Ist mein (journalistisches) Leben ein Film? Dann aber so ein richtig dämlichblöderstumpferdummer Sat1-Dienstagsmovie voller Klischees über Journalistinnen um die 30. Mir passiert einfach zu viel Kram, auf den ich gerne verzichten würde.
Neulich in "Kleine Zeitungsente planscht im Fettnapf" oder auch "Pressetussi persona non grata": Die junge Heldin bekommt eine Supershow und erlebt quasi eine journalistische Nahtoderfahrung.
Was bisher geschah: In meiner Kleinstadt ist die "Altkleidermafia" aufgetaucht. Die Stadt bekommt Geld für die vielen Containerstellplätze, die das hier nicht näher zu benennende Unternehmen bewirtschaftet. Zudem hat das bundesweit agierende Unternehmen eine Niederlassung hier um die Ecke. DRK als klassischer "Wohltäter"-Sammler (nun ja ...) und ein hiesiger Verein, der mit Altkleidersammlung Jobs für Behinderte schafft, sind darüber ungefähr so happy wie jemand, dem sie grad die Bude ausgeraubt haben. Verständlich. Darüber schrieb ich ein paar Artikel, zitierte die Sorge des Vereins, dass die Existenz gefährdet sei und das DRK, dem das Sammelvolumen ebenfalls schwindet. Die Firma, versteht sich von selbst, wollte ich auch dazu befragen, mehrmehrmehrfach - nur leider war nie einer erreichbar, das Firmengelände verwaist.
Eines Tages aber meldete man sich plötzlich in Form des Chefs bei mir. Dass es den anderen so schlecht gehe, sei einem gar nicht bewusst. Und das sei auch sehr schade. Das wolle man gerne korrigieren, helfen und den anderen Sammlern Unterstützung anbieten. Ob ich nicht die Ansprechpartner vermitteln könne? "Die Ansprechpartner können Sie gerne selbst ohne Mühe im Internet recherchieren", schlug ich dem Mann entnervt vor. Der lud mich im Gegenzug aufs Firmengelände ein.
Und wenige Tage später ging der Spaß los. Punkt 13 Uhr sollte ich da sein. 12.58 Uhr stellte ich mein Auto auf dem Firmengelände ab und meldete mich so 12.59 Uhr (also pünktlich) bei einem Mitarbeiter. Der Chef sei aber gar nicht da - nie am Dienstag, sagte der. Ich hätte einen Termin, sagte ich. Ich könne ruhig wieder gehen, sagte der Mitarbeiter. Er könne ruhig mal den Chef anrufen und ihn an den Termin mit mir erinnern, sagte ich. Dann müsse ich eben da hinten warten, zeigte der Mitarbeiter entnervt in eine große Halle ohne Sitzgelegenheit. 31 Grad im Schatten, Kreislauf wie die Laune im Keller. So pflanzte ich mich einfach auf Tüten voller Altkleider, gönnte mir einen Kaugummi zum Mittag und verfluchte mein Leben. Der Mitarbeiter zog von dannen. Ich blieb allein mit Tonnen Stoff, der tobenden Stimme in meinem Kopf und sonst nix zurück. 15 Minuten in brütender Hitze vergingen, Kreislauf und Laune näherten sich der Frustration. Dann bog - ich traute meinen Augen kaum - ein Bentley in die Halle ein. Ein kleiner Glatzkopf stieg aus, die Kühle des klimatisierten Fahrzeuginnenraums streifte meine vor Hitze brütenden und dicker werdenden Füße und der Mann begrüßte mich überschwänglich. Ebenso überschwänglich tauchten plötzlich zwei andere Mitarbeiter auf. Man herzte sich mit Worten.
Der Bentleyfahrer führte mich in sein Büro, wo er heillos und ohne Punkt und Komma auf mich ein oder vielmehr an mir vorbei redete, sämtliche Fragen dabei natürlich ignorierte - was auch immer ich versuchte, klare Antworten gab es nicht, ich drehte mich wie ein abgerichtetes Hündchen im Kreis. Dafür spielte der Bentleyfahrer immer mal mit seinem Handy rum. Dann tauchte drehbuchgeschnitzt die Mitarbeiterin auf, der er großzügig den Nachmittag für ein wenig Freibadspaß frei gab. Er vergass nicht ihr noch kumpelig nachzurufen, sie solle doch heut noch einmal kommen fürs Grillen. Der zweite Mitarbeiter tauchte auf. "Duuuuuu, ich würde ja selbst, aber du siehst ja", deutete der Bentleyfahrer auf mich, "hol doch mal was zum Grillen, so wie letzte Woche, wir machen es uns heute wieder schick, der Vati kommt auch noch und bring doch deine Freundin mit!" Der Bentleyfahrer packte eine dicke Brieftasche aus und drückte dem Mitarbeiter zwei Hunderter in die Hand. "Aber bitte nur Bier von hier, Wechselgeld ist wie immer für dich", forderte der Bentleyfahrer grinsend. Ich könne doch auch bleiben, bei der Hitze sei Arbeit doch eh blöd und ich wirke so sympathisch, dass man sicher ein paar schöne Stunden mit den Kollegen hier verbringen könne - so ganz ohne Fragen. Mir wurde plötzlich kalt. Ich trat endlich die Flucht an, erklärte den Termin für beendet und bedankte mich für das "informative" Gespräch.
Erst 14.06 Uhr saß ich in meinem Auto. Ich glaubte einen Moment über mir selbst zu schweben, sah mich ungläubig meinen Kopf schütteln und dem Drang widerstreben ins Lenkrad zu beißen oder den Kopf immer wieder dort drauf zu hämmern. Dann hörte ich mich sagen "Du hättest vor 66 Minuten schon gehen müssen, du selten blöde Kuh!" und fuhr wieder vom Hof. Kreislauf und Laune blieben gefühlt noch tagelang im Keller. Im Keller der Seite landete dann auch der Artikel ... eigentlich hätte man ihn aber einmotten müssen ...
Neulich in "Kleine Zeitungsente planscht im Fettnapf" oder auch "Pressetussi persona non grata": Die junge Heldin bekommt eine Supershow und erlebt quasi eine journalistische Nahtoderfahrung.
Was bisher geschah: In meiner Kleinstadt ist die "Altkleidermafia" aufgetaucht. Die Stadt bekommt Geld für die vielen Containerstellplätze, die das hier nicht näher zu benennende Unternehmen bewirtschaftet. Zudem hat das bundesweit agierende Unternehmen eine Niederlassung hier um die Ecke. DRK als klassischer "Wohltäter"-Sammler (nun ja ...) und ein hiesiger Verein, der mit Altkleidersammlung Jobs für Behinderte schafft, sind darüber ungefähr so happy wie jemand, dem sie grad die Bude ausgeraubt haben. Verständlich. Darüber schrieb ich ein paar Artikel, zitierte die Sorge des Vereins, dass die Existenz gefährdet sei und das DRK, dem das Sammelvolumen ebenfalls schwindet. Die Firma, versteht sich von selbst, wollte ich auch dazu befragen, mehrmehrmehrfach - nur leider war nie einer erreichbar, das Firmengelände verwaist.
Eines Tages aber meldete man sich plötzlich in Form des Chefs bei mir. Dass es den anderen so schlecht gehe, sei einem gar nicht bewusst. Und das sei auch sehr schade. Das wolle man gerne korrigieren, helfen und den anderen Sammlern Unterstützung anbieten. Ob ich nicht die Ansprechpartner vermitteln könne? "Die Ansprechpartner können Sie gerne selbst ohne Mühe im Internet recherchieren", schlug ich dem Mann entnervt vor. Der lud mich im Gegenzug aufs Firmengelände ein.
