Sonntag, 16. September 2012

Ich habe es wieder getan

Ooooh, I did it again. Ich war mal wieder bei einem dieser von mir so geschätzten Goldpaare zu Besuch. Sie hatten höflich über ihre Gemeinde angefragt, ob einer von der Zeitung zu ihrem Ehrentag kommen könne. Eigentlich hat der Chef die Maßgabe, nicht mehr die Gold-, sondern erst die mindestens Diamantpaare mit ihren 60 Ehejahren dürften mit Text und Bild ins Blatt. "Aber, wenn die uns einladen, kann man das schon mal machen", sagt der Chef. 

Also Anruf am Vortag, um die genaue Zeit zu besprechen. Der Goldene sagt "Aber nur, wenn Sie es einrichten können, werte Frau. Wegen uns müssen Sie nicht extra hier raus kommen!" Wie goldig! Sein Dorf ist zehn winzige Minütchen entfernt. Block, Stift und Kamera geschnappt. Tor und Tür des Hauses sind mit vielen 50s geschmückt. Stimmen im Garten, einfach reinspaziert - wir sind hier ja auf dem Dorf. Riesenfreude über die hoch verehrte Zeitung, vielen Dank fürs Erscheinen. Wie immer bei diesen Terminen wird der imaginäre rote Teppich ausgerollt: Kaffee? Milch? Zucker? Tee? Ein Schnittchen? Kuchen? Noch ein Kissen? Ist es zu frisch hier im Garten? Sie sehen so verfroren aus? Wir haben auch noch Glühwein! Gefülltes Ei? Ach, Sie lieben die? Soll ich noch welche bringen? Was einpacken? Warum nicht? Wo Sie doch noch Termine haben, greifen Sie doch zu! Sie wollen doch nicht vom Fleisch fallen, oder? Sie brauchen noch Kraft!

Neben all dem Kümmern erzählen sie ihre Geschichte: verliebt beim Kegeln, Antrag, Hochzeit, Kind, Haus. Er ist ein Jahr jünger. "Ich habe mir einen Jüngeren genommen, alt werden die Männer von allein", sagt sie. Aber bitte nicht in die Zeitung schreiben, sie ist doch sonst nicht so frech. Sie ist seit fast 40 Jahren bei der Feuerwehr, er seit 20. Die Kameraden kommen natürlich auch, ist doch klar. "Ein Foto vor dem Feuerwehrauto, können Sie das machen?", fragt die Güldene, warnt zugleich, dass sie und er nicht so fotogen sind. Foto (nicht so schick) und Text sind im Kasten, ab zum Auto, auf zum nächsten Termin. Sie kommt noch mit zur Tür. Und dann packt sie meine Hand und erzählt, dass sie bis vor zwei Tagen noch im Krankenhaus war, bitte nicht in die Zeitung ... aber das Herz! Die Aufregung wegen der Feier, die Aufregung vorm Ehrentag, ach und die vielen Jahre, es war ja auch nicht immer leicht, Höhen und Tiefen, einfach schwummerig sei ihr da geworden. Und dann steckt sie mir noch ein gefülltes Ei zu. Goldig, einfach goldig!

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