Samstag, 10. November 2012

Arbeitsehesinnschaffenskrise

Es hat uns ganz übel erwischt. Die gesamte Redaktion liegt flach - in so vielerlei Hinsicht. Wir haben uns einen ganz fiesen Virus eingefangen. Wir haben uns gegenseitig angesteckt. Wir haben eine böse Schaffens- und Sinnkrise. Es ist die große Langeweile, die wir unseren Lesern seit gut einer Woche alltäglich bieten. Das Elend fing schon am Montag in der morgendlichen Dienstberatung an ...

Der Kollege, der mir da immer gegenüber sitzt, und ich, wir kennen uns seit meinem Volontariat vor nun schon fast vier Jahren. Wir sind ein gut funktionierendes Arbeitsehepaar, spielen uns die Bälle zu, verstehen uns ohne (große) Worte, entwickeln im fünfminütigen Gespräch miteinander manchmal mehr Ideen als jeweils allein kreisend in mehreren Stunden, können auf einer Wellenlänge liegen. Warum auch immer hat unsere gesamte Redaktion in Sachen redaktionelle Beziehung aber seit einer Weile einen Knacks, es ist vorübergehend kompliziert geworden - aber das mit den Bällen klappte bis vor wenigen Tagen wenigstens noch. So saßen wir da an diesem Montag und schauten uns nur mit großen Augen an. Und nix passierte! Wir sind müde, ausgelaugt, urlaubsreif, jeder für sich ist mit dem Kopf überall sonst ... nur nicht dort, wo wir sein sollten ...

Blöd nur, dass das jeder aus der Zeitung herauslesen kann. Was wir diese Woche boten, das war ein einiziges täglich grüßendes Murmeltiertum - die immergleichen Themen, die immergleich von Jahr zu Jahr auftauchen und von uns obendrein und verdammte Scheiße noch mal auch immergleich umgesetzt wurden. Der Stil des einzelnen ist nicht mehr herauszulesen, dem Leser könnte man auch überall "Snoopy" als Autor über und unter den Text schreiben, es würde keinen Unterschied machen. Wir schreiben immergleich und das nicht einmal besonders gut, sondern wie Maschinen, die ein Programm abspulen. Man schreibt immergleich von "Schulterschluss", wenn sich jemand für was zusammentut - Politiker, Fraktionen oder Karnevalsvereine, wobei der Unterschied da ja nicht immer klar ist. Bei mir heißt es neuerdings immergleich nur noch "berappen", wenn irgendwer irgendwas bezahlen muss. Und wenn was beschlossen werden soll oder beschlossen wurde, heißt es "Grünes Licht". Wir sind (uns gegenseitig) langweilig geworden - der Tod jeder Beziehung überhaupt. Und wir sind, schlimmer noch, austauschbar.

Ich glaube, wir müssen reden ... und/oder uns endlich gegenseitig aus dem Dreck der Kreativlosigkeit ziehen! Oder jeder für sich.

UPDATE: Der Montag danach. Es gab zwischenzeitlich sich stark verdichtende Hinweise, dass wir auch oft das Wort "konstatieren" verwenden. Unterdessen schulterschließt man unbeeindruckt weiter ... ich könnte zum Konstatier werden.

Zusammenfassung für meinen Mann: Wir können nicht mehr.

Keine Kommentare: