... für den guten Zweck
Dass Journalisten manchmal viel zu enge Verhältnisse zu Politikern pflegen, schimpfte einer meiner Journalistik-Professoren mal "Rumgehure im Bett mit der Politik". Aha. Und herzlichen Glückwunsch an mich selbst: Ich bin eine kleine Schlampe!
Ich habe in jüngster Vergangenheit meinen Berufsethos verletzt, der eigentlich (siehe oben: Kein zu enges Verhältnis zu Politikern) noch über diese Punkte hier hinausgeht und mir heilig ist. Aber ich habe es nur gut gemeint. Wirklich.
Der Tiergarten meiner Heimatstadt ist seit Monaten in der Bredouille. Tiere sind abgeschafft worden, Geld muss unbedingt gespart werden. Wenn man nicht mehr weiter weiß, gründet man einen Arbeitskreis. So geschehen mit einer Arbeitsgruppe, die ein Konzept für den Zoo erstellt hat. Das Konzept wurde mir von einem Politiker zugespielt, mit dem ich es nach einem ersten geschockten Durchlesen (Tiere könnten damit nach Lust und Laune abgeschafft werden) auch noch hitzig diskutierte.
Wegen der Sorgfaltspflicht fragte ich natürlich bei der zuständigen Stadtverwaltung nach. Ich bekam einen Termin, bei dem mir Oberbürgermeister und sechs andere Leute das Konzept - von dem ich mir ja ohnehin schon meine unumstößliche Meinung gebildet hatte - erklärten. Der OBM erklärte mich aber erst einmal zum "Gorilla" (erster Fehler) und log mir dann auch bei der dritten Nachfrage noch ins Gesicht (zweiter Fehler).
Dass er sich während des Termins auch darüber ausuferte, die Stadtratsfraktionen könnten sich ja auch mal mehr für die Einrichtung engagieren und Patenschaften für Tiere übernehmen, nutzte ich zum ersten Petzen seit meinem fünften Lebensjahr. Ich diente diversen Fraktionen, mal telefonisch und mal per Mail, kurz und knapp eine solche Patenschaft an. Besonders hartnäckig aber ausgerechnet jenem Politiker, der mir das Konzept beschafft hatte. Bei ihm bewarb ich die Idee als kolossalen PR- und Überraschungsclou, wieder und wieder und rotzte dem Mann irgendwann "Hören Sie auf zu quatschen, es interessiert mich nicht, Sie machen das jetzt!" entgegen.
Und hatte - wie meistens mit dem Modell "rotzfrech" - Erfolg. Einen Tag vor der Stadtratsdiskussion zum Konzept flatterte die Pressemitteilung ins Haus, die Fraktion übernehme eine Patenschaft. Brav - PR! - hob ich die PM an prominenter Stelle ins Blatt und erfreute mich über die offizielle Verkündigung im Stadtrat durch den OBM. Als Gegenleistung, ebenfalls wie angeregt, bekam ich eine aufmachertaugliche Diskussion und einen Pressetermin zur Patenschaftsübernahme (Text und Bild) serviert, die ich heute ins Blatt für morgen hob.
Das macht man nicht! Jedenfalls nicht in meiner Welt. Nicht schon nach so wenigen Jahren im Beruf, wenn man noch Herz und Seele, Leidenschaft und Mut, Ehrlichkeit und vor allem Unabhängigkeit in den Beruf steckt.
Ich hätte mich zwischenzeitlich gerne mal selbst geohrfeigt. Dann ging mir auf: Das Rumgehure im Bett mit der Politik ist ja für einen guten Zweck, das Geld für die Patenschaft fließt in den spargezwungenen Zoo! Und neben Geld kann der vor allem eines gut gebrauchen: PR und Aufmerksamkeit. Dafür habe ich gesorgt und werde es weiter tun!
Zusammenfassung für meinen Mann: no regrets!
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