Marketingabteilungen von Zeitungshäusern haben mal nicht so gute, eher doofe und auch mal gute, eher weniger doofe Ideen. Gut würde ich das nennen, was sich in unserem Verbreitungsbebiet Zeitungsflirt nennt, aber eigentlich sehr viele Regionalzeitungen deutschlandweit machen: Schulklassen bekommen über den Zeitraum eines Monats jeden Tag Klassensätze der Zeitung und ein kleines Programm mit Aufgaben, Bastelideen und Angeboten. Das soll die lieben Kleinen an das Medium Zeitung heranführen - Kundschaft von morgen!
Gerne angenommen wird das Angebot, sich einen Redakteur in die Schule zu holen. Der Journalist steht eine Stunde zur Verfügung, erzählt was von sich und seinem Beruf, beantwortet Fragen. Dieses Aktionsjahr habe ich die Termine koordiniert. Neben Grundschulen sind auch eine Schule für Kinder und Teenager mit geistiger Behinderung und eine Förderschule in den Reihen der Interessenten. Da mir klar war, dass niemand scharf auf diese Termine sein würde, habe ich mich gleich freiwillig gemeldet.
Heute nun stand ich vor neun Teenagern von der Schule für geistig Behinderte. Und ich gebe zu: Ich hatte ein wenig Schiss vor diesem "Auftritt". Ich kann von mir nämlich nicht gerade behaupten, unglaublich gut mit Kindern umgehen zu können - die wenigsten Kinder schließlich wissen mit Ironie umzugehen und ich kann kaum was ohne Ironie machen. Ich finde Kinder auch nicht so toll wie die meisten anderen Menschen, große Ansammlungen von Kindern (groß = mehr als zwei) finde ich schlicht nervtötend. Aber wie bitte mit Behinderten reden? Leuten, "die geistig nicht ganz auf der Höhe sind", wie mein Kollege es noch gestern nannte? Ich? Deren Geist nie still steht, der permanent voll gestopft ist mit mal mehr und mal weniger guten Gedanken? Reden über einen Job wie meinen? Über die mitunter sehr komplexen Sachen, die wir machen? Wie will man das erklären, wie in modernen Zeiten eine Zeitung entsteht? Was, wenn ich was falsch mache? Was könnte ich alles falsch machen?
Absoluter Schwachsinn! Lange nicht hat mir eine dieser Flirtschulstunden so viel Spaß gemacht! Denn wenn einer "geistig nicht ganz auf der Höhe" ist, dann ja wohl mal Journalisten!!! Ich hatte es schon geahnt, nun bin ich überzeugt davon.
Wir haben uns nett unterhalten. Über die Sachen, die wir gerne machen. Ein Junge zum Beispiel singt gerne. Seine Banknachbarin spielt lieber mit ihren Katzen. Ein anderer macht am liebsten Sachen an der frischen Luft. Der 18-Jährige vorne links mag Sport. Ich arbeite eben als Journalist. Ich berichtete, was ich so den ganzen Tag mache und habe mal erzählt, wie so ein Layout eigentlich entsteht und sich die Zeitungsseite über den Tag füllt. Leider ist der Marketingguru nicht schlau genug, uns mit Laptops auszustatten, an denen wir es wirklich zeigen könnten. Also stelle ich mich immer mit einem leeren A3-Blatt, ein paar gebastelten Textboxen und dann folgend den Ausdrucken von verschiedenen Entwicklungsstufen des Layouts der am Tag des Flirts erscheinenden Ausgabe vor die Schüler. Heute erzählte ich auch mal, wie sich eine Zeitungsseite so grundsätzlich aufbaut: Da ist der Aufmacher, der Keller, der Anker, heute hatten wir einen Überleger auf der Seite - Journalistensprech eben, der für uns ja Sinn macht. Kurz und knapp mal ein Beispiel: Der Keller ist ganz unten auf der Seite. Das hat schon alles auch Symbolcharakter und so.
Wir haben uns nett unterhalten. Über die Sachen, die wir gerne machen. Ein Junge zum Beispiel singt gerne. Seine Banknachbarin spielt lieber mit ihren Katzen. Ein anderer macht am liebsten Sachen an der frischen Luft. Der 18-Jährige vorne links mag Sport. Ich arbeite eben als Journalist. Ich berichtete, was ich so den ganzen Tag mache und habe mal erzählt, wie so ein Layout eigentlich entsteht und sich die Zeitungsseite über den Tag füllt. Leider ist der Marketingguru nicht schlau genug, uns mit Laptops auszustatten, an denen wir es wirklich zeigen könnten. Also stelle ich mich immer mit einem leeren A3-Blatt, ein paar gebastelten Textboxen und dann folgend den Ausdrucken von verschiedenen Entwicklungsstufen des Layouts der am Tag des Flirts erscheinenden Ausgabe vor die Schüler. Heute erzählte ich auch mal, wie sich eine Zeitungsseite so grundsätzlich aufbaut: Da ist der Aufmacher, der Keller, der Anker, heute hatten wir einen Überleger auf der Seite - Journalistensprech eben, der für uns ja Sinn macht. Kurz und knapp mal ein Beispiel: Der Keller ist ganz unten auf der Seite. Das hat schon alles auch Symbolcharakter und so.
Na und? Das Mädchen in der ersten Reihe musste trotzdem einfach lachen. Denn - ich zitiere - ein Kopf ist oben an einem Menschen dran, der Anker ist an einem Schiff, der Keller gehört zu einem Haus. Und ein Überleger ist ein Wort für einen Menschen, der wohl viel denkt? Und ein Aufmacher ist sowieso ein doofes Wort. Wahrscheinlich sind wir Reporter ja auch ein bisschen doof? Weil die Worte gehören doch alle nicht zusammen, überhaupt gar nicht und das macht doch keinen Sinn!
Morgen bin ich in der Förderschule zu Gast. Ich freue mich auf neue Erkenntnisse!
Anmerkung der Redakteurin: Dieser Blogpost ist absolut frei von Ironie, es finden sich höchstens Spuren von Selbstironie.
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