Essen und Journalismus gehören einfach zusammen! Buffets sind zum Beispiel sehr wichtig, vor allem für die großen Hauptstadtkorrespondenten und die ganzen anderen Großen im Geschäft, denke ich mir jedenfalls. Mit der Angela kann man zwischen so Häppchen bestimmt ganz gut über den Euro-Rettungsschirm reden. Dann nennt es sich Arbeit, sich den Bauch auf fremde Kosten voll, so richtig voll zu schlagen. Es nennt sich sicher auch dann Arbeit, wenn dir die Angela das letzte Canapé vor der Nase wegschnappt und dir dann sagt, dass sie jetzt nicht mit dir über Schirme reden möchte.
Die Bedeutung und Sinnhaftigkeit von Essen nimmt aber auch nicht ab, wenn du kleinerer Lokaljournalist bist. Bei mir um die Ecke gibt es einen Verein, der bietet im Winter Bastelstunden für Frauen und Kinder an. Eröffnet wird die Bastelsaison mit einem selbstbewusst als Pressegespräch oder auch Pressetermin bezeichneten Plausch, bei dem die Basteltermine und Bastelziele (Fröbelstern zu Weihnachten, Körbchen für den selbstgereihten Perlenschmuck, Holzfigürchen für zwischendrin) verkündet werden. Einmal musste ich dort hin, seitdem will ich dorthin.
Beim ersten Mal war ich etwas irritiert, dass ich mich in einem Raum voller wild durcheinander schnatternder Frauen zwischen 50 und 80 befand, die vor einer voll gedeckten Kaffeetafel saßen und Handarbeitszeitschriften wälzten. Die Vereinschefin hielt dann einen kleinen Vortrag und gehäkelte Broschen und geflochtene Körbchen für Zeitungen in die Luft. Für die anwesende Presse, also mich, gab es einen A4-Zettel mit allen Terminen. Und ich bekam ein dickes Stück lauwarmen Apfelkuchen, einen ordentlichen Klecks Schlagsahne und einen Kaffee, dessen einziges Manko der Kaffeeweißer war. Ich hätte nach zwei Minuten mit dem Zettel verschwinden können, blieb aber für noch ein Stück kühler werdenden Apfelkuchen. 20 Zeilen schrieb ich über diesen wichtigen Pressetermin, hätte das auch nur mit aus dem Fax gezogenen Zettel erledigen können. Papier schmeckt aber nicht. Dieses Jahr gab es Apfelstrudel, Schlagsahne und Kaffee ... mit Kaffeeweißer. Nächstes Jahr bringe ich Kondensmilch mit.
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