Wir stellen fest: Ich habe keine Leser. Ich habe Fans! Klingt ziemlich arrogant, das ist klar. Ist aber vollkommen berechtigt. Sonst mit sehr, sehr viel weniger Selbstbewusstsein ausgestattet als ich mir wahrscheinlich bis vielleicht erlauben dürfte, ist mein Job jene Lebenslage, in der ich mir meiner selbst immer sicher bin. Und ich bin ziemlich bis verdammt gut ... Glaubt man nämlich den Lesern meiner Lokalzeitung, so werde ich gerne gelesen. Nun gut, eine Lokalzeitung ist nicht die New York Times - dennoch scheint der Pulitzer ja schon so gut wie sicher.
Aber ernsthaft: Es hat schon etwas zu bedeuten, wenn mir bis eben noch vollkommen unbekannte Menschen die Straßenseite wechseln, um erst unsicher zu fragen "Sie sind doch die von der Zeitung?!" und dann "nur mal eben" zu sagen, dass sie herzhaft über die letzte Kolumne gelacht haben. Oder die örtliche Bibliothekschefin einen zur Seite nimmt, um zu sagen: "Sie sind ein Grund, die Zeitung nicht abzubestellen!" Oder die weggezogene Kirchenmitarbeiterin bittet, dass ich mehr Artikel von mir ins Netz stellen soll, weil ihr was fehlt. Oder diverse Menschen anderen mir bekannten Menschen erzählen, dass sie meine Texte immer besonders gern lesen. Oder beim allgemeinen Draufhauen auf die blöden und angeblich immer alles verdrehenden Medien im Allgemeinen im Ortschaftsrat eine Frau verteidigend das Wort ergreift, um zu sagen, dass ich da ja jetzt die falsche Adresse sei: "Ihre Texte sind immer gut!" Oder der Dorfbürgermeister im Anschluss doch noch eine E-Mail schickt, um die gute Zusammenarbeit zu loben und zu sagen, dass ich ebenso hartnäckig wie fair sei und keiner seiner Anranzer je böse gemeint oder gegen mich gerichtet sei. Oder die Sekretärin vom Dorfbürgermeister nur mal eben anruft, um zu
sagen, dass sie grad einen Text von mir ausgeschnitten hat, um ihn ihrer Tochter zu schicken.* Hach. In solchen Momenten wird mir trotz nicht idealer Gesamtsituation ein für alle Mal klar: Ich kann weder Zeitung noch Stadt verlassen. Was sollen diese Leser denn ohne mich machen?
* Alles in den letzten Tagen passiert.
Zusammenfassung für meinen Mann: Läuft.
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