Wer die Erholungseffekte eines an sich netten Wochenendes mit so Dingen wie angetüdelt Sterne glotzen schnellstmöglich und effektivstmöglich zunichte machen will ... ähm, der werde doch bitte einfach Journalist.
Denn die Vernichtung jedweder Schönheit, die eigene - sofern vorhanden - inbegriffen, funktioniert irgendwie kreislaufig. Der eine Journalist raubt dem anderen die Erholung. Das geht positiver Natur (siehe Einleitung) oder negativer Natur (siehe meine Augenringe, die kraus gezogene Stirn, die genervt gehobene Augenbraue, immer ich).
Das Wochenende war verlängert. Mit dem Kollegen Arbeitsehemann war abgesprochen, dass meinem verlängerten Wochenende sein verlängertes Wochenende folgt - man braucht ja auch mal Abstand. Zudem war abgesprochen, dass ich mindestens eine Stunde später als sonst üblich in der Redaktion erscheine und der dritte Kollege mit der anderen Kollegin derweil loslegt. Dazu hatte der Kollege Arbeitsehemann dem Kollegen eine Liste geschrieben und einen Layoutplan entworfen, zudem bat er um Themenvorschläge für die Mittagssitzung mit dem großen Chef.
Ich erscheine um zehn Uhr irgendwas, ja ich erscheine, also knapp 80 Minuten später als sonst in der Redaktion. Und? Ernte ich die Feststellung, dass die Post (stapelweise an Montagen) noch nicht mal angerührt wurde und jungfräulich in ihrem Fach liegt. Zur Begrüßung gibt es ein "Hast du was für die Randspalte? Eine Aufmachung könnten wir eigentlich auch noch gebrauchen...."
Es folgt mit dem Starten des Rechners die Erkenntnis, dass die Kollegin sich dem Layout gewidmet hat. So hängen Textboxen zusammen, die einfach nicht zusammen gehören sollten. Hier der Abstand zu groß. Da zu klein. Dort einfach eine andere Schriftart. Während der sich nun aufdrängende Ausdruck "Kraut und Rüben" also durchaus als Euphemismus purer harmonischer Zweisamkeit zwischen eben Kraut und Rüben noch um des lieben Frieden willens passen würde, denkt man angesichts dessen schlicht an den Verlust jeder Form von Anstand und sagt etwas wie "Bist du eigentlich so besoffen wie ich noch vor zwei Stunden war oder was soll das da bitte sein?". Kindisch. Unsachlich. Aber: Wohltat für den Moment.
Wenig später schlufft der Kollege ins Büro und sagt, dass er heute leider nicht mehr viel schreiben kann, weil er eine Sonderseite für den nächsten (!) Montag vorbereiten muss. Und man muss Termine für die große Aktion "Redakteure besuchen Schüler" organisieren. Und dem großen Chef müsse man noch Themen aufschreiben.
Die einzig richtige Reaktion in dieser Situation? Ruhig bleiben und den eigenen Standpunkt ruhig und sachlich erklären. Nun ja ... es geht aber auch AvD - Arsch vom Dienst. Und das geht so (kleine Anleitung zum Glücklichsein):
- Dem Kollegen sofort mit konstruktiven Vorschlägen kommen: "Die Seite für nächsten Montag machst du nach Feierabend oder du fängst zeitiger an!"
- Dem Kollegen bei der Aktion die Termine in den zeitigen Schulstunden und in den am weitesten entfernten Dörfern verschaffen. Kommentarlos.
- Den Kollegen auflaufen lassen. Großer Chef fragt nach Themen. Kollege stammelt was. Lächeln. Chef die eigenen Themen, jedes einzelne von einem fetten "Ich" eingeleitet, vorschlagen.
- Großherzig gegen 15 Uhr den CvD-Posten übernehmen und die Aufgaben verteilen, bis für einen selbst leider, leider, leider gar nix mehr übrig ist.
- Büro zeitiger als abgemacht verlassen, um 15.50 Uhr und in weniger als sechs Stunden keinen Strich geschrieben, nur "recherchiert".
= großarschiger Tag! ab morgen wieder lieb ... oder so
2 Kommentare:
Hab ich es überlesen? Hier muss betont werden, dass die Kollegen festangestellt sind, Du aber als letzter Schütze Arsch im Glied eben leider nicht!
Das stimmt natürlich. Das Gute an der Guten (also mir) ist ja aber, dass ich mich nicht anders benehmen würde, wenn ich festangestellter letzter Schütze Arsch im Glied wäre. Ich wäre noch immer großarschig - am besten als Chef vons Janze! :)
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