In sonntäglicher Tradition habe ich soeben das Lesezeichen in meinem Kalender um eine Woche verlegt und einen Blick auf die Termine der anstehenden Tage geworfen. Ich bin traurig. Folgendes wird passieren: Ich werde - um den Regiewechsel an der örtlichen Theaterakademie verkünden zu müssen - die alte und die neue Geschäftsführerin zu einem gemeinsamen Interview treffen. Das wird hart. Seltsam. Ein Trauerfall mit Ansage.
Erst vor wenigen Tagen habe ich für eine andere Story schon einmal mit den beiden Frauen an einem Tisch gesessen. Dann fragte die eine Frau, ob wir uns demnächst mal noch zu einem Interview treffen könnten. Ich ahnte nichts Gutes. Sie stockte kurz - um dann zu verkünden, dass sie die Akademie gen Schweiz und für den totalen Neuanfang verlassen wird. Mir stockte der Atem. Menno. Ich sagte, dass ich ja dann auch mal gehen könnte. Immer gehen die Guten. Warum ich nicht auch? Ich stand und stehe so ein wenig unter Schock.
Um das zu verstehen, sollte man unsere kleine gemeinsame Geschichte abseits der Zeitungsnotizen kennen.
Sommer 2011: Ich lernte die junge Frau am Rande eines Termins kennen - sie ist mit ihren 24 sechs Jahre jünger als ich und damit so alt wie mein kleiner Bruder, vielleicht mag ich sie darum (großschwesterlicher Mutterinstinkt) mehr als andere meiner journalistischen Kontakte. Damals war noch eine andere Frau die Geschäfsführerin der Theaterakademie und die junge Dame sollte "nur" als Praktikantinstudentenjobberinirgendwas die PR machen. Und ich sollte in wenigen Wochen heiraten. Ich gab der jungen Frau die letzte Visitenkarte mit meinem alten, meinem Geburtsnamen. Ich heiratete und flog flittern. Ich kam wieder und sie war Geschäftsführerin geworden. Wir taten beide unseren Job, trafen uns zu diversen Interviews und bei den Aufführungen an diesem kleinen Theater, das sich meine Kleinstadt glücklich schätzen darf haben zu dürfen. Wir tranken Kaffee, redeten über dies und das, hatten Spaß bei der Arbeit. Wir hatten ein sehr professionelles und doch durchaus noch freundschaftlich geprägtes Verhältnis zueinander.
Sommer 2012: Ich entwickelte diese Sache hier mit den Jacobs Wegen, sie ging den Jakobsweg - den echten. Auch davon erzählte sie mir und es war eine sehr anrührende Geschichte, die ich aufschreiben durfte. Die Geschichte einer jungen Frau, die körperlich und seelisch an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen war. Sie sagte während des Gesprächs, dass das Denken nicht auf dem Jakobsweg kam, sondern danach - und sie jetzt viel in Frage stelle, viel in Zweifel ziehe und das, ihr Leben überdenke. Meine Ehe war inzwischen schon ein Fragezeichen geworden. Wir führten ein Interview, das vielleicht auch die Grenzen der Professionalität überschritt. Ich kam wieder ins Büro und sagte zum Kollegen "Ich hoffe, dass sie bleibt!" Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl.
Sommer 2013: Der Jacobsweg wurde ein Singletrail. Zum Glück. Die junge Frau war noch da und mein ungutes Gefühl damit passé. Sie entwickelte neue und großartige Ideen für die Akademie, holte weitere namhafte Dozenten, rührte neue Kooperationen ein, Absolventen ergatterten gute Engagements und ich gute Geschichten. Die Akademie feierte ihren fünften Geburtstag und ein erfolgreiches Jahr, ich durfte teilhaben und meinen Teil dazu tun. Es lief gut und besser nach ihrem Jakobsweg und glücklicher auf meinen Jacobs Wegen. Ich war geschieden. Wir lachten über unsere diversen privaten Entwicklungen, tranken wieder Kaffee und duzten uns fortan.
Sommer 2014: Siehe oben. Menno!
