Sonntag, 10. Mai 2015

Schlüsselerlebnis

Arbeiten an einem Sonntag. Für viele Berufsgruppen ist dies selbstverständlich. Für uns Journalisten auch. Nicht immer ist das schön. Heute war es das. Schön. 

NotenSchlüssel zur Integration lautete das Motto des 1. Nordsächsischen Integrationstages, der heute in meiner Heimatstadt stattfand und den ich journalistisch begleitete. Der Landrat hatte sich im Dezember mit dem Chefdirigenten der Sächsischen Bläserphilharmonie in einer anderen Angelegenheit getroffen. "Wir haben uns nicht gekannt, aber wir haben uns erkannt", sagte er heute. Die zwei Herren entwickelten nebenbei eine Idee: Profimusiker, Musikschüler, Flüchtlinge und Asylsuchende gestalten ein gemeinsames Konzert. Einstudiert wurde es heute binnen weniger Stunden. Ein Wirrwarr aus Sprachen und Nationalitäten, Hunderte Menschen als ein großes Durcheinander. Musik ist eine Universalsprache, Harmonie gelingt. Ob nun der "Pink Panther" von Henri Mancini oder ein "Medley Calipsos", das Ergebnis klang gut. Es war mitreißend. Anders kann man es nicht sagen.

Das Konzert fand nach sieben Stunden Arbeit in einer Turnhalle statt. Auf den vielen Stühlen dort hatten die Familien unterschiedlichster Nationalitäten Platz genommen. Auch von der Tribüne lugten ein paar Neugierige hinunter und lauschten. Die Kinder wusselten dazwischen umher. Während ich zu Beginn des Tages nur wenig Polizei und Security sah, war nun zum Abschlusskonzert angesichts der Politprominenz wie Staatssekretären noch eine große Portion davon aufgefahren, als gelte es die spezieller zu schützen. Und die Securityfraktion trug - das mag Teil des Jobs sein - meist ein teilnahmsloses bis verkniffenes Gesicht dazu. Speziell die Securitydame, die die Tür bewachte, die nicht nur den Weg zur Tribüne, sondern auch den zum Ausgang darstellte. Immer wieder schickte sie Kinder starren und sie nicht weiter beachtenden Blickes weg - schimpfte sie sogar an, dass sie während des Konzerts leise sein sollten und sitzen bleiben müssten. Man zeige mir ein Kind auf der Welt, dass das nach einem Siebenstundentag hinbekommt?

Immer launiger wurde die Musik. Die Percussionmusikstücke dröhnten, dass man das Tanzen nur schwer zu unterdrücken vermochte. Mit jedem Musikstück, jedem dazu tanzenden Kind oder wippenden Windelpopoträger wurde die Frau von der Sicherheit lockerer. Bis sie nur noch lächelte, die Tür öffnete, mit den Kindern schäkerte und spielte und sich mit den Müttern "unterhielt". Mit Fingerzeig für das Alter der Knirpse, zum Beispiel. Das Reden über die lieben Kleinen, es scheint auch so eine Universalsprache zu sein. Und ihre strenge Kollegin im Gang? Jene, die sogar noch strenger immer nur an ihrem Knöpfchen im Ohr rumnestelte und über die Kinder hinwegsah? Die nahm eines kurzentschlossen bei der Hand und ging lächelnd und tanzenden Wiegeschritts mit ihm Richtung Toilette, weil seine Mama grad nicht auffindbar war. 

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