte erzielt oder eine Wirkung auf bestimmte und uns angedichtete Problemzonen hat. Ich wüsste nicht, was an "Bauch, Beine, Po" problematisch sein sollte ... außer wenn ein weißer Hai große Stücke davon entrissen hat, also das ist dann ein echtes Problem.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Und weil - auch irgendwie logisch - sportliche Frauen natürlich nicht (mehr) über die (Selbst)Wahrnehmung der uns Frauen eingebläuten klassischen Problemzonen verfügen oder tatsächlich - oh weh, oh weh! - so ein Selbstbewusstsein haben, dass sie ihnen ganz herzlich am durchaus cellulitären Allerwertesten vorbeigehen (Frauen haben weibliches Bindegewebe. Punkt.), erfinden die Zeitschriften einfach neue Problemzonen. Kleiderbügelschultern zum Beispiel, bei denen die Schultern vom Nacken her abfallen - oder so, keine Ahnung. Monat für Monat kann frau eine andere Unzulänglichkeit an sich finden. Die wird dann wiederum mit speziellen Trainings, Cremes, Klamotten und mehr behoben. Monat für Monat wird was optimiert. Der Ist-Zustand ist nie, nie, niiiiie okay, damit die Maschinerie schön am Laufen bleibt.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnaMi8OtKBPcoXzWCLmRPv9eWBgeoLWktRsJfxrHU6VoGkYpuav63tJLl9SG1RTQjR94LcAr7U0GjP0OI65zKWpuQ-v5pFVAAW-c31OpdAo73hUbyGl4_QvOxLpaEZ4xxNJ_GeQO6OhSg/s1600/DSC_0620.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="1060" data-original-width="1600" height="211" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhnaMi8OtKBPcoXzWCLmRPv9eWBgeoLWktRsJfxrHU6VoGkYpuav63tJLl9SG1RTQjR94LcAr7U0GjP0OI65zKWpuQ-v5pFVAAW-c31OpdAo73hUbyGl4_QvOxLpaEZ4xxNJ_GeQO6OhSg/s320/DSC_0620.JPG" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Ich kann hier kein Problem feststellen.</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
Auf dem Cover tun die - speziell die Fitnessmagazine für Frauen - dabei immer so, als ob es ihnen um starke und selbstbewusste Frauen ginge. Das ist Quatsch. Zwischen den Zeilen geht es nie darum, zwischen den Zeilen wird das Selbstbewusstsein fein säuberlich zerlegt und der weibliche Mensch auf seine Figur reduziert.* </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Selbst beim von mir so geschätzten Yoga vergreifen sich die Zeitschriften dafür permanent im Ton. Es geht nie um die stabile Mitte, mit der man gleichzeitig in sich ruht. Es geht nicht um die Standfestigkeit. Es geht nicht um die innerliche Balance dank der äußerlichen. Es geht nicht um das erhebende Gefühl, sich selbst auf Händen tragen zu können. Es geht ihnen vor allem darum, dass diese und jene Asanas (so heißen die
Körperübungen im Yoga) einen flachen Bauch, einen knackigen Hintern und
straffe Beine machen oder in Tops (siehe Modestrecke ab Seite x, plus dazu der sauteure Selbstbräuner von Seite y) optisch toll wirkende Arme formen. Ich kann gar nicht so viel meditieren, wie ich mich darüber aufregen könnte...<br />
<br />
<h3>
Als ich jung war </h3>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Das Schlimmste - und zugleich Beste - daran ist, dass ich kurz nach meinem ersten Studium mit zarten 23 mal eine Bewerbung bei einem großen Medienhaus laufen hatte, das auch eine ganze Reihe solcher Zeitschriften herausgibt. Was ein Glück! Ein Vorstellungsgespräch und schon wollten die mich nicht. Mit 33 weiß auch ich: Ich hätte das echt nicht gekonnt.<br />
<br />
* Fitnesshefte für die männliche Zielgruppe sind sehr wahrscheinlich keinen Deut besser. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-71807388227080474602017-12-24T10:05:00.002+01:002017-12-24T10:05:54.389+01:00Dankbarkeit<div style="text-align: justify;">
Weihnachten. Zeit für den traditionellen <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2014/12/weihnachts-post.html" target="_blank">Weihnachts-Post</a> so wie <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2012/12/oh-ich-sentimentale.html" target="_blank">hier</a>, <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2013/12/geschenkt.html" target="_blank">hier</a>, <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2015/12/alle-jahre-wieder.html" target="_blank">hier</a> und <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2016/12/traditonsbruch.html" target="_blank">hier</a>. Zeit für Dankbarkeit. Natürlich all jenen gegenüber, die mich auf meinem Jacobsweg begleiten. Dankbarkeit für all die Dinge in meinem Leben, die einfach so gut sind und gut laufen. Dankbarkeit, dass ich so eine gute Freuamilie an meiner Seite habe.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Zu spüren bekommen habe ich das unter anderem, als der eigentlich gut gemeinte Plan für 2017 - mein Wechsel von der Selbstständigkeit in die Festanstellung - zum langen Nervenkrieg wurde, bei dem ich nach wie vor nicht ins Detail gehen kann. Wichtig ist das Ende: <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2017/03/ovarien-auf-der-reise.html" target="_blank">Ich habe daraus gelernt</a>. Viel. Sehr viel. Das vergesse ich nicht. Und ich will etwas zurückgeben, unter anderem stelle ich mich zur Betriebsratswahl und hoffe, dass ich dann ein paar Sachen im Unternehmen verbessern kann. Wenn ich nicht gewählt werde, bringe ich meine guten Ideen trotzdem ein. Seinen Gestaltungswillen kann man auch hinter den Kulissen ausleben, auch das habe ich gelernt. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe gelernt, dass ich - solange ich es will - immer ein Auskommen in dieser Branche haben werde. Scheißegal, wie anstrengend mich manch Chef finden mag. Denkt man als Boss an das Produkt, werden Menschen wie ich immer gebraucht. Denn der "journalistische" Nachwuchs ist keine Konkurrenz zu alten Hasen alter Schule wie mir. Es dominieren Ideenlosigkeit und Weichheit, Langsamkeit. Früher war alles besser, wir waren als Anfänger jedenfalls nicht halb so luschig drauf. Nach oben kommen diese Typen vermutlich schon, denn sie sind so flutschigflauschig, dass sie gut in Är... kriechen ... ach, lassen wir das! Ich habe ja aber auch gelernt, dass ich - zumindest momentan - gar nicht nach oben will und mein Gestaltungswillen (siehe oben) andere Ziele kennt.