"Weil de nüschts kannst", würde mein kleiner Bruder wohl jetzt sagen. Recht hat er. Fast drei Wochen war ich nun mal wieder Praktikantenmutti. Und ich habe total versagt. Als das 15 Jahre alte Kind ("Kind" nenne ich alle Praktikanten, weil meine Kollegen mich für meine von ihnen so betitelte "liebevolle Strenge" in Praktikantenphasen immer "Mudddddddddiiiii" rufen) mir zu Beginn gleich sagte, dass es eigentlich nicht mehr Journalistin werden wolle, habe ich innerlich aufgeatmet. Umsonst!
Wieder wurde einer von der dunklen Seite der Macht abgehalten, dachte ich ... Keine Frage: Journalist zu sein, ist der schönste Job der Welt (für mich). Aber die Bedingungen sind schlecht bis beschissen - die Zeitungen sterben, Festanstellungen gibt es kaum noch und wenn man diese Abhandlung hier über die Auswirkungen von Befristungen ansieht, hätte ich mir schon vor Jahren eine Kugel durch den Kopf jagen müssen ... die zweite Kugel dann, als ich zum Freiberufler wurde. Hab ich nicht gemacht, ich liebe den Job noch immer. Manchmal stehe ich zwar auf und frage mich, warum ich mir das antue und nicht was Vernünftiges gelernt habe. Gerade dann, wenn mir ein Anwalt aufs Dach steigen will oder der Bürgermeister mich mit fiesen Kommentaren aus der Reserve