Das Gute daran ist nur, dass die Neue und ich uns nun schon mal kennen - und zwar so wie wir wirklich sind. Meinem "Menno!" folgte auch die angewiderte Frage, wer denn dann jetzt die sei, die den Job übernimmt. Doch die - Trommelwirbel - befand sich schon im Raum, reagierte auf meine charmante Schnoddrigkeit mit nur noch mehr sympathischer Schnoddrigkeit. Wir stellten unter anderem auch fest, dass wir ein und denselben Landstrich - nämlich Brandenburg - mehr als zu schätzen wissen und dort Kraft tanken. "Ich denke dort mal nicht nach", sagte ich. "Doch, ich denke dort sehr viel nach", meinte sie, "nämlich, was ich abends auf den Grill packe." Passt. Also: Willkommen und Abschied.
Um das zu verstehen, sollte man unsere kleine gemeinsame Geschichte abseits der Zeitungsnotizen kennen.
Sommer 2011: Ich lernte die junge Frau am Rande eines Termins kennen - sie ist mit ihren 24 sechs Jahre jünger als ich und damit so alt wie mein kleiner Bruder, vielleicht mag ich sie darum (großschwesterlicher Mutterinstinkt) mehr als andere meiner journalistischen Kontakte. Damals war noch eine andere Frau die Geschäfsführerin der Theaterakademie und die junge Dame sollte "nur" als Praktikantinstudentenjobberinirgendwas die PR machen. Und ich sollte in wenigen Wochen heiraten. Ich gab der jungen Frau die letzte Visitenkarte mit meinem alten, meinem Geburtsnamen. Ich heiratete und flog flittern. Ich kam wieder und sie war Geschäftsführerin geworden. Wir taten beide unseren Job, trafen uns zu diversen Interviews und bei den Aufführungen an diesem kleinen Theater, das sich meine Kleinstadt glücklich schätzen darf haben zu dürfen. Wir tranken Kaffee, redeten über dies und das, hatten Spaß bei der Arbeit. Wir hatten ein sehr professionelles und doch durchaus noch freundschaftlich geprägtes Verhältnis zueinander.
Sommer 2012: Ich entwickelte diese Sache hier mit den Jacobs Wegen, sie ging den Jakobsweg - den echten. Auch davon erzählte sie mir und es war eine sehr anrührende Geschichte, die ich aufschreiben durfte. Die Geschichte einer jungen Frau, die körperlich und seelisch an ihre Grenzen und darüber hinaus gegangen war. Sie sagte während des Gesprächs, dass das Denken nicht auf dem Jakobsweg kam, sondern danach - und sie jetzt viel in Frage stelle, viel in Zweifel ziehe und das, ihr Leben überdenke. Meine Ehe war inzwischen schon ein Fragezeichen geworden. Wir führten ein Interview, das vielleicht auch die Grenzen der Professionalität überschritt. Ich kam wieder ins Büro und sagte zum Kollegen "Ich hoffe, dass sie bleibt!" Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl.
Sommer 2013: Der Jacobsweg wurde ein Singletrail. Zum Glück. Die junge Frau war noch da und mein ungutes Gefühl damit passé. Sie entwickelte neue und großartige Ideen für die Akademie, holte weitere namhafte Dozenten, rührte neue Kooperationen ein, Absolventen ergatterten gute Engagements und ich gute Geschichten. Die Akademie feierte ihren fünften Geburtstag und ein erfolgreiches Jahr, ich durfte teilhaben und meinen Teil dazu tun. Es lief gut und besser nach ihrem Jakobsweg und glücklicher auf meinen Jacobs Wegen. Ich war geschieden. Wir lachten über unsere diversen privaten Entwicklungen, tranken wieder Kaffee und duzten uns fortan.
Sommer 2014: Siehe oben. Menno!
Das Gute daran ist nur, dass die Neue und ich uns nun schon mal kennen - und zwar so wie wir wirklich sind. Meinem "Menno!" folgte auch die angewiderte Frage, wer denn dann jetzt die sei, die den Job übernimmt. Doch die - Trommelwirbel - befand sich schon im Raum, reagierte auf meine charmante Schnoddrigkeit mit nur noch mehr sympathischer Schnoddrigkeit. Wir stellten unter anderem auch fest, dass wir ein und denselben Landstrich - nämlich Brandenburg - mehr als zu schätzen wissen und dort Kraft tanken. "Ich denke dort mal nicht nach", sagte ich. "Doch, ich denke dort sehr viel nach", meinte sie, "nämlich, was ich abends auf den Grill packe." Passt. Also: Willkommen und Abschied.
1 Kommentar:
Sie wird der Stadt fehlen.
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