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich habe auch gelernt, dass ich meiner Familie dankbar sein kann für meine Erziehung. Eines Tages in diesem Jahr machte ich eine Seite 3 über eine Sportlerin Anfang 30. Am Rande spielte auch deren "Kollegin" eine Rolle, einfach nur durch die Anwesenheit auf Fotos, ansonsten war sie verzichtbar für die Geschichte. Die gekränkte Eitelkeit hätte ich ahnen müssen... Als mir diese Frau Anfang 20 aufgrund einer nach ihrem Geschmack dann falschen Bildauswahl kurz vor Mittag des Erscheinungstages mit leidender Stimme am Telefon Dinge wie "Ich ich ich (schnief) muss versuchen damit klar zu kommen" und "Ich ich ich (schnief) liege noch im Bett, ich muss das alles erstmal verarbeiten" sagte, war ich froh, dass mein Verarbeiten immer schon Aufstehen war. Momente wie dieser geben mir die Gewissheit: Wenn die Zombie-Apokalypse über uns hereinbricht, werde ich in der Lage sein, eine Gruppe Überlebender anzuführen. Die anderen bleiben liegen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrCqeh5WfZGMxw5uuS5kuv3ScLuVaU706K_Bxi8ew-ui7gUNtLn16YWYzj60K2pCfjITbg0lcYHt7C4f3tSgWmaiyxq18xgkJ1djVTDQuLvIM_KZs15xIXS5R5xaTLFa4oQ8nYs37IZZ4/s1600/IMG-20171027-WA0001.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="830" data-original-width="1280" height="207" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhrCqeh5WfZGMxw5uuS5kuv3ScLuVaU706K_Bxi8ew-ui7gUNtLn16YWYzj60K2pCfjITbg0lcYHt7C4f3tSgWmaiyxq18xgkJ1djVTDQuLvIM_KZs15xIXS5R5xaTLFa4oQ8nYs37IZZ4/s320/IMG-20171027-WA0001.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Schauen wir mal, was das Jahr 2018 bringt...</td></tr>
</tbody></table>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-78659173155629819242017-12-14T16:59:00.002+01:002017-12-14T20:08:33.746+01:00Die Wahrheit an der LügenpresseDonnerstag = Planungstag. An diesem Tag muss jeder Reporter/Redakteur der Redaktion einen Plan abgeben, in dem er auflistet, was er an welchem Ausgabetag der nächsten Woche abliefert – Aufmacher, Kellerbeiträge, Fotos, Anker und die Seite 3. Daraus wiederum entsteht der Wochenplan der Redaktion. Ich sollte also jetzt schon wissen, was am Montag in einer Woche in der Tageszeitung steht. Und ich weiß, welchen Aufmacher mein Kollege am nächsten Donnerstag liefern wird. Schöne Listenwelt ... Und ihre Qualität ist den Beurteilern der Liste so wichtig wie die Quantität der Liste. <br />
<br />
Kurzum: Donnerstag ist kein beliebter Tag unter den meisten Redakteuren. Bislang kam ich noch ganz gut zurecht mit diesem Tag und habe – finde ich – immer wieder gute Themen angeboten und davon auch nicht zu knapp. Ich habe mich gefreut auf diese vielen kleinen und großen Projekte der nächsten Tage. Und strukturiertes Arbeiten und Organisation liegen mir ohnehin, ich konnte also in 99 Prozent der Fälle garantieren, dass ich auch liefere, was ich notiert habe. Alles schick. <br />
<br />
Nicht mehr. Jetzt mutiert der Donnerstag auch für mich zu einem Montag wie ihn jeder Angestellte fürchtet. Donnerstag? Mäp, hör mir uff mit dem! Donnerstag? Hab ich keinen Bock drauf! Waaaaaas, schon wieder Donnerstag? Och nö, ich möchte lieber liegen bleiben.<br />
<br />
Ist klar. Erst recht zum Jahresende. Die Redaktion ist müde, die Kollegen scheinen leer und verbraucht. Jetzt hat es auch mich, mit 33 Jahren das „Küken“ der Redaktion (schlimm genug, dass man in dem Alter die Jüngste einer Redaktion sein kann), auch erwischt. Ich fühle mich noch leerer und noch verbrauchter. Ich bin müde. So kommt Donnerstag X und plötzlich fällt einem nicht mal mehr ein, was man auf den Plan schreiben soll. Weil da nix ist. Keine Idee, kein Funke, keine Lust. Alles 08/15 und manchmal nicht mal das. Kein Kracher. Kein Knaller. Keinen Bock. <br />
<br />
Kein Wunder!<br />
<br />
Ich habe das mal ausgerechnet. Durchschnittlich schreibe ich – wie vermutlich gefühlt 90 Prozent der Kollegen (bzw. mindestens 90 Prozent fühlen sich so) - täglich bis zu 220 Zeilen. Das ist so ungefähr jeden Tag die Textmenge, die der Mittelbau einer klassischen Zeitungsseite fasst plus drei bis vier kleinere Nachrichten. An Spitzentagen sind es 500 Zeilen. Tage unter 200 Zeilen in den vergangenen Wochen und Monaten fallen mir kaum noch ein, eine Handvoll könnten es sein. Natürlich ist Schreiben mein Job. Und grundsätzlich ist der Job einer der schönsten der Welt. Nur die Umstände sind beschissen. <br />
<br />
Jeden Tag solche Textmengen ausstoßen zu müssen, bedeutet schlicht irgendwann geschlaucht zu sein. Das kann nicht anders kommen. Denn es geht ja nicht allein darum, die Zeilen einfach nur zu schreiben. Bis man die Zeilen hat, ist ja jede Menge Arbeit zu tun. Telefonate, Termine, schriftliche Anfragen, Besuche vor Ort, Fotos bzw. die Organisation von Fotos … na Recherche und so eben …<br />
<br />
Für Ideen, für Funken, für Kreativität braucht es Luft zum Atmen, die nicht gegeben ist beim Hetzen von einer Zeile zur nächsten. Gute Zeilen allein schon in Sachen Stilistik wachsen davon auch nicht. Für gute Arbeit, gründliche Arbeit und schließlich den Anspruch der vierten Gewalt (... na Recherche und so eben ...) braucht es Zeit, die nicht gegeben ist beim Hetzen von einer Zeile zur nächsten. <br />
<br />
Will ich damit jammern? Nö. Also ... jein. Dann könnte ich mir diesen schönen Job woanders suchen und Ruhe is. Genau an diesem Punkt fängt jetzt das Jammern an! Das Jammern über Journalismus heutzutage.<br />
<br />
Es geht nicht um mich, es geht nicht um meine Redaktion, es geht nicht um dieses eine Medium. Das ist nur ein Beispiel aus dem konkreten Erleben. Wo auch immer man hinhört und sich mit Redakteuren austauscht, über welche Tageszeitung man auch immer in Branchenmagazinen liest, was auch immer die Gewerkschaften kommunizieren, was auch immer man recherchiert – das Problem ist (fast) überall genau das gleiche. Redaktionen sind personell zu knapp besetzt, immer weniger Leute müssen in Zeiten des Digitalisierungswahns (alles zuerst online, noch ein Video, schnell eine Bildergalerie) immer mehr Arbeit leisten und entfernen sich auch dadurch immer weiter vom Journalismus wie er sein sollte – die abverlangte Quantität killt jede Qualität. Und am Ende schimpft wieder einer Lügenpresse ... und ein Funke Wahrheit ist dran.Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-36252590538590168922017-11-20T21:20:00.001+01:002017-11-20T21:27:48.746+01:00Ehrlich sein<div style="text-align: justify;">