Und wenige Tage später ging der Spaß los. Punkt 13 Uhr sollte ich da sein. 12.58 Uhr stellte ich mein Auto auf dem Firmengelände ab und meldete mich so 12.59 Uhr (also pünktlich) bei einem Mitarbeiter. Der Chef sei aber gar nicht da - nie am Dienstag, sagte der. Ich hätte einen Termin, sagte ich. Ich könne ruhig wieder gehen, sagte der Mitarbeiter. Er könne ruhig mal den Chef anrufen und ihn an den Termin mit mir erinnern, sagte ich. Dann müsse ich eben da hinten warten, zeigte der Mitarbeiter entnervt in eine große Halle ohne Sitzgelegenheit. 31 Grad im Schatten, Kreislauf wie die Laune im Keller. So pflanzte ich mich einfach auf Tüten voller Altkleider, gönnte mir einen Kaugummi zum Mittag und verfluchte mein Leben. Der Mitarbeiter zog von dannen. Ich blieb allein mit Tonnen Stoff, der tobenden Stimme in meinem Kopf und sonst nix zurück. 15 Minuten in brütender Hitze vergingen, Kreislauf und Laune näherten sich der Frustration. Dann bog - ich traute meinen Augen kaum - ein Bentley in die Halle ein. Ein kleiner Glatzkopf stieg aus, die Kühle des klimatisierten Fahrzeuginnenraums streifte meine vor Hitze brütenden und dicker werdenden Füße und der Mann begrüßte mich überschwänglich. Ebenso überschwänglich tauchten plötzlich zwei andere Mitarbeiter auf. Man herzte sich mit Worten.
Der Bentleyfahrer führte mich in sein Büro, wo er heillos und ohne Punkt und Komma auf mich ein oder vielmehr an mir vorbei redete, sämtliche Fragen dabei natürlich ignorierte - was auch immer ich versuchte, klare Antworten gab es nicht, ich drehte mich wie ein abgerichtetes Hündchen im Kreis. Dafür spielte der Bentleyfahrer immer mal mit seinem Handy rum. Dann tauchte drehbuchgeschnitzt die Mitarbeiterin auf, der er großzügig den Nachmittag für ein wenig Freibadspaß frei gab. Er vergass nicht ihr noch kumpelig nachzurufen, sie solle doch heut noch einmal kommen fürs Grillen. Der zweite Mitarbeiter tauchte auf. "Duuuuuu, ich würde ja selbst, aber du siehst ja", deutete der Bentleyfahrer auf mich, "hol doch mal was zum Grillen, so wie letzte Woche, wir machen es uns heute wieder schick, der Vati kommt auch noch und bring doch deine Freundin mit!" Der Bentleyfahrer packte eine dicke Brieftasche aus und drückte dem Mitarbeiter zwei Hunderter in die Hand. "Aber bitte nur Bier von hier, Wechselgeld ist wie immer für dich", forderte der Bentleyfahrer grinsend. Ich könne doch auch bleiben, bei der Hitze sei Arbeit doch eh blöd und ich wirke so sympathisch, dass man sicher ein paar schöne Stunden mit den Kollegen hier verbringen könne - so ganz ohne Fragen. Mir wurde plötzlich kalt. Ich trat endlich die Flucht an, erklärte den Termin für beendet und bedankte mich für das "informative" Gespräch.
Erst 14.06 Uhr saß ich in meinem Auto. Ich glaubte einen Moment über mir selbst zu schweben, sah mich ungläubig meinen Kopf schütteln und dem Drang widerstreben ins Lenkrad zu beißen oder den Kopf immer wieder dort drauf zu hämmern. Dann hörte ich mich sagen "Du hättest vor 66 Minuten schon gehen müssen, du selten blöde Kuh!" und fuhr wieder vom Hof. Kreislauf und Laune blieben gefühlt noch tagelang im Keller. Im Keller der Seite landete dann auch der Artikel ... eigentlich hätte man ihn aber einmotten müssen ...
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