Ich bin jetzt keine freie Journalistin mehr. Das war ich vermutlich früher schon nicht. Denn mit der Pressefreiheit ist es auch in Deutschland nicht so gut bestellt, wie man sich vielleicht Illusionen machen mag … Doch das soll jetzt hier gar nicht Thema sein.
Ich bin jetzt keine freie Journalistin mehr. Ich bin jetzt angestellt. Bei der Zeitung, für die ich auch all die Jahre schon auf Honorarbasis gearbeitet habe und die mich mal per Vertragsende vor die Tür gesetzt hatte. Ich habe eine personengebundene Mailadresse, ich stehe im schnellen Draht (sozusagen das kleine Impressum der Lokalausgabe), ich habe eine personengebundene Anmeldung für das Redaktionssystem. Und was vorher nur eingeschränkt ging, weil Berechtigungen fehlten, die Bürokratie dem widersprach oder aus anderen Gründen mit B wie Blabla, das geht jetzt: voller Zugriff aufs System auch vom heimischen Rechner aus.
Ich kann jetzt ohne Einschränkungen von meinem privaten Schreibtisch aus arbeiten. Ich muss nur mein Redaktionstelefon auf mein Handy umleiten und bin voll im Dienst, ohne in den Redaktionsräumen zu sitzen.
Da ich seit Kurzem einen Kollegen mit im Büro sitzen habe, der meist schon vormittags durch schweres Atmen auffällt, umständlich und laut seinen Kram auspackt als plane er eine Operation und gerne laut genug Tonbänder abhört, fand ich den Gedanken des Heimarbeitsplatzes entgegen früherer Verlautbarungen nun in einem ersten meiner sehr ruhigen Atemzüge (Om) sehr reizvoll.
Nun weiß ich wieder, warum ich das doch belastend, beängstigend und noch ein paar andere Sachen mit B wie bekloppt finde.
Fix mal ... dies und das
Ich saß diese Woche morgens um sieben im Schlafanzug, eine Tasse Tee in der linken und die Maus in der rechten Hand am Rechner. Und arbeitete. Ich schrieb ein paar Meldungen für die Randspalte. Mal eben so, kann man doch mal machen. Am nächsten Morgen beantwortete ich um 7.40 Uhr die ersten dienstlichen Mails. Dann bin ich in die Redaktion und habe ab 8.30 Uhr dort gearbeitet. Dabei ist die Uhrzeit nicht einmal das Schlimmste. Wenn es so wäre, würde ich auf hohem Niveau jammern und das mag ich nicht – viele, viele, viele Menschen arbeiten um solche Zeiten schon. Die haben allerdings zeitiger Feierabend, zumindest als es bei mir viel zu oft der Fall ist.
Und auch nach dem Feierabend habe ich neulich in meiner Arbeitsnische im Wohnzimmer gesessen und fix mal noch was gearbeitet, als ich gerade kurz nach 21.30 Uhr von einem Gemeinderat nach Hause gekommen war. Dann war ich duschen, da fiel mir dann noch was ein, was mal als kurze Meldung veröffentlicht werden könnte und so saß ich kaum 20 Minuten später wieder da. Das hätte alles auch warten können. Aber Gelegenheit macht Arbeit.
Lob der Technik. Lob der Freischaltung. Gut ist das nicht. Jedenfalls nicht für mich. Denn es gibt immer was zu tun, immer was zu schreiben, immer was zu beantworten, immer was zu fragen, immer Arbeit, immer To do-Listen. Ich bin nicht frei von Zwängen und schlechten Angewohnheiten, ich bin nicht frei von negativen Erfahrungen (auch) mit zu viel Arbeit. Selbstständig, also frei oder nicht: nimmt man diesen Beruf ernst, kann man ohnehin selbst und ständig arbeiten. Wenn nun stets und ständig jedes Arbeitsinstrument greifbar ist, wird es umso gefährlicher. Man läuft Gefahr, gar nicht mehr abzuschalten. Produktiver wird man vom ständigen Arbeiten auch nicht. Irgendwie muss ich noch die Lösung (für mich) finden …
To do: nothing.
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