"Hm, ich kann momentan nicht versprechen, dass Eure Kinder noch Artikel von mir lesen werden"*, sage ich. Und es fühlt sich richtig und richtig gut an. Gerade hat mich eine 14-Jährige gefragt, ob ich meinen Job bis zur Rente machen möchte. Kann sein, kann anders kommen, sage ich. Und dass ich das so sagen kann, finde ich gut.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich bin in diese Klasse von Teenagern gekommen, um gnadenlos ehrlich zu sein. Zu ihnen in erster Linie. Zu mir selbst. Ich finde, dass die Kids das verdient haben. Für einen Monat ist meine Zeitung täglicher Unterrichtsstoff für sie. Und während sie den Autoren des Mathebuchs vermutlich nie in die Finger bekommen - vielleicht besser für denjenigen - dürfen sie mich doch gerne löchern. Das ist der Job. Regelmäßig veranstaltet meine arbeitgebende Zeitung das Projekt an Schulen. Damit soll die Medienkompetenz von der Grundschule an gefördert werden. Das finde ich gut. Medienkompetenz ist wichtig. Aber nicht nur aus diesem Grund mag ich das alles. Im Rahmen des Projekts haben die Schulen die Möglichkeit, sich einen Journalisten einzuladen. Ich lasse mich gerne einladen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Die richtigen Fragen </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ausnahmsweise stelle nicht ich die Fragen. Ich bekomme sie gestellt. Ich lerne dadurch vielleicht mehr als sie. Nebenbei bringe ich den Schülern bei, was ein Anker und was ein Aufmacher ist, was eine Reportage vom Bericht unterscheidet und worauf es in dem Job ankommt. Die Schüler sind interessiert. Sie machen mit. Die Finger schnepsen immer wieder nach oben. Es werden Notizen gemacht. Es wird gelacht. Sie hören zu. Sie spielen ganz locker mit mir durch, was mit der Ansage "Ab sofort gilt Samstagsschule" alles anzufangen ist und wie wir die gemeinsam von der Nachricht bis zur Reportage umsetzen könnten. Und plötzlich denke ich: "Ach, gucke an, du hast vielleicht noch mehr Talente als nur das eine."**</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Tatsächlich habe ich nämlich lange geglaubt, ich könne nur (Lokal)Journalismus. Keine Frage, ich bin ein guter bis oft sogar sehr guter Journalist. Ich kann das. Das Problem ist vielleicht aber mein "Immer schon" auf die Frage des Mädchens vorne links, ob ich das schon immer machen wollte. Ja, immer schon wollte ich das und tatsächlich zählt eine <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2012/08/wie-alles-begann.html" target="_blank">Entscheidung im Alter von 9</a> bei einem Lebensalter von fast 34 wohl als "immer". Das war gut, es hat mir immer Sicherheit und einen meist sehr deutlichen Fahrplan gegeben. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nun fragt mich das Mädchen vorne links, ob ich das bis zur Rente machen will und es ist kein Ja zu hören. Eher ein Vielleicht: Ich sage, dass ich es nicht versprechen kann. "Kann ich gar nicht glauben, sie erzählen so schön", sagt sie. Tatsächlich habe ich vorhin von unendlich vielen guten Dingen berichtet. Ich habe unter anderem erzählt, dass ich in meinem Job sogar Dinge verändern kann und Beispiele genannt. Ich habe die Frage nach der wichtigsten Geschichte meines Lebens mit "der über <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2013/11/xl.html" target="_blank">XL"</a> beantwortet und alles ausgepackt. Ich habe von anderen bedeutenden Artikeln erzählt. Ich habe geschwärmt, das alte Kribbeln tauchte wieder auf. Ich habe zehn Jahre Laufbahn an ihnen und vor allem an mir vorbeifliegen lassen. Unglaublich, ich bin noch recht jung und schon ein alter Hase, so lange bin ich dabei. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Gelernt ist gelernt</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ob ich das ewig machen will, weiß ich in dieser Sekunde trotzdem nicht. "Vor fünf Jahren hätte ich noch ganz klar und ohne Zögern Ja gesagt", sage ich dem Mädchen nun, "aber die Dinge ändern sich. Ich sage ja auch nicht Nein." Sie guckt immer noch ein bisschen enttäuscht. "Weißt du, wenn die Bedingungen immer schlechter werden, kommt man schon ins Grübeln." Immer weniger Personal in allen Bereichen vom Sekretariat bis zur Druckerei und immer mehr Aufgaben, generell immer schlechterer Ruf für Journalisten, die freien Kollegen werden nicht fair entlohnt - das Mädchen versteht. "Und außerdem bin ich jetzt in so einem Alter, wo man überhaupt viel grübelt. Ich habe zwar noch ganz gaaanz viel vor im Journalismus, aber ich kann vielleicht auch noch viel mehr als nur das", sage ich und das Mädchen nickt.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Glocke läutet zur Pause. Die Schulstunde ist vorbei. Sie tat gut. Es ist lehrreich für beide Seiten, wenn man mal ehrlich ist. Ich erinnere mich wieder. Ich erinnere mich wieder, warum ich als Kind diese Entscheidung getroffen habe und dass sie gut war. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
* Doch, das werde klappen, sagt ein anderes Mädchen und weist auf den Jungen auf der letzten Bank, der bereits Vater ist. Das werde ich doch sehr wohl noch schaffen, sogar mit Enkeln. Ist ein Deal, Mädchen!<br />
<br />
** Vielleicht sollte ich Volontäre unterrichten, damit die wirklich mal was auf dem Kasten haben. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-36253280886943890102017-10-31T08:48:00.000+01:002017-10-31T09:07:48.202+01:00Draußen vor der Redaktion<div style="text-align: justify;">
Ein Monat, der zwei Stürme beinhaltete, geht zu Ende. Wenn ein Sturmtief schon "Herwart" heißt, muss man nichts Gutes mehr erwarten ... was für ein selten dämlicher Name. Und so gab es auch jede Menge Ärger mit "Herwart" und seinem Kumpel "Xavier". Mich haben "Xavier" und "Herwart" daran erinnert, dass Journalismus draußen vor der Tür stattfindet.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nicht, dass wir nicht doch Schreibtischtäter sind. Es ist schon gut, dass Artikel noch immer an Schreibtischen verfasst und nicht zwangsweise auf irgendwelchen Ackern getippt werden müssen. Es ist praktisch und bequem, dass man für den Job oft auf einem guten Stuhl sitzen kann und nicht kopfüber von einer Decke hängt. Und zum Journalismus braucht es ganz sicher nicht nur die, die draußen sind.