Wer als Lokaljournalist arbeitet, der sollte nichts gegen Kleingärtner haben. Natürlich besteht gut gemachter Lokaljournalismus aus so viel mehr als Tauben- und Kaninchenzüchtern, Laubenpiepern und Kindergartenfesten, aber drumrum kommt man doch nie so ganz.
Ich hatte mich ja in all den Jahren als überzeugter Lokaljournalist an die Kleingärtner gewöhnt, zuletzt habe ich sie sogar richtig gemocht. Ich kenne da zum Beispiel einen von fast 80 Jahren, bei dem werden auch meine Freundinnen schwach, wenn ich nur seinen Namen erwähne … Horscht Clooney nennen ich ihn, wobei George Clooney sich vermutlich in Wirklichkeit ein Beispiel an seinem Charme genommen hat. Ich trinke eigentlich keinen Kaffee mehr, aber bei Horscht würde ich sofort Koffein in meine Venen spritzen lassen. Kaffee and the Kleinstadt? Mit Horscht jederzeit. Horscht, ach Horscht …
Ich schweife ab. Ich kann Kleingärtner nicht mehr leiden. Zumindest für diese Woche. In einem Kleingartenverein hat der Vorsitzende, jetzt Ex-Vorsitzende, eine stattliche Summe Geld veruntreut. Abbuchung um Abbuchung muss er das Vereinskonto abgeräumt haben. Von dem Geld könnte man schon mal ein schönes Auto oder so kaufen. Über den Fall wird berichtet. Kleinstadt, Lokaljournalismus, Kleingarten, ungewöhnlicher Fall, Bericht, alles klar.
Ich habe mit dem Kreisverband der Kleingärtner gesprochen, mit dem Vorstand des Vereins, mit Kleingärtnern in der Anlage, ich habe versucht den Ex-Vorsitzenden zu erreichen. Vor Kurzem war ich wieder in der Anlage. Wieder sprach ich mit ein paar Leuten, die waren auch alle ganz nett. Dann verließ ich die Sparte und fühlte mich gleich selbst kriminell.
Vor mir baute sich eine Frau auf. Wenn ich noch einmal illegal fotografieren würde, deutete die Frau auf die Kamera (mit Objektivdeckel verschlossen) in meiner Hand, dann setze es aber eine Anzeige. Ich sagte, keine Gärten oder so, sondern nur einen auch von der Straße aus einsehbaren Aushang fotografiert zu haben. Das interessiere sie einen Sch…, meinte die Frau.
Es brach aus ihr heraus. Ich würde mich am Elend bereichern, kassiere dafür noch Extra-Geld und das werde noch bestraft. Ihr aggressiver Blick ließ vermuten, dass sie mich nicht so einfach gehen lassen wollte. Ob sie sich denn noch erinnern könne, dass nicht ich das Geld veruntreut habe? Das interessiere sie einen Sch…
Sie wisse genau, dass ich dafür noch Extra-Geld kassiere. Ich würde mich am Elend bereichern, wiederholte sie. Nein, egal welches Thema, in meinem Vertrag seien keinerlei Extras wegen schlechter Nachrichten vereinbart. Dochdochdoch, sagte sie. Mein Name sei ihr bekannt und sie werde das anzeigen. Und wieder wiederholte sie: „Sie bereichern sich am Elend!“ Ob ich oder Medien im Allgemeinen … „Sie bereichern sich am Elend!“, fiel sie ins Wort. Ich setzte erneut an. Ob ich oder Medien im Allgemeinen sich denn auch am Elend bereichern würden, wenn wir über Kriege schreiben, fragte ich. Ja, "ebend", über die „Scheiß-Ausländer“ würden wir berichten. Dabei gäbe es genug Elend hier vor Ort über das man mal berichten solle.
Ich wollte mich nicht mehr auf die für mich nun doch drängende Konversation einlassen, ob sie sich da nicht ein wenig selbst widersprechen würde. Ich bin gegangen. Einfach gegangen. Manchmal ist es echt schwer Kleingeister UND den Job zu mögen, es geht vielleicht nur eins von beiden.
