Sonntag, 28. Juni 2015

Zeitungsente geht baden

Ich habe mich mal wieder zum Deppen gemacht. Ich mache das grundsätzlich seeeeeehr gerne. Nicht nur, dass ich vor reichlich zwei Jahren eine Jobserie für die lokale Zeitung ersonnen habe, bei der ich mich in verschiedensten Berufen ausprobiere und das Zugeben von eigenem Unvermögen gerne mal in Kauf nehme - ich schätze die Selbstversuche in jeder Lebenslage. Nach 2013 bin ich daher gestern wieder beim Schweinebrühtrogrennen - das heißt echt so - eines kleinen Dorfes an den Start gegangen, das es groß zu feiern versteht. Zwei Jahre vergehen - man könnte "leider" sagen - immer zwischen den Rennen ... das hat ja schon fast was olympisches.

Schweinebrühtrogrennen sind im besten Sinne vollkommen bekloppt, jedoch ein empfehlenswerter Spaß. Dieser Extremsport ist eine gute Möglichkeit, die Eleganz einer Quietscheente mit Blei im Hintern mit der geschwindigkeitssüchtigen Aerodynamik eines mit Wasser vollgesogenen Holzkastens zu verbinden, in dem man sich unter Garantie einen nassen Hintern und mitunter Splitter holt. Man durchkreuzt in diesem Gefährt und ausgestattet mit einem Paddel einen zirka 20 Grad warmen "See" voll Algen und Entengrütze, der einem im schlimmsten Falle des Reinfallens glatt bis zum Bauchnabel gehen könnte. Die Peinlichkeit des Plumpsens habe ich mir bei beiden Starts gespart. 2013 hatte mich eine Bekannte spontan gefragt, ob ich nicht mitmachen könne, weil sie auf der Suche nach einer Gegnerin war. In rasanten 3.47 Minuten schaffte ich es damals über den Dorfteich zu paddeln. 


Damals hatten der Bürgermeister und ich verabredet, dass wir das nächste Mal gegeneinander antreten. Haha. Es war, meinte ich, diese Art von "das müssen wir unbedingt mal machen"-Verabredungen, die ebenso leicht dahin gesagt wie schnell wieder vergessen und damit nicht ernst gemeint sind. Doch dann rief der Mann gestern meinen Namen und ich möge doch bitte an den Start kommen, falls ich das ernst gemeint habe - sonst könne er ja trocken bleiben. Kneifen wollte ich nicht und stieg erneut in den Kasten. In 2.53 Minuten meisterte der fast doppelt so alte Herr Bürgermeister das Rennen. Als der Mann im Begleitboot sagte "Mädchen, mach doch mal, ich will heem", wurde mir klar, dass ich wieder nicht auf Rekordjagd bin und unter Applaus den letzten Platz von einem Dutzend Startern - immer zwei gegeneinander, auch Kinder dabei - erreichen werde.  Immerhin: 3.24 Minuten. Ich sehe da eine Steigerung.



Schnaubend sprach der Bürgermeister, eine wahre Größe (2,02 Meter), danach ins Mikrofon: "Da sieht man mal wieder, dass sich die Zeitung für nichts zu schade ist." Naja ... für jeden Spaß bin ich zu haben. Das ist was anderes. Und ich bin ja nicht die Zeitung, ich mache nur welche. Ich schnaubte zurück: "Ich schreibe einfach, ich hätte gewonnen. Lügenpresse, Sie wissen schon!" Jetzt ist mir mein Berufsethos wieder eingefallen und ich gebe zu: Ich bin der schlechteste Schweinebrühtrogkapitän aller Zeiten. Aber das mit vollstem Vergnügen!

2 Kommentare:

Sarah hat gesagt…

Hey,
Schweinebrühtrogrennen ... es gibt nichts, was es nicht gibt.
der See sieht so aus wie der Buhlbachsee im Schwarzwald, zu dem ich am Freitag geradelt bin.
Zum Deppen auf dem Rad hab ich mich auch gemacht, erkenne da gewisse Parallelen zu deinem Beitrag.
Aber zur Zeit: Das ist ne Steigerung. Man kämpft immer nur gegen sich selbst für ne neue Bestzeit. Und mit Männern vergleichen geht sowieso nicht, die haben einfach mehr Kraft. So viel zu meinen Läuferlektionen.
Schönen Abend noch!
Sarah

Jacobswege hat gesagt…

2017 bleibe ich hoffentlich wirklich unter drei Minuten. Das ist ein knallharter Extremextremsport. Dir auch einen schönen Abend noch in deinem Haus in deiner neuen Heimat - hach ja, man liest das Glück deutlich :)