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Journalismus ist es auch, ein sogenannter Blattmacher zu sein und über Themen und Layout zu entscheiden. Man ist den ganzen Tag drinnen, oft in klimatisierten Räumen und schaut (zu), wie sich Stück für Stück eine Zeitungsseite füllt. Es muss jemanden geben, der Aufgaben verteilt und Anweisungen gibt. Es ist auch ein Teil von Journalismus. Ohne geht es nicht. Und ohne ist das sicher auch nicht. Aber nur am Schreibtisch sitzen? Immer schön im Warmen bleiben? Nein, ich möchte das nicht. Für mich ist das nicht Journalismus. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Vor der Tür</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Für andere auch nicht. Als "Xavier" über das Land fegte, war ich mit dem Fotografen draußen. Leser - steht nach wie vor zu vermuten - wollen informiert sein, was draußen vor der Tür geschieht, auch wenn sie sich selbst nicht mehr raustrauen würden. Der Wind peitschte uns ins Gesicht und die komplette Ausrüstung zitterte im Wind. Mich schob eine Böe einmal von rechts nach links. Wir wurden so nass, dass unsere Hintern nach unserer Rückkehr von draußen noch eine Stunde später feuchte Abdrücke auf unseren Bürostühlen hinterließen. Noch im Wind brüllte er mir zu, wie "geiiil" das jetzt gerade wäre. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ist es auch. Es ist unbequem und anstrengend in gewissen Situationen draußen zu sein, aber es ist unmittelbar und deshalb toll. Ich möchte nicht den ganzen Tag in einem Büro eingesperrt sein. Ich stehe lieber im Sturm und riskiere, dass mir ein Dachziegel auf den Kopf knallt als im Warmen zu sitzen und zu warten, dass sich die Geschichte bei mir meldet. Lieber hätte ich in meiner Traueranzeige stehen, dass ich im Job gestorben bin als dass ich wegen meiner bequemen Arschplattsitzerei auf dem Bürostuhl ein verfettetes Herz hatte. Für Journalismus braucht es freilich mehr als Sturmeindrücke. Es macht einen nicht zum besseren Journalisten, Blaulicht-Reporter zu sein. Es macht einen nur zu einer besonderen Gattung. Eine Zeitung besteht nicht nur aus "Katastrophen"-Berichten. Der gemeinsame Nenner "draußen" aber bleibt. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Was bleiben muss </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
In einer Zeit, in der Journalismus - und gerade der Lokaljournalismus - immer mehr auf Effizienz gebügelt und die Produktion von Artikeln zum Fließband-Output von Zeilen geraten soll, müssen einige Dinge heilig bleiben.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Man darf als Journalist nicht ernstlich erwarten, dass einem ein Mensch, den man aus welchen Gründen auch immer porträtieren will, seine Lebensgeschichte am Telefon erzählt. Man darf als Journalist nicht ernstlich erwarten, dass die Menschen einer Stimme, die sie nur vom Telefon kennen, trauen können. Man muss als Lokaljournalist die Stadt gut kennen und sie täglich erleben. Man muss als Lokaljournalist die Dörfer wenigstens besuchen, über die man schreibt. Man sollte als Lokaljournalist die Gemeinderäte live erleben und nicht nur Beschlussvorlagen abtippen. Man mus sich für Menschen Zeit nehmen. Man muss viel.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Wie kannst du vom Schreibtisch aus Dinge beschreiben, die du nicht gesehen hast? Wie kannst du vom Schreibtisch aus Sachen schildern, die du nicht erlebt hast? Wie kannst du über einen Menschen schreiben, den du nicht kennengelernt hast? Wie kannst du nur vom Schreibtisch aus die Geschichten auftun, die einfach erzählt werden müssen? Wie kannst du wissen, was abgeht, wenn du kaum raus gehst? Schriftsteller können Fantasie nutzen. Journalisten sollten die Finger davon lassen. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-91177453452245092392017-10-09T16:07:00.001+02:002017-10-09T16:15:08.173+02:00Die wichtigste Frau<div style="text-align: justify;">
Als ich Kind war, haben mir meine Eltern beigebracht, dass ich immer höflich sein soll und stets auch die Reinigungskraft, den Hausmeister und die Sekretärin grüßen soll. Sie bestanden sogar darauf, dass ich diese Personen ganz besonders zuvorkommend behandele. Hätten meine Eltern mitbekommen, dass ich das nicht getan und dafür den Direx vollgeschleimt hätte, hätte es aus mehreren Gründen - angefangen von Hochnäsigkeit bis hin zu Verkennen der Realität - mächtig Ärger für mich gegeben. Denn die genannten Personen seien immer die wichtigsten Menschen in allen Einrichtungen und Unternehmen dieser Welt und nicht nur deshalb bestehen meine Eltern auch heute noch auf gute Erziehung.<br />
<br />
Dass das mit der nicht zu verkennenden Bedeutung wahr ist, erleben wir in der Redaktion seit ein paar Wochen Tag für Tag. Unsere Sekretärin ist krank. Die wichtigste Mitarbeiterin ist nicht da. Jetzt – spätestens – fällt auch dem letzten Team-Mitglied auf, was sie jeden Tag leistet. Hoffentlich. Das, was sie sonst tut, bleibt nämlich an uns hängen und macht Mehrarbeit, die nicht zu unterschätzen ist.<br />
<br />
Nicht falsch verstehen... Es gibt bei uns kein „Fräulein Müller zum Diktat!“ und niemand käme auf die Idee, der Sekretärin einen Haufen Unterlagen zum Kopieren hinzuknallen oder sie zu bitten, doch mal eine Telefonnummer für einen rauszusuchen und auch noch zu wählen – solche Sachen machen wir immer selbst, alles andere wäre peinlich. Kaffee kochen können wir auch alleine. Wir sind schon eine Weile recht selbstständige Redakteure. <br />
<br />
Allerdings fällt ohne Sekretärin noch mehr Arbeit an, die eigentlich nicht Bestandteil unserer Aufgaben ist und ohne die unsere Aufgaben doch nicht zu lösen sind. Tausend Kleinigkeiten, ohne die das große Ganze nicht läuft. Die Zeitungen sind zu archivieren. Die Post ist aus dem Briefkasten zu holen, zu sichten und weiter zu verteilen, mitunter muss sie weiter versendet werden. Belegexemplare müssen auf den Weg gebracht werden. Das allgemeine E-Mail-Postfach quillt über, wenn nicht stündlich jemand aufräumt, Mails sortiert und sondiert, weiterleitet an die richtigen Stellen und reagiert. Leserbriefe gehören abgetippt. Leserfotos müssen erfasst werden. Irgendjemand muss den Zimmerpflanzen in der Redaktion auch mal Wasser geben. Das Papier im Drucker geht zur Neige wie der Toner, irgendwie muss da neues Material ran. Überhaupt kommt Büromaterial nicht von selbst in die Redaktion gelaufen. Genauso verhält es sich mit Spülmaschinentabs und solchem Krams. Zwischendurch sind Leserfragen allgemeiner Art wie „Wo kann ich eine Anzeige aufgeben?