Donnerstag, 19. Dezember 2013

Geladen

Ich glaube, der örtliche Energieversorger und ich sind keine Freunde mehr. Zumindest sind der Chef vom örtlichen Energieversorger und ich keine Freunde mehr. Wieso? Weshalb? Warum? Das ist ganz einfach! Der Chef vom örtlichen Energieversorger hat letztens LED-Weihnachtsbeleuchtung in meiner Straße installiert. Jetzt haben wir Krieg. Klingt komisch? Ist aber so! 

Natürlich hat der Chef vom örtlichen Energieversorger die LED-Weihnachtsbeleuchtung nicht wirklich selber installiert. Aber er hat sie ihm Rahmen eines lokalen Pressetermins angeknipst, ich war ja dabei. Und als das geschah und ich zum ersten Mal die LED in meiner Straße sah, war mir klar: Das ist der helle Wahnsinn! 

Eine von den LED-Lichterketten, die jetzt die Straße überspannen, hängt nämlich nicht eben weit von meinen Fenstern entfernt. Die Sonne geht aus, vor meinem Fenster geht die LED auf. In der ersten Dezemberwoche ging die LED erst unter, wenn die Sonne wieder angeht. Das hat mich in der ersten Nacht Schlaf, in der zweiten Nacht Nerven und ab der dritten Nacht Gewaltfantasien gekostet. Und Teile meines Selbstbewusstseins, das dieses Jahr ohnehin schon abgebaut wurde. Die LED leuchtet trotz des Einsatzes von Vorhängen auch mein Schlafzimmer aus, wo ich mich von Zeit zu Zeit und eigentlich auch mal gerne nackig mache (die Vorhänge sind dann immer zu, möchte ich mal betonen). Und wenn mir eine LED den mannigfaltigen Sinn der Ina-Müller-Textzeile "Lieber Orangenhaut als gar kein Profil" verdeutlicht ... möchte ich der LED gerne sagen, dass ich eine Menge Profil habe und alles andere daher nicht nötig oder nicht wahr haben will.

Klarer Fall: Ich musste was tun, gegen Ungerechtigkeit muss man doch was tun. Ich habe diverse Kinder besitzende Menschen aus meinem Umfeld sehr direkt gefragt, ob ihre Kinder nicht zufällig mit Ball, Zwille oder sonst irgendwie für Verdunklung sorgen könnten. Weil ich selbst nicht straffällig werden wollte und eigentlich auch keinem Kind meine Art Erziehung aufzwingen wollte, was vermutlich auch schon die Vorstufe zum Straffälligwerden darstellt, habe ich mich für den Jacobsweg entschieden: Ich glossierte die Sache mit der LED vor meinem Fenster. Ich habe wortgespielt mit allem, was in Sachen Licht und LED geht. Ich habe dem örtlichen Energieversorger in der Zeitungsglosse gedroht, dass ich seine LED-Lichterketten gewaltsam entfernen werde, wenn nicht bald wenigstens nachts Lichtruhe herrscht. Ich habe dafür gute Begründungen geliefert. Sicherheitsaspekte wie den, das Piloten meine Straße für eine Landebahn halten könnten. Und auch die Sache mit dem dunklen Schatten auf meinem Selbstbewusstsein. Also ich fands witzig und eine ganze Reihe anderer Menschen auch. Einer, der Bürgermeister, hatte Mitleid und ließ dafür sorgen, dass die LED nun nicht mehr die ganze Nacht durchleuchtet und noch vor Mitternacht ausgeknipst wird.

Der Chef vom örtlichen Energieversorger aber fand das alles wohl nicht so dolle. Diese erhellende Erkenntnis ereilte mich Anfang der Woche. Der örtliche Energieversorger hatte ein paar Kinder eingeladen, um ihnen vom Weihnachtsmann Geschenke überreichen zu lassen. Die Kinder wurden aus einer ganzen Reihe Wunschzetteleinreicher des zurückliegenden Adventsmarktes ausgelost. Ich hatte auch einen Wunschzettel abgegeben. Da stand schlicht "Weltfrieden" drauf. Ich konnte leider bisher nicht den Eindruck gewinnen, dass dieser Wunschzettel in irgendeiner Weise Beachtung fand. Und das bedeutet Krieg! Beim Weltfrieden verstehe ich keinen Spaß. Ich wähnte daher in diesem Aufgebot des örtlichen Energieversorgers den Versuch mich zu besänftigen: 


Nein! Das Getränk war allein für die Kinder gedacht. Ich bekam nur den Chef vom örtlichen Energieversorger. Während ich meinen Job tat und fotografierte und notierte, was da so an Gaben von Weihnachtsmann zu Kind wanderte, sprach der Mann mich mehrfach und wiederholt aus meinem eigenen Windschatten heraus an. Ob denn das wirklich so schlimm sei mit der LED? Ob denn das wirklich sein musste in der Zeitung? Ob mir klar sei, dass er und seine Leute das nicht lustig fanden? Und ob es denn wirklich so schlimm sei? Und wieder von vorn. Und noch mal. Und wieder von vorn. Wir tauschten während ich fotografierte und notierte, was eigentlich grad als Veranstaltung lief ein paar Standpunkte aus. Was wiederum durchaus auch Veranstaltungscharakter gewinnen konnte.

Ich bin mir nun noch immer nicht sicher, ob ich den Chef vom örtlichen Energieversorger in mein Schlafzimmer hätte einladen sollen ...

Es ist also nicht nur mein Job, der mich um Schlaf und Verstand bringt. Manchmal liegt es echt nur am Licht. Sollte ich am 13. Januar bei "meiner" Lesung von einer LED angefunzelt werden, gehe ich sofort. Alles andere ist Euer Job!

Keine Kommentare: