Ich bin nur ein ganz normaler Lokaljournalist. Ich schreibe eher und häufiger über Kaninchenzüchtervereine als über Wirtschaftsskandale und so Krams. Was nicht heißen soll, dass ich nichts kann (denkt man angeblich gerne über Lokaljournalisten) oder Kaninchenzüchter beziehungsweise das Schreiben über sie nicht mag - aber ich grabe nicht wöchentlich einen Skandal aus, wie es die Kollegen vom Ressort Investigation machen (können) und ich mache meinen Job trotzdem gut. Der Satz "Journalism is printing what someone else does not want printed. Everything else is public relations." ist ein Thema für sich ...
Ich habe eingangs wohl dennoch einen entscheidenden Fehler gemacht. Es scheint mir, dass man(n) doch betonen muss, dass ich eine Lokaljournalistin bin.
Ich habe heute in der Stadt einen Politiker getroffen, der meinte, ich sei "doch eine Hübsche" und "müsse mir das Leben doch nicht so schwer" und mich "unbeliebt" machen.
Ich habe heute in der Stadt einen Politiker getroffen, der meinte, ich sei "doch eine Hübsche" und "müsse mir das Leben doch nicht so schwer" und mich "unbeliebt" machen.
Weiterhin wurde mir kürzlich auch noch von verschiedenen Seiten zugetragen, meine Art Anfragen zu stellen - klar formulierte Fragen mit einer klaren Deadline, so habe ich mein Handwerk gelernt - gelte als verzickt. Man(n) spekuliere über "sexuelle Unzufriedenheit" - das nennt man bitteschön "untervögelt", bitte klare Worte benutzen - oder ein ausgeprägtes (prä)menstruelles Problem. Nun ja. Als 30-Jährige bei Gelegenheit zu menstruieren finde ich ja nun grundsätzlich weder nennenswert, noch ein nennenswertes Problem. Auswirkungen auf meine Arbeitsleistung habe ich auch noch nicht feststellen dürfen.
Dafür scheine ich mir Fragen zu stellen, die sich andere nicht stellen (müssen).
Es ist doch 2015, oder? Muss da ein bestimmtes journalistisches Selbstverständnis tatsächlich mit Chromosomen erklärt werden? Ich weiß auch nicht, was mein Aussehen (Geschmackssache) mit Leichtigkeit des Seins zu tun haben sollte?
Ich habe ein paar "hübsche" männliche Kollegen (Geschmackssache), die nicht minder klar formulierte und kritische Anfragen mit noch enger gesteckten Zeitfenstern stellen.
Woran liegt's bei denen wohl?
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