Donnerstag, 14. Februar 2013

Gesetz der Serie

Die ARD hat 'ne Neue, eine neue Krimi-Serie: "Zwischen den Zeilen" heißt die. Es geht um Lokaljournalismus. Und es geht ganz einfach: junge Journalistin, die sich ihrer selbst nicht immer ganz sicher und etwas übereifrig ist, wird in die "Provinz" versetzt und klärt dort Morde auf. Die lokaljournalistische Provinz ist in diesem Falle zwar die Goßstadt Aachen - eine etwas seltsame Definition des Lokaljournalismus im eigentlichen Sinne. Aber dort in der "Provinz" trifft die junge Journalistin auf einen Ex-Starjournalisten namens Jacobs - ohne Worte
"Ihre Fähigkeit, den Finger instinktiv in die größte Wunde anderer zu legen, hilft ihr zwar im Beruf, im Privatleben erweist sie sich allerdings als Fluch [...] Aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist überzeugt davon, dass sie eines Tages Chefredakteurin wird."
... so beschreibt die ARD hier selbst die junge Heldin. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist natürlich/hoffentlich reiner Zufall. Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen Lokaljournalismus sind bei dieser Serie nämlich auch eher/hoffentlich Zufall: Der Redaktionsleiter hat immer Alkohol und Medikamente griffbereit und ist im Laufe seiner Recherche-Berufsjahre zu einem hoffnunglosen Zyniker geworden. Die junge Heldin ist stets fleißig investigativ unterwegs. Und kann sich dafür richtig, richtig viel Zeit nehmen. Sie hat keinen Druck, die Seiten ihres Lokalblattes in Zeiten des Personalabbaus trotzdem wie gewohnt zu füllen oder dafür Termine einzuhalten. Und die Morde - die sie so ganz nebenbei bei den Recherchen für ihre Artikel aufklärt - sind schon Tage her, bevor die junge Heldin die Nachricht und Story dazu überhaupt veröffentlicht ... ja, so funktionieren tagesaktuelle Medien bekanntlich! Die junge Heldin muss auch keine Ankündigungsmeldungen zu Themen wie Blutspende, Treffen der Kleintierzüchter oder Philatelisten schreiben. Sie macht nur Geschichten, auf die sie Lust hat und muss sich mit Artikelchen zu Geschäftsjubiläen oder Vereinssitzungen gar nicht aufhalten, weil sie sie einfach ablehnen kann. Nimmt sie den Terminjournalismus doch wahr, stolpert sie auch immer gleich über eine brandheiße Story. Und ihre investigativen Recherchen macht die junge Heldin nicht zum großen Teil in ihrer Freizeit, sondern schön in Ruhe in ihrer Kernarbeitszeit.

Doch ein paar Sätze der ersten beiden Folgen stimmen doch:
"Keine Ahnung, ich lese meine Zeitung nicht"
"Sie? Sie ist noch schlimmer! Sie ist von der Presse." 
"Lassen Sie die Finger vom Journalismus. Der tötet jeden, der nicht die Kraft hat, ihm die Stirn zu bieten"
Zusammenfassung für meinen Mann: Gut im Job, nicht so gut im Privatleben - Journalistenklischees sind (vielleicht nicht) so weit hergeholt!

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