“ und „Ich hatte heute keine Zeitung im Briefkasten!“ zu beantworten. Der Schornsteinfeger kommt in die Redaktion – jemand muss zwischen eins und vier vor Ort sein, um ihn in Empfang zu nehmen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Weil im Sekretariat niemand sitzt, ist ja auch jeden Tag Tag der geschlossenen Tür in der Redaktion. Wir behelfen uns inzwischen mit einer Klingel. Alles in allem kein besonders niederschwelliges Angebot an die Leute, um mit ihrer Lokalredaktion Kontakt aufzunehmen – man kann nicht einfach zur Tür hereinspazieren und mal etwas ansprechen, man kann nicht direkt anrufen, sondern landet auf irgendeiner Rufumleitung und man kann nicht mal einfach was abgeben. Und es ist bitter zu wissen, dass das Unternehmen an der Schließung der Sekretariate in Außenredaktionen festhält. Geht unsere Sekretärin in Rente – und das ist bald – wird es immer so sein, dass da niemand ist … den Tag fürchten wir nicht nur wegen der Mehrarbeit, sondern vor allem für die Leser. Ohne Sekretärin geht es vielleicht, aber es läuft nicht. <br />
<br />
Dennoch gibt es mindestens noch einen im „Team“, der nicht begriffen hat, dass sich eine Geschirrspülmaschine weder alleine ein- noch alleine ausräumt. Es gibt auch mindestens immer noch einen, der an einer großen schweren Kiste voller Zeitungen vorbeiläuft und sich dann wundert, dass er nicht vom gewohnten Platz die heutige Ausgabe fingern kann. Es gibt auch mindestens immer noch einen, der die Klingel nie hört. Es gibt mindestens immer noch einen, der in Deckung vor dem Leser geht. Vermutlich wird „Team“ in diesem Fall als „Toll, ein anderer macht‘s“ verstanden. Auch das ist im Journalismus so fehl am Platz wie ein verwaistes Sekretariat. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-51584383068585812782017-10-01T14:47:00.000+02:002017-10-01T15:17:38.087+02:00Nonline<div style="text-align: justify;">
Journalisten sollten bei Twitter sein. Diese Botschaft stampft immer wieder an mir vorbei. Im Internet. Ich folge - bei Facebook - diversen Portalen und Ratgeberseiten für Journalisten und dort wird mir von denen immer wieder angezeigt, dass ich wiederum bei Twitter mitmischen sollte, das sei wichtig für Themenfindung, um Themen nicht zu verpassen und fürs Selbstmarketing.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich denke mir jedes Mal: Nö, isch möschte das nischt! Denn mir geht schon das sogenannte soziale Netzwerk Facebook oft genug auf den Senkel, als dass ich unbedingt noch eine Plattform nutzen und bedienen wollte. Das Internet insgesamt nervt mich viel zu häufig, als dass ich noch eine Funktion dort nutzen wollte.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Ich will den Ausschalter haben </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ja! Ich bin 33 Jahre alt und habe oft die Sehnsucht, das Internet zu löschen. Das passt nicht ganz zu meinem Job. Wir sollen ja jetzt alle total online-affin sein und uns einen abfeiern, weil wir Videos ins Netz pusten. Und das passt nicht ganz zu meiner Generation. Wir sind ja angeblich alle total online-affin und ständig im Netz, weil es so geil ist.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Meine Euphorie ist regelmäßig deutlich gebremst. Und dann wieder ganz weit oben. Ich kann mich nicht entscheiden ... Es gibt so viele tolle Seiten. Ich chatte mit Freunden. Ich habe Blogs im Netz. Ich lese total viel auf Online-Portalen. Meine Arbeit gewinnt durch schnelles Agieren im Internet. Aber: Online sein ist nicht alles. Oft mache ich mir Gedanken <a href="http://fraujacobsmomentmale.blogspot.de/2017/05/alles-neu.html" target="_blank">über eine Welt ohne Netz</a> ...</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Neulich hatte ich ziemlich spezielle Probleme beim Onlinestellen eines Artikels. Es ging kurze Zeit gar nix mehr online zu stellen oder auch nur zu aktualisieren. Ich schrieb die "Wir machen was in diesem Internet"-Beraterin unserer Lokalredaktion an, schilderte die Probleme und meine versuchten Lösungsansätze. Und ich schrieb "Vielleicht habe ich das Internet kaputt gemacht." - und ich war dabei sogar ein bisschen hoffnungsvoller als ich es vielleicht sein sollte.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Nein. Eigentlich möchte ich nicht das Internet kaputt machen. Es ist - wie gesagt - eine tolle Sache, aus vielen Gründen. Beruflich blühte ich ja erst so richtig auf, als es uns Redakteuren plötzlich möglich gemacht wurde Artikel auch selbst, sowie ganz schnell und unkompliziert im Internet zu veröffentlichen. Als andere in der dazugehörigen Schulung schon im Grundsatz murrten und dieses Internet ablehnten, stellte ich nur die Frage, ob ich dann endlich schnell Artikel online schießen kann und war angesichts der Antwot mit Feuereifer dabei. Ich erhielt zudem Zugriff auf das Facebookportal meiner Lokalausgabe und durfte dort ebenfalls sofort und ohne große bürokratische Umstände posten. Der Hintergrund meiner Euphorie: Das alles ist sehr praktisch, wenn man sich als Blaulichtreporter betätigt - denn nach Feierabend, nachts oder im Morgengrauen findet man keinen Kollegen oder Chef, der das für einen übernehmen würde.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Dass ich auch privat bei Facebook bin, hat mir ja auch viel gebracht. Dabei stieg ich recht spät dort ein, etwa im Alter von 26 Jahren. Grund war schlicht, dass die Stadtverwaltung meines Berichtsgebiets dort eine Seite erstellte und ich mir im Klaren war, dass auf der viel laufen wird, was wir als Redaktion nicht verpassen sollten. Ich nutzte mein Profil mehr und mehr zur Nachrichtenbeobachtung. Ich behielt nicht nur meine, sondern auch andere Städte und etliche andere lokale Seiten im Auge und so manche Story - und sei es nur eine Kleinigkeit - hätten wir vermutlich verpasst ohne Facebook, ohne mich. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Mein privates Profil wurde spätestens mit meiner Selbstständigkeit zu einem Berufsprofil. Ich nutzte das Ganze für Marketing - "Frau Jacob ist schnell da, wenn es brennt", "Frau Jacob ist am Puls der Zeit", "Lest die Artikel von Frau Jacob!" und "Frau Jacob ist 'ne dufte Person" lauteten in etwa meine Botschaften für das "Produkt", welches ich war. Ich nutzte und nutze Facebook, um Geschichten aufzutun und Leute zu finden. Ich erhalte via Facebook wertvolle Tipps und manche Sache in der Stadt hätte ich ohne das Netzwerk vermutlich verpasst oder erst zu spät entdeckt. Ob ich mit Facebook das Ohr wirklich an der Masse habe, wage ich angesichts so mancher asozialen Diskussion im sozialen Netzwerk aber zu bezweifeln - denn dann wäre die Masse erschreckend dumm. Schlaue Sachen und Nutzen/Nutzer gibt es zum Glück: Ich nutze Facebook mit einer geschlossenen Gruppe als Ratgeber und Wegweiser meiner Arbeit. </div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Die Geister, die ich rief </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ansonsten sitze ich oft da und staune über die Geister, die ich rief. In mein Messenger-Postfach trudeln regelmäßig Nachrichten von Menschen, denen die Zeitung nicht zugestellt wurde - dabei bin ich doch nur Redakteur und nicht im Vertrieb. In meinem Messenger-Postfach fragen mich Menschen, ob diese oder jene Ankündigung eines Vereins-, Garten- oder XY-Festes schon in der Zeitung war und ob ich das mal fix schicken könnte - was besonders lästig wird, wenn noch dazu zu der Stadt unserer Lokalausgabe gefragt wird, in deren Gebiet ich gar nicht arbeite und wo ich erst recht nicht als Archiv funktionieren kann. Wenn die Sirene geht, schreiben mir Menschen neugierige Nachrichten, was denn bei der Feuerwehr los sei, noch bevor ich überhaupt für mich die Frage geklärt habe, ob ich den Einsatz wahrnehme. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Sache wird verschärft, denn: Meine Kollegen sind entweder nicht bei Facebook, nicht unter ihrem Klarnamen dort zu finden oder wenn sie bei Facebook sind, interessiert sich niemand dafür. Also falle ich nach wie vor dort auf. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
So kommt es seit eingen Monaten immer wieder vor, dass ich in Diskussionen markiert werde und mich dann vor Tausenden Menschen äußern soll, genau als "die Frau Jacob von der Zeitung" und quasi im Namen der Zeitung. Als es "nur" um die Bauplanungen rund um eine Bahnschranke in meiner Stadt ging, steckte ich das noch souverän weg und verfasste einen Kommentar, bei dem keine Fragen mehr stehen blieben. Ich machte in einem Satz deutlich, was ich als Mitarbeiter dieser Zeitung tun kann (nachfragen) und in etlichen anderen Sätzen klar, was ich persönlich von dem ganzen Komplex halte - das ging flott von der Hand, denn mit Eisenbahngedöns kenne ich mich ziemlich gut aus. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Das Ende der Souveränität </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Am vergangenen Sonntag wurde ich zu einem Statement genötigt, wann die lokalen Ergebnisse der Bundestagswahl veröffentlicht werden. Ich rastete offline aus und konnte online nicht souverän bleiben. Ich schrieb - mal mehr oder weniger zwischen den Zeilen -, dass ich weder der einzige noch der Chef-Redakteur der Zeitung bin und man nicht einfach irgendeinen Journalisten, den man zufällig bei Facebook markieren kann, ständig vors Loch schieben sollte, sich zur Blattplanung und noch ganz anderen Dingen zu äußern.<br />
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Am nächsten Morgen wurde mir beim Lesen selbst klar, wie überspannt ich reagiert hatte. Aber Kommentare lösche ich nicht, da habe ich eine klare Linie. Ich stand zu meinem Geschreibsel. Wie gut. Am darauffolgenden Morgen dachte ich nämlich dagegen sehr wohl, wie recht ich doch hatte und habe. Auch ich habe mal ein Recht auf ein privates Leben. Vor allem habe ich das Recht, nicht ständig die Zeitung zu vertreten, für diese gerade zu stehen oder mich für deren Linie kritisieren lassen zu müssen - und das oft nur deshalb, weil die User sonst niemanden gegriffen kriegen.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Die Frage "sein oder online?" ist für mich inzwischen geklärt. Ich werde bei Facebook bleiben. Und ich werde es nach meiner Wahl nutzen. Es hat viele gute Seiten, die gut für meine Arbeit sind und von denen ich noch überzeugt bin. Privat ist es auch ganz nett. Oft genug nervt es mich - privat und beruflich. Das darf ich auch zeigen. Drum fällt Twitter aber sowas von aus für mich! Und ich bediene ihn immer wieder, den Aus-Knopf für dieses Internet. Denn <b><span style="color: #cc0000;">den</span></b> hat wirklich jeder von uns!</div>
<div style="text-align: justify;">
<span id="goog_2075946336"></span><span id="goog_2075946337"></span><br /></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/f4L3JfveYMk/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/f4L3JfveYMk?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
<div style="text-align: justify;">
<span id="goog_2075946336"></span><span id="goog_2075946337"></span><br /></div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-21233174022169671412017-09-11T16:59:00.003+02:002017-09-11T17:00:08.810+02:00Beste Zeit<div style="text-align: justify;">
Da sitze ich nun. Die Büros sind dunkel. Die Telefone schweigen. Der Drucker gibt von Zeit zu Zeit ein Klicken von sich. Sonst Stille. Ich bin allein. Niemand ist da und niemand weiß, dass ich hier bin. Es ist mitten in der Nacht. Morgengrauen. Es ist spät am Abend, früh am Tag, Wochenende. Irgendwas ist passiert, das mich treibt, meine Arbeit zu machen, weil ich eben meine Arbeit mache so wie ich sie mache. Ein Haus hat gebrannt, ein Unfall ist passiert, <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2015/07/wenn-es-passiert.html" target="_blank">irgendwas ist eben außerhalb der Kernarbeitszeit passiert und ich arbeite, weil ich das nun einmal so mache</a>. Wie gut.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Da sitze ich und bin allein. Ich arbeite, konzentriert und schnell, fokussiert, interessiert, motiviert. Es ist mitten in der Nacht, Morgengrauen, es ist spät am Abend, früh am Tag, Wochenende. Es ist die beste Zeit des Tages, der beste Tag der Woche. Es ist der Moment, in dem ich Ruhe und die Macht habe. Ich bin jetzt mein eigener Chef, mein Kollege, meine Sekretärin, meine Rechtschreibkontrolle, mein Lehrmeister. Ich kann tun und lassen, was ich will. Ich entscheide. Ich mache. Ich handle.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Niemand wird anrufen und mir erzählen, worauf ich im Text achten soll, noch bevor ich überhaupt den ersten Buchstaben getippt habe. Niemand wird meinen Artikel bearbeiten während ich noch an ihm schreibe. Niemand wird fragen, ob ich ein Video und Bilder für eine Galerie habe. Das habe ich vorhin mit mir selbst schon am Einsatzort geklärt. Niemand drängelt. Niemand stört. Niemand ist ungeduldig, außer mir selbst. Ich mache, was ich zu machen habe und stelle es so wie ich es gemacht habe ins Netz, stehe dazu und zu den Fehlern, die ich gemacht habe - meine Sache, mein Ding, meine Entscheidungen, meine Ruhe ... bis auch die anderen aufgewacht sind.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Es ploppen keine Rundmails mit sinnlosen Informationen auf, die höchstens zwei der zwanzig angeschriebenen Menschen interessieren. Es ruft auch kein Leser an, schmettert mir kommentarlos seine Kundennummer entgegen und ist dann enttäuscht, dass ich nur Redakteur bin und Abodaten gar nicht verwalten kann. Es kommt kein <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2017/05/der-nervenrauber.html" target="_blank">Babuschek</a> ins Haus und raubt mir die Nerven. Ich arbeite in einem Zug. Das einzige, was mich aufhalten kann, ist die eigene Müdigkeit und die des Systems. Wenn es nicht mitten in der Nacht, im Morgengrauen, spät am Abend, früh am Tag oder Wochenende wäre, könnte es immer so sein. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-88253811273357800462017-08-03T08:24:00.000+02:002017-08-03T08:26:43.579+02:00Wie die Zeit vergangen ist<div style="text-align: justify;">
Im Journalismus steht man ja total auf anlassbezogene Artikel. Anlässe wie Jahrestage kommen immer gut, sich Dinge nochmals in Erinnerung und ins Gedächtnis zu rufen. Man blickt ein, fünf, zehn Jahre später noch einmal auf die Hochzeit der Royals, das Attentat, den Start von, den Tod von, usw. ... und schaut, wie es heute damit ist, was daraus geworden ist, was danach geschah, ob man hinterher schlauer ist. </div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: justify;">
Aus gegebenem Anlass blicke ich heute auf meinen Blog.</h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
</div>
<div style="text-align: justify;">
Fünf Jahre - auf den Tag genau - ist es her, dass ich meinen Blog startete. <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2012/08/ich-lebe-zwischen-den-zeilen.html" target="_blank">Der erste Beitrag </a>war kurz und so eine Art "Hallo, da bin ich!". Ich habe mich einfach hingesetzt und losgelegt. Eine Bekannte, die inzwischen eine Freundin und oft wie eine Muddi für mich ist, hatte beziehungsweise hat auch einen Blog und irgendwie schien mir das ihrem Erzählen nach ein durchaus nettes Hobby. Eigentlich wollte ich einen Blog über Medien machen, der ausschließlich Medienkritik betreibt. Geworden ist daraus ziemlich schnell ein Blog über mein Leben als Journalist und meine Berufung, den Beruf und den Job. Dies und das findet sich hier: Berichte über seltsame Gesprächspartner und Interviewsituationen, Wundern über die Kollegen, Einblicke in das Arbeiten, meine wichtigsten Artikel, die Themenfindung, den Redaktionsalltag, ins Private und ins Gedankenkarussell. Und weil sich - eine Entwicklung der vergangenen fünf Jahre - nicht mehr alles nur um den Job dreht, gibt es seit zwei Jahren auch noch einen <a href="http://fraujacobsmomentmale.blogspot.de/" target="_blank">zweiten Blog</a> zu allem, was mir persönlich noch so schreibenswert erscheint und nix mit Journalismus zu tun hat.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCtlp3RMUE8L97JgSWg9fEsxS62d-7H9pPLAWbPSiFvlmm109P7IfPIc2l-_92Tk99u-pyM-s15VePHPVMKA-EJ-sKgqv7zRV89NqprbjkWRMvOfxTK9-fKCclEXFT4y6Tq_kNIISF4Mo/s1600/Frisch.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="687" data-original-width="995" height="220" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgCtlp3RMUE8L97JgSWg9fEsxS62d-7H9pPLAWbPSiFvlmm109P7IfPIc2l-_92Tk99u-pyM-s15VePHPVMKA-EJ-sKgqv7zRV89NqprbjkWRMvOfxTK9-fKCclEXFT4y6Tq_kNIISF4Mo/s320/Frisch.jpg" width="320" /></a></div>
</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
Ich will gar nicht genau analysieren, wie und womit die Zeit vergangen ist. Keine Frage, in fünf Jahren ist viel passiert. Es war eine gute Zeit. Vielleicht habe ich mich weiterentwickelt, vielleicht sehe ich manche Dinge auch einfach nur anders, vielleicht sehen mich andere nur anders. Als ich anfing zu bloggen, war ich noch verheiratet. Ein Jahr später schon nicht mehr. Fünf Jahre später beliebe ich oft zu scherzen, ich sei nur deshalb verheiratet gewesen, weil ich diesen echt coolen Namen für den Blog haben wolle. Alles goldrichtig so wie es gelaufen ist. Ich bin in vielerlei Hinsicht heute anders als ich damals war.<br />
<br />
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="text-align: center;"><a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSegYHpCVk8jQRxOimzKRkL2-cWZ9wrkyKxS7B6QYnpaBZ_xMPav2R18HGaNvyRyKG-N3z3Rpe0XQQ8M5uamD9Up0k1TIxpZ39XdPSoi-iX-Y6qJMgRPHvdBm8VFjCEYdkSo_mzAMteAI/s1600/WP_20170731_20_26_35_Pro.jpg" imageanchor="1" style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" data-original-height="903" data-original-width="1600" height="180" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhSegYHpCVk8jQRxOimzKRkL2-cWZ9wrkyKxS7B6QYnpaBZ_xMPav2R18HGaNvyRyKG-N3z3Rpe0XQQ8M5uamD9Up0k1TIxpZ39XdPSoi-iX-Y6qJMgRPHvdBm8VFjCEYdkSo_mzAMteAI/s320/WP_20170731_20_26_35_Pro.jpg" width="320" /></a></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="text-align: center;">Meine Muddis haben immer gute Karten für mich.</td></tr>
</tbody></table>
Als ich anfing zu bloggen, war ich zwar schon eine Weile dabei, aber noch lange nicht so sattelfest wie jetzt in meinem Beruf. Ich habe mehr und mehr Selbstbewusstsein in allen Berufs- und Lebenslagen entwickelt. Ich bin mir meiner selbst bewusst und ich kümmere mich sehr gut um mich. Vielleicht hat das Reflektieren über Job und Leben hier an dieser Stelle mitten im WWW auch einen Teil dazu beigetragen, sehr wahrscheinlich sogar.<br />
<br />
Als ich anfing zu bloggen, war ich angestellt. Dann war ich freie Journalistin. Dann war ich kurz angestellt. Dann war ich wieder freie Journalistin. Jetzt bin ich wieder angestellt. Ich will nicht mehr in der Vergangenheit kramen, was in den jeweiligen Phasen schief gelaufen ist oder was jeweils dazu geführt hat und was heute noch so alles nicht korrekt läuft. Die Zeiten des Wutheulens (noch immer einer der meistgelesenen Beiträge hier) sind vorbei oder beziehen sich jetzt auf Dinge, bei denen es wirklich nötig ist. Verliebt, verlobt, verheiratet mit dem Job? Verliebt ja und wir lieben uns (mal mehr, mal weniger), aber die Ehe haben wir annulieren lassen - das ist gesünder für mich.<br />
