Ich habe eine latent komische Woche hinter mir, die mich in einem Mix aus Kopfkratzen und Grinsen auf der Couch niedersinken lässt. Ich wurde und werde derzeit immer so nett gegrüßt, vor allem ältere Herren winken mir - so wie gerade eben ein Herr an die 60 - neuerdings gerne mal zu.
Wie ich möglicherweise, genauer genommen hier, mal am Rande erwähnte, habe ich eine Jobserie in der lokalen Zeitung. Ich probiere mich dafür in anderen Berufen als meinem eigenen aus, schreibe meine Erfahrungen mit der mir eigenen Selbstironie und Ehrlichkeit auf, lasse mich in allen möglichen und unmöglichen Momenten ablichten und grinse dann regelmäßig aus der Zeitung - und ich habe nicht gerade ein Gesicht zum Vergessen. In mindestens 20, in Worten: zwanzig, solcher Selbsterfahrungsberichte habe ich seit Anfang 2012 bereits verfasst. Ich war Bibliothekar, Tierpfleger, Feuerwehrfrau, Polizist, Kindergärtner, Kellner, Müllfahrer, Schauspielstudent ... puh, ich bekomme selbst schon nicht mehr alles zusammen ...
Am letzten Juni-Wochenende, also vor genau einer Woche nun war ich für diese Jobserie Teil des historisch geprägten Festes, das in meiner Heimatstadt gefeiert wird. Das war zwar anstrengend, aber - vermutlich gerade aus diesem Grund - auch sehr schön. Ich lief, unter anderem, als Pikenier verkleidet im großen Festumzug mit insgesamt rund 1000 Akteuren und noch mehr Zuschauern mit. Ich zog mit Landsknechten aufs Schlachtfeld, agierte als Bombenfütterin und ich durchquerte als Bombenfutterlandsknecht vor großem Publikum den Stadtgraben, um die Erstürmung der Stadt mit nachzustellen. Unser Stadtgraben? Ein eher stehendes verschlicktes Gewässer ohne rechten Zufluss. Ich habe mich und mein helles Knechthemd darin nass gemacht, richtig schön nass.* Darin, quasi auf dem Grabengrund möglicherweise liegt der Grund für die neuen Nettigkeiten.
Ich bin der Landsknecht mit dem roten Hut und zeitweise bis zum Schlüsselbein schön nass. |
Ein ähnliches Bild dieser Wasserwaterei veröffentlichte ich, übrigens bei vollem Bewusstsein, auch in der Zeitung. Auf fünf Spalten gezogen. Das Bild zeigt mich von der Seite, als ich gerade das Fass hoch über meinen Kopf gereckt durch den Graben trage. Mein kleiner Bruder meinte, dass 85 Prozent aller weiblichen Brüste im nassen Zustand gut aussehen würden. Ja, meine Brüste gehören definitiv nicht zu den anderen 15 Prozent. Nun gut. Die Winkewinke-Männer wissen ja nicht, wie ich nach dieser Brackwasserschlacht gerochen habe.
* Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich natürlich einen blickdichten BH und noch ein Top unter dem Hemd trug. Aber nass ist nass und schön ist schön.
2 Kommentare:
Jobtester, was du alles ausprobieren durftest, wow. Das kling tja richtig privilegiert - trotz des Wasserwatens ;-)
Wäre auch was für mich, nachdem ich mich entschieden habe, keine Karriere in der Fiannzbranche zu wollen.
Grüsse,
Sarah
Oh ja, das ist ein großes Privileg. Ich darf alle Dinge ausprobieren, die ich schon immer mal machen wollte.Ich kann hinter Kulissen gucken. Und ich darf Menschen Löcher in den Bauch fragen. Hach, eigentlich ist mein ganzer Job ein Privileg. :)
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