Dienstag, 4. September 2012

DienstLeistung

Erster Tag nach drei Wochen Büroabstinenz erledigt und erledigt (also ich). Abstand bringt, auch, Einsicht. Journalismus ist, auch, eine DienstLeistung. Der Kunde - Leser, Hörer, Zuschauer - will in erster Linie gut informiert und, auch, unterhalten werden. Der Kunde bezahlt dafür - Preis am Kiosk, Abo oder wenigstens die Rundfunkgebühr. Da darf er, auch, was erwarten. Die Macher schon weniger. Wer denkt, sich im Journalismus für alle Zeiten einen Namen machen zu können und den Menschen in seinem Verbreitungsgebiet ein Namhafter zu sein, der irrt. Meistens jedenfalls. 

Die wenigsten Menschen achten beim Lesen eines Artikels auf den Autorennamen. Beweisstücke a bis d: Die Oma meines Mannes fragt, obwohl ich in der Regel täglich einen Beitrag im Blatt habe, regelmäßig, ob ich eigentlich wirklich arbeite. Nicht selten begegnen mir Gesprächs- und Interviewpartner auch nach zwei Jahren Arbeit in meiner Redaktion und mehr als einjähriger Tragezeit meines Ehenamens (der Vorname blieb freilich gleich und einzigartig im hiesigen Mitarbeiterstab) auf meine Vorstellung mit der Frage, seit wann ich denn für diese Zeitung arbeite, weil sie sich jetzt gerade nicht so an meinen Namen erinnern könnten. Gemeinderäte nennen mich auch nach zwei Jahren noch "die junge Frau von der Zeitung" und nicht beim Namen. Ein Stadtrat mit eigenem Laden erkannte mich neulich beim Einkaufen in seinem Geschäft sehr wohl als die junge Frau von der Zeitung, die er ja gerade als Politiker besonders gründlich lesen sollte, behandelte mich demonstrativ zuvorkommend und hatte zu wirklich jeder einzelnen getrockneten Tomate aus seinem Delikatessengeschäft eine Erläuterung parat. Aber keinen Namen. Wohl sehr zu seiner Freude, aus zweierlei Hinsicht, musste ich den Großeinkaufsrausch mit EC-Karte bezahlen. Er nahm die Karte an sich, um sie im EC-Gerät einlesen zu lassen und studierte sie währenddessen, dabei ungelenk seine Hand verdrehend, ganz genau - um wenig später breit grinsend eine mit persönlicher Anrede versehene Abschiedsformel zu flöten. 

Merke: Die wenigsten Menschen achten auf die Autorennamen oder lesen beim Auftauchen eines bestimmten Namens erst recht. Beweisstück e: Ein anderer Stadtrat gestand mir kürzlich, dass er immer speziell nach meinem Namen suche, weil ihm das Lesen meiner Texte so viel Spaß mache, mein Stil erfrischend sei, ich immer Einsatz beweisen und interessante Themen anbieten würde. Das ist aber eher die Ausnahme, das Leseverhalten eines engagierten Kommunalpolitikers wohl nicht repräsentativ für das Leseverhalten der meisten ottonormalen Menschen. Sie lesen und speichern den Inhalt ab und nicht den Macher. Das ist, der Eitelkeit der meisten Journalisten widerstrebend, aber vollkommen in Ordnung. Genauso wenig, wie unsereins sich den Namen der Supermarktkassiererin merkt, die übrigens ein Namensschild trägt, merken sich unsere Kunden unsere Namen. Warum auch? Hauptsache, die Leistung stimmt.

2 Kommentare:

Die Füchsin hat gesagt…

Unsereins ist heute ausgezeichnet von einer Frau Heuschneider (Kasse Zooladen) und einem Herrn Oehmichen (gepierct-tätowierter Akvaristik-Spezialist im gleichen Zoogeschäft) bedient worden.

Und Frau Jacob ist mit dem Ehenamen zwar aus dem (recht niedrigen) Adelsstand entlassen worden, aber beruflich darf sie schließlich die Königsdisziplin ausfüllen: eine halbe Seite am Samstag. Soviel Platz bekommt in der Wochenendausgabe NIIIIEMAND.

So - und nun raus aus der Schmollecke :-)

Jacobswege hat gesagt…

Ich schmolle nicht. Ich stelle fest. Meine Lieblinsrewekassiererin heißt übrigens Scholz.