Ich hatte mich ja in all den Jahren als überzeugter Lokaljournalist an die Kleingärtner gewöhnt, zuletzt habe ich sie sogar richtig gemocht. Ich kenne da zum Beispiel einen von fast 80 Jahren, bei dem werden auch meine Freundinnen schwach, wenn ich nur seinen Namen erwähne … Horscht Clooney nennen ich ihn, wobei George Clooney sich vermutlich in Wirklichkeit ein Beispiel an seinem Charme genommen hat. Ich trinke eigentlich keinen Kaffee mehr, aber bei Horscht würde ich sofort Koffein in meine Venen spritzen lassen. Kaffee and the Kleinstadt? Mit Horscht jederzeit. Horscht, ach Horscht …
Ich schweife ab. Ich kann Kleingärtner nicht mehr leiden. Zumindest für diese Woche. In einem Kleingartenverein hat der Vorsitzende, jetzt Ex-Vorsitzende, eine stattliche Summe Geld veruntreut. Abbuchung um Abbuchung muss er das Vereinskonto abgeräumt haben. Von dem Geld könnte man schon mal ein schönes Auto oder so kaufen. Über den Fall wird berichtet. Kleinstadt, Lokaljournalismus, Kleingarten, ungewöhnlicher Fall, Bericht, alles klar.
Ich habe mit dem Kreisverband der Kleingärtner gesprochen, mit dem Vorstand des Vereins, mit Kleingärtnern in der Anlage, ich habe versucht den Ex-Vorsitzenden zu erreichen. Vor Kurzem war ich wieder in der Anlage. Wieder sprach ich mit ein paar Leuten, die waren auch alle ganz nett. Dann verließ ich die Sparte und fühlte mich gleich selbst kriminell.
Vor mir baute sich eine Frau auf. Wenn ich noch einmal illegal fotografieren würde, deutete die Frau auf die Kamera (mit Objektivdeckel verschlossen) in meiner Hand, dann setze es aber eine Anzeige. Ich sagte, keine Gärten oder so, sondern nur einen auch von der Straße aus einsehbaren Aushang fotografiert zu haben. Das interessiere sie einen Sch…, meinte die Frau.
Es brach aus ihr heraus. Ich würde mich am Elend bereichern, kassiere dafür noch Extra-Geld und das werde noch bestraft. Ihr aggressiver Blick ließ vermuten, dass sie mich nicht so einfach gehen lassen wollte. Ob sie sich denn noch erinnern könne, dass nicht ich das Geld veruntreut habe? Das interessiere sie einen Sch…
Sie wisse genau, dass ich dafür noch Extra-Geld kassiere. Ich würde mich am Elend bereichern, wiederholte sie. Nein, egal welches Thema, in meinem Vertrag seien keinerlei Extras wegen schlechter Nachrichten vereinbart. Dochdochdoch, sagte sie. Mein Name sei ihr bekannt und sie werde das anzeigen. Und wieder wiederholte sie: „Sie bereichern sich am Elend!“ Ob ich oder Medien im Allgemeinen … „Sie bereichern sich am Elend!“, fiel sie ins Wort. Ich setzte erneut an. Ob ich oder Medien im Allgemeinen sich denn auch am Elend bereichern würden, wenn wir über Kriege schreiben, fragte ich. Ja, "ebend", über die „Scheiß-Ausländer“ würden wir berichten. Dabei gäbe es genug Elend hier vor Ort über das man mal berichten solle.
Ich wollte mich nicht mehr auf die für mich nun doch drängende Konversation einlassen, ob sie sich da nicht ein wenig selbst widersprechen würde. Ich bin gegangen. Einfach gegangen. Manchmal ist es echt schwer Kleingeister UND den Job zu mögen, es geht vielleicht nur eins von beiden.
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