Dienstag, 12. August 2014

B-Bilanz (ein Anfang)

Nach nur 17 Tagen ist es vorbei mit just B. Ich fühl' mich heut' so leer ... ich fühle mich nicht mehr Brandenburg. Ich bin zurück und frage mich woher der Satz "Zu Hause ist es doch am schönsten" kommt. Die schönste Zeit des Jahres habe ich in einem noch schöneren Landstrich verbracht, in dem sich Hase und Igel wirklich noch gute Nächte wünschen und sonst nicht viel passiert, die bloße Ruhe herrscht - auch in mir. Hier, "zu Hause", ist die Stille unerträglich laut.

17 ganze Tage und ein paar halbe, davon den Großteil in totaler Einsamkeit und allein in der guten Gesellschaft meiner selbst, habe ich in Brandenburg verbracht. Während mein größter Bruder mit seiner, meiner Familie auf Urlaubsreise war, habe ich das Haus gesittet. Das heißt: im Garten mal das Fallobst aufsammeln, den Katzen Futter geben, bei Bedarf die Blumen gießen, die Post aus dem Kasten holen und sonst ... nichts ... Ich war - es sei denn, ich wurde gestört - der Inbegriff des Gleichmuts. Ich habe es in dieser Zeit als vollwertige Tätigkeit betrachtet, dass sich Buchseiten nicht von allein umblättern. Ich habe oft gar nichts gedacht und dann wieder ganz viel. Ich habe immer nur in den Tag hinein gelebt und nichts weiter getan als zu sein.

Ich weiß nun nicht wie ich meinen Füßen beibringen kann, dass sie bald wieder ausschließlich festes Schuhwerk um sich haben müssen und der Großteil meiner Haut zum Großteil bedeckt bleibt (kurze Hosen, Flip-Flops und Bikini-Oberteil sind für mich da, wo ich grad herkomme ein Outfit für jede Gelegenheit). Mir fällt auch gerade niemand ein, der mir für mich logisch erklären könnte, dass man jenseits des Kindergartenalters keinen Mittagsschlaf mehr macht. Was ist mit all den guten Büchern, für die ich nun keine Zeit mehr habe? Und die weniger als die gewohnten mindestens 13 Stunden frische Luft am Tag haben mir gestern schon die ersten Kopfschmerzen seit Wochen beschert. Kurz: Ich habe großes Brandenburgweh.

Aber es war ja auch nicht alles perfekt. Meine Pläne sind nicht ganz aufgegangen. Ich wollte eigentlich gar keine Medien konsumieren. Und doch habe ich jeden Morgen (aufgestanden bin ich wirklich nur nach Lust und Laune, mal um sechs und mal um zehn Uhr morgens) nach dem Schluffischluffgang zum Briefkasten in die lokale Zeitung geblickt. Um mich über die Wetteraussichten zu informieren und jeden Tag "bloß" wieder aufs Neue zu erfahren, dass es sehr sonnig und sehr warm und am Ende des Tages gewittrig wird. Das mit der Zeitung hat mir auch geholfen, überhaupt zu merken, welcher Wochentag gerade ist. Manchmal habe ich dadurch aber leider auch mitbekommen, dass die Welt sich weiterhin dreht und gedreht hat und der ganze Mist von Israel bis Ukraine sich doch nicht in Luft aufgelöst hat. Dann habe ich die Zeitung und die Medien aber schnell wieder ausgeblendet.

Sobald ich mit dem Rad (meistens) oder Auto (selten) die Landschaft unter die Räder genommen habe, wurde die Funkstille unterbrochen und mein Handy hatte im Gegensatz zum Brudergrundstück zuverlässigen Empfang, den ich obendrein und in Anbetracht diverser Sachlagen leider auch noch genutzt habe. Unter anderem habe ich so immer wieder erfahren, dass die Sache mit der Zeitungskrise kein Ende nimmt. Und ich wollte doch auch meinen Beruf nicht thematisieren ... und mit den brandenburgischen Seelen in meiner Nachbarschaft funktionierte das auch sehr gut, weil denen ganz andere Dinge an mir wichtig waren - nämlich (und das nicht im oberflächlichen Sinne) nur mein Aussehen, dem sie mit Ausdrücken wie "so wie du mit die Oogen gucken tust, siehst du aus als wie wenn du die Kleene von ... bist" oder "wenn man dit nicht besser wüsste, könnte man denken du bist nicht das Tantchen sondern die Mama von ..." die größtmögliche Ähnlichkeit zu meinem Bruder und meiner Nichte bescheinigten.

Dann habe ich aber eines Tages einen Tramper mitgenommen. Der sah das Presse-Schild in der Windschutzscheibe meines Wagens und stellte daher neugierige und interessierte Fragen zu meinem Beruf, die ich auch brav beantwortet habe - später zu diesen gut 30 doch recht vergnüglichen und erkenntnisreichen Autominuten vielleicht mal mehr. Bezeichnend aber ist der folgende Satz: "Ich liebe ihn, aber das hat leider überhaupt keinen Sinn." - und das sagte ich über keinen geringeren als meinen Beruf.

2 Kommentare:

Sarah hat gesagt…

Ein sehr interessanter Urlaubsbericht! Ich wollte mich diesen Sommer eigentlich auch eine Woche auf eine einsame Hütte verkriechen und mit niemand reden und keine Medien konsumieren. Ist leider nix geworden, da ich vorher gekündigt habe und alles etwas chaotischer wurde. Aber aufgeschoben ist hoffentlich nicht aufgehoben ...
"das hat leider überhaupt keinen Sinn" --> siehst du das wirklich so? Ich würde das über Journalismus nicht sagen. Finde, dass man aus der Finanzdienstleistungsbranche kommend sowas eher sagen darf ;-)
Grüsse,
Sarah

Jacobswege hat gesagt…

Ich finde es einfach vielsagend, dass mir dieser Satz so rausgeplatzt ist (einem Fremden gegenüber) und ich erkenne langsam (siehe just B), dass ich meinen Job nicht mehr so bedingungslos vergöttern sollte und mich obendrein fast nur über ihn definieren. Natürlich kann und darf man meinen Job lieben und ich liebe ihn, aber es muss wieder mehr in Richtung Geben und Nehmen gehen und in letzter Zeit habe ich mehr gegeben. Ein bisschen mehr der Haltung "es ist nur ein Job" wäre sicher manchmal hilfreich - gerade jetzt, wo die Branche mal wieder so schwer in der Krise steckt ...