Dienstag, 29. Oktober 2013

Ich habe vielleicht Probleme. Aber du hast einen Kommunikationsplan.

Seit fast 125 Jahren gibt es in meiner Heimat- und Berichterstattungsstadt eine Post. Mal so. Mal so. Durchaus auch mal als Reichspost. Auch mal als Deutsche Post (DDR). Mal als Deutsche Bundespost. Mal als Deutsche Post AG. Mehr als 100 Jahre konnte man an jenem Ort Briefmarken kaufen, Briefe versenden, Pakete aufgeben und welche abholen. So Sachen halt, die man auf einer Post so macht. Aber Post ist nicht gleich Post. Das ist wichtig zu merken!

Weil die Frauen auf der Post (oder dem, was man* gemeinhin dafür hält) seit ein paar Tagen immer so verheulte Augen haben sollen, fragt der geneigte Journalist ja mal nach. Bei den Frauen. Die wissen seit einer Woche von ihrem Unglück. Und dann fragt man bei der Post, ob das mit der Schließung stimmt. Was an sich schon blöd ist. 

Die Post hat nämlich eine Pressestelle. Die Pressestelle veröffentlicht im Internet die Telefonnummern, aber keine Mail-Adressen. Der geneigte Journalist stellt solche Anfragen aber gerne schriftlich, um später auch was schriftlich in Händen zu halten - Konzernpressesprecherdeutsch braucht man ohnehin schriftlich, mündlich kann man sich das nämlich kaum merken. Gegen Telefone haben wir aber auch nichts. Grundsätzlich. Da geht nur leider nicht immer jemand ran. Erst recht nicht, wenn unsereins abends sein Problem gelöst haben will. Dafür volles Verständnis. Aber wir haben was gegen und definitiv kein Verständnis für anonyme Kontaktformulare, in die wir unsere Anfragen hacken sollen.

Heute hat der eine Pressesprecher von der Post (oder dem, was man gemeinhin dafür hält) aber auch auf das Formular hin zurück gerufen - kann an dieser Sache mit "Ich bitte um Ihre Antwort bis 12 Uhr" gelegen haben. Der Pressesprecher betont nun ausdrücklich, dass es nicht die Post sei, die in der Stadt schließt. Sondern das Postbank-Finanzcenter, das die Sache mit der Post (oder dem, was man gemeinhin dafür hält) im Partnermanagement betreibt. Eine eigene Filiale haben sie schon lange nicht mehr. Aha. 

Auch nach der Schließung sei aber die Postdienstleistung vor Ort kein Problem. Es gibt DHL-Paketshos, Verkaufspunkte, Partnerfilialen. Ein bisschen auf der Homepage von der Post (oder dem, was man gemeinhin dafür hält) gesurft: Man kann bei dem einen Pakete abgeben, aber keine Briefmarken kaufen. Bei dem anderen kann man Briefmarken kaufen, aber keine Pakete abgeben. Und die Partnerfiliale hat jeden Tag mittags drei Stunden zu. Ansonsten gibt es eine Packstation. Einwände, dass so eine computergestützte Station für eine 87-Jährige kein Service sei, lässt der Pressesprecher nicht gelten. Er sei nicht zum Diskutieren da. Aha.

Aber die Post (oder das, was man gemeinhin dafür hält) bemüht sich auch nach dem Ende des Postbank-Finanzcenters in dem Haus, wo immer die Post (genau das, was man dafür hält) war, eine neue Partnerfiliale in einem anderen Gebäude zu finden. Damit auch die Kunden von der Postbank wohin können, wenn sie mal was wollen. Beratung gibt es ja aber nach Schließung auch 30 Minuten Fahrtzeit entfernt. Aha.

Alles Weitere sei Sache der Postbank. Weil eigentlich ist die Post (oder das, was man gemeinhin dafür hält) ja nicht zuständig für die Anfrage, weil es geht ja nicht um die Post (genau das, was man dafür hält).

Bei der Postbank veröffentlicht man Mail-Adressen. Aber die für die Region zuständige Pressesprecherin ist im Urlaub. Veröffentlicht wird nur eine Service-Zentralnummer für Journalisten, die einen dann nach viel Warteschleifenmusik zum nächsten zuständigen Pressesprecher leitet. Auf die Frage, was genau aus den x Frauen vom Postbank-Finanzcenter (man ist ja lernfähig) wird und ob ihre Arbeitsplätze gestrichen oder sie versetzt werden, sagt der Pressesprecher "Das ist aber eine sehr konkrete Anfrage!". Aha. 

Man habe da schon was in Planung. Auch bezüglich der Infos für die Öffentlichkeit. Zu gegebener Zeit, noch nicht jetzt - nicht jetzt, wo ja die Frauen mit den verheulten Augen am Schalter des Postbank-Finanzcenters (oder dem, was man bis jetzt nicht dafür hielt) stehen. Stehe denn die Lokalredaktion schon im Verteiler? Denn dann sei man ja in der Empfängerliste für die Infos. Warum sollte sich das Unternehmen auch von sich aus melden?

Und dann kommt auf die Frage nach weiteren Details der Satz des Tages: "Da muss ich mal nachsehen, wann hm-hm-hm auf dem Kommunikationsplan steht?!"

Drei Stunden später scheint der Kommunikationsplan überarbeitet und die Pressemitteilung mit sehr viel Blabla geht eher raus als von der Postbank (genau das, was man JETZT dafür hält) gedacht.

Gute Nacht!

* man meint hier das, was man gemeinhin für Otto Normal und Lieschen Müller hält.

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