Montag, 10. Februar 2014

When Harry met the Bachelor

Journalisten zitieren gerne Statistiken, sie schreiben gerne über Statistiken. Und in der Regel tun sie dies so souverän, dass ihnen fast jeder großes Auskennertum zutraut. Ebenso souverän rekapitulieren sie alte Rechercheergebnisse und Statistiken. Gesellt sich zu dieser Souveränität noch die Lebenserfahrung, kommen Momente wie dieser hier am letzten Samstag dabei heraus:

Dieses schönen Samstagabends schlendert die Journalistin mit einem anderen Journalisten durch die Stadt, die große. Die beschriebene Kleinstansammlung von Journalisten ist nicht auf der Suche nach dem Aufmacher, der auf der Straße liegt, sondern auf der Suche nach Sitzgelegenheit, Nahrung und Bier. Denn das tun Journalisten auch gerne: sitzen, essen, trinken - und beobachten. Den Suchenden kommt eine größere Ansammlung von Menschen entgegen. Konkret: eine Horde bunt kostümierter junger Herren. Einer der Herren trägt eine Gummipuppe elegant um den Hals geschlungen und eine Spendenbox vor seiner Brust. Diese flüchtige Recherche (kurz hingucken) und die Lebenserfahrung lassen nur einen Schluss zu: Es handelt sich um einen Junggesellenabschied.

Der Herr mit Gummipuppe und Spendenbox quatscht die junge Heldin an. Er feiere heute seinen Junggesellenabschied. "Ach, nee, echt?!", entfährt es der jungen Heldin. Der Mann mit der Gummipuppe fährt mit seinen Schilderungen insofern unbeeindruckt fort, dass er nächsten Freitag heiraten werde. Die junge Heldin kombiniert, dass es sich bei dem genannten Freitag um den Valentinstag handelt (Kitschalarm!). Auf die leicht nach oben gezogene Augenbraue seines Gegenübers kombiniert nun auch der Gummipuppenmann pfeilschnell, ob man das irgendwie doof finde. Journalistin antwortet: "Ja, ziemlich doof sogar! Und kitschig vor allem!" Und der Mann fragt: "Wieso?"
 
Nun kann es die junge Frau nicht mehr zurückhalten und kombiniert treffsicher wie immer weiter: "Ihr seid sicher schon eine Weile zusammen!" Er strahlt: "Ja, woher weißt du? Elf Jahre!" Der jungen Heldin entfährt ein Lachen: "Ähm, ich war zehn Jahre mit einem Mann zusammen und keine zwei Jahre mit ihm verheiratet. Hast du dir mal die Statistiken zu solchen Langzeitbeziehungen angesehen, die in Ehen enden?!" Antwort: "Nein. Wieso?" Entgegnung: "Eben, die langen Beziehungen enden, sie enden mit der Ehe. Und Ehen solcher Supertage wie nächsten Freitag machen es auch oft nicht lange genau wie der neunte neunte neun und so. Du hast also gleich zwei Statistikjoker gezogen. Aber das muss ja für dich nix heißen, das wird schon!" Ende des souveränen und lebenserfahrenen Vortrags.

Der Gummipupperich staunt Bauklötze. Die junge Heldin beschleicht kurz ein schlechtes Gewissen. Sie tätschelt ihm noch ermutigend die Schulter, gibt ihm seine verdiente Kleingeldspende nebst Spendenschmatz. Der beobachtende Journalist lacht laut auf.

Das schlechte Gewissen der jungen Heldin ist längst verflogen: Wahrscheinlich war der Mann ohnehin besoffen genug, um diesen Dialog und die junge Heldin schon an der nächsten Ecke wieder vergessen zu haben. Wenn nicht: Er kann nicht sagen, er sei nicht gewarnt worden!

Schade, dass diese neuesten statistischen Streifzüge auf dem Jacobsweg die statistische Kletterpartie meiner älteren Dicken Möpse schwächen könnten.

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