<br />
Als ich anfing zu bloggen, hatte ich keine Ahnung, dass ich in den kommenden fünf Jahren so manche echte Krise zu bewältigen habe und auf dem besten Weg ins Burnout bin. Heute, dem Hinterher von fünf tollen Jahren bin ich in vielerlei Hinsicht zum Leben als Journalist, der Berufung, dem Beruf und dem Job und vor allem dem Leben im Allgemeinen - und wie ich es führen will - schlauer. Ich weiß, was ich will und - oft immer noch besser und wichtiger als Ersteres - ich weiß, was ich nicht will. Ich weiß, dass sich noch sehr viel mehr in meinem Leben entwickeln wird - positiv wie negativ. Ich weiß, dass ich hinterher oft schlauer sein werde.<br />
<br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSIw-wZQV9ID-k8HQKbJjeu6NRkyZoSVJc6OBuKUAHKLG002nMuTvv85ZjY9S5R6SWP23NltfMndBRvIQeKHKIj2mNbeS5MLOaTxxc_yTk7SAbJoqI0DP7tlKC6cFk0nq9e3P38QRKg0w/s1600/DSCN1052.JPG" imageanchor="1" style="margin-left: 1em; margin-right: 1em;"><img border="0" data-original-height="1200" data-original-width="1600" height="240" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgSIw-wZQV9ID-k8HQKbJjeu6NRkyZoSVJc6OBuKUAHKLG002nMuTvv85ZjY9S5R6SWP23NltfMndBRvIQeKHKIj2mNbeS5MLOaTxxc_yTk7SAbJoqI0DP7tlKC6cFk0nq9e3P38QRKg0w/s320/DSCN1052.JPG" width="320" /></a></div>
<br />
Also ... Ich freue mich auf die nächsten fünf Jahre und die Entwicklungen. Ich weiß, dass es mir heute viel viel besser als noch vor fünf Jahren geht und dass ich auch damit klarkomme, wenn es mal nicht so läuft wie gedacht, alles halb so wild. Ich weiß, wer an meiner Seite ist und sein darf. Ich weiß, wie ich mir die kommenden Jahre vorstelle und wie ich damit umgehe, wenn es nicht klappt. Wird schon und wenn nich ... na, ma guggn. Alles wird gut. Und wenn das alles schon eine Form oder erste Ausläufer von "altersmilde" sind, freue ich mich auf das Jahr 2076*.</div>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<h3 style="text-align: center;">
Kurzum: FÜNF JAHRE, YEAH! </h3>
<div style="text-align: justify;">
<br /></div>
<div style="text-align: justify;">
* Da haben <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2013/11/xl.html" target="_blank">Mister XL</a> und ich ein Date. </div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-497876047503527623.post-7701496481528892482017-07-21T16:49:00.001+02:002017-07-21T17:16:27.486+02:00Das Elend mit dem Elend<div style="text-align: justify;">
Wer als Lokaljournalist arbeitet, der sollte nichts gegen Kleingärtner haben. Natürlich besteht gut gemachter Lokaljournalismus aus so viel mehr als Tauben- und Kaninchenzüchtern, Laubenpiepern und Kindergartenfesten, aber drumrum kommt man doch nie so ganz. <br />
<br />
Ich hatte mich ja in all den Jahren als überzeugter Lokaljournalist an die Kleingärtner gewöhnt, zuletzt habe ich sie sogar richtig gemocht. Ich kenne da zum Beispiel einen von fast 80 Jahren, bei dem werden auch meine Freundinnen schwach, wenn ich nur seinen Namen erwähne … Horscht Clooney nennen ich ihn, wobei George Clooney sich vermutlich in Wirklichkeit ein Beispiel an seinem Charme genommen hat. Ich trinke eigentlich keinen Kaffee mehr, aber bei Horscht würde ich sofort Koffein in meine Venen spritzen lassen. <a href="http://jacobswege.blogspot.de/2014/06/kaffee-and-kleinstadt.html" target="_blank">Kaffee and the Kleinstadt?</a> Mit Horscht jederzeit. Horscht, ach Horscht …<br />
<br />
Ich schweife ab. Ich kann Kleingärtner nicht mehr leiden. Zumindest für diese Woche. In einem Kleingartenverein hat der Vorsitzende, jetzt Ex-Vorsitzende, eine stattliche Summe Geld veruntreut. Abbuchung um Abbuchung muss er das Vereinskonto abgeräumt haben. Von dem Geld könnte man schon mal ein schönes Auto oder so kaufen. Über den Fall wird berichtet. Kleinstadt, Lokaljournalismus, Kleingarten, ungewöhnlicher Fall, Bericht, alles klar. <br />
<br />
Ich habe mit dem Kreisverband der Kleingärtner gesprochen, mit dem Vorstand des Vereins, mit Kleingärtnern in der Anlage, ich habe versucht den Ex-Vorsitzenden zu erreichen. Vor Kurzem war ich wieder in der Anlage. Wieder sprach ich mit ein paar Leuten, die waren auch alle ganz nett. Dann verließ ich die Sparte und fühlte mich gleich selbst kriminell.<br />
<br />
Vor mir baute sich eine Frau auf. Wenn ich noch einmal illegal fotografieren würde, deutete die Frau auf die Kamera (mit Objektivdeckel verschlossen) in meiner Hand, dann setze es aber eine Anzeige. Ich sagte, keine Gärten oder so, sondern nur einen auch von der Straße aus einsehbaren Aushang fotografiert zu haben. Das interessiere sie einen Sch…, meinte die Frau. <br />
<br />
Es brach aus ihr heraus. Ich würde mich am Elend bereichern, kassiere dafür noch Extra-Geld und das werde noch bestraft. Ihr aggressiver Blick ließ vermuten, dass sie mich nicht so einfach gehen lassen wollte. Ob sie sich denn noch erinnern könne, dass nicht ich das Geld veruntreut habe? Das interessiere sie einen Sch… <br />
<br />
Sie wisse genau, dass ich dafür noch Extra-Geld kassiere. Ich würde mich am Elend bereichern, wiederholte sie. Nein, egal welches Thema, in meinem Vertrag seien keinerlei Extras wegen schlechter Nachrichten vereinbart. Dochdochdoch, sagte sie. Mein Name sei ihr bekannt und sie werde das anzeigen. Und wieder wiederholte sie: „Sie bereichern sich am Elend!“ Ob ich oder Medien im Allgemeinen … „Sie bereichern sich am Elend!“, fiel sie ins Wort. Ich setzte erneut an. Ob ich oder Medien im Allgemeinen sich denn auch am Elend bereichern würden, wenn wir über Kriege schreiben, fragte ich. Ja, "ebend", über die „Scheiß-Ausländer“ würden wir berichten. Dabei gäbe es genug Elend hier vor Ort über das man mal berichten solle. <br />
<br />
Ich wollte mich nicht mehr auf die für mich nun doch drängende Konversation einlassen, ob sie sich da nicht ein wenig selbst widersprechen würde. Ich bin gegangen. Einfach gegangen. Manchmal ist es echt schwer Kleingeister UND den Job zu mögen, es geht vielleicht nur eins von beiden.</div>
Jacobswegehttp://www.blogger.com/profile/04022358423747571298noreply@blogger.com0