Das Zeitungskrisenspiel ist aus, aus, aus! Der Kollege Arbeitsehemann und ich sind nach unserer schweren Krise wieder ein Traumpaar. Zumindest hatten wir gestern unseren allerbesten Arbeitstag seit Langem, die alte gemeinsame Wellenlänge wieder. Seit Jahresbeginn sprachen wir immer mal wieder davon, die Silvesterausgabe unseres Lokalblatts mit einer Satireseite zu veredeln. So wie man sagt, man müsse doch mal mehr Sport treiben, sich gesünder ernähren oder einfach mal wieder ein gutes Buch lesen. Wir redeten und redeten darüber, taten aber nix. Zeit war ja noch ... Im Spätspätsommer fingen wir an, wenigstens auch mal daran zu denken, dass man dafür auch mal lustige Fotos von Bürgermeistern und anderen braucht und legten einen Ordner an, in dem wir zumindest diese sammelten. Die Blätter fielen wie unsere Arbeits- und Humormoral ... und plötzlich war Dezember. Wir müssten mal, waren wir uns einig und taten nix. Es weihnachtete und wir taten nix. Als nur noch vier Tage (eigentlich nur ein Arbeitstag) bis Silvester blieben, ergriff ich - die abendliche Redaktionsruhe nutzend - einfach die Initiative und bastelte ein Layout für die Seite. Ich fügte erste Fotos und Arbeitsüberschriften für erste Textideen ein, hoffte das Beste. Gestern legte ich dem Kollegen die Seite morgens auf den Tisch und fragte, ob er jetzt mitspielen will oder ich das alles allein machen soll, setzte dazu mein drohendes Entweder-Oder-Gesicht (Linke Augenbraue nach oben gezogen, böser Blick mit fast schwarzen Augen und schmaler Mund) auf und stemmte die Arme in die Seiten. Breites Grinsen war die Antwort.
So fingen wir an, die Texte untereinander aufzuteilen, uns Tipps zu geben, Ideen zu spinnen, das Layout zu ändern, neue Fotos zu finden, Witze zu reißen, Textpassagen wieder zu löschen und neu aufzuziehen, uns gegenseitig diabolisch grinsend pure Boshaftigkeit zu unterstellen, uns neue Namen zu geben, schmutzige Witze nebenbei zu erzählen, Politiker und Stadtobere nachzuäffen, den Text des anderen zu genießen, zu lachen und zu lachen ... Wir hockten vor den Computern und schlossen die anderen Kollegen dabei fast gänzlich aus, kicherten wie kleine Schulmädchen und riefen uns ständig gegenseitig an oder stürmten ins Büro des Kollegen, um den jeweils anderen wild plappernd über den Zwischenstand zu informieren. Eine Stunde musste ich den Kollegen allein lassen und einen Termin absolvieren. Endlich zurück ging der Spaß ungebremst weiter, weil die 12-Uhr-Konferenz ausfiel. Erst kurz vor eins fiel uns ein, dass wir eigentlich zunächst einmal eine ernst gemeinte Seite für den 29. Dezember und erst dann unsere ernsthafte Lokal-Satire für den 31. Dezember zu machen hätten. Wir stümperten die heutige Ausgabe zusammen, husteten ein paar 08/15-Meldungen darauf und wälzten ansonsten möglichst viele Aufgaben auf die Kollegen ab ... und widmeten uns wieder der gemeinsamen Herzensangelegenheit, infizierten am Nachmittag sogar noch einen weiteren Kollegen mit unserem Wahn und Virus. Inzwischen ist auch ganz schnurzpiepegal, ob die Seite bei den Lesern überhaupt so gut ankommt wie wir sie selber finden ... allein der Spaß an der Arbeit war es wert!
UPDATE: Fertiges Produkt in den Händen und stolz wie Bolle.
UPDATE-UPDATE: Fanpost und viel Lob bekommen.
UPDATE: Fertiges Produkt in den Händen und stolz wie Bolle.
UPDATE-UPDATE: Fanpost und viel Lob bekommen.
Zusammenfassung für meinen Mann: Arbeit macht viel mehr Spaß als Spaß, alles klar?
2 Kommentare:
Gefällt mir! Spaß an der Arbeit - erstrebenswert und lebensaufwertend. Wer möchte ihn nicht haben?!
Gut möglich, dass der Spaß noch weitergeht und sich auf die Leser überträgt. Dann ist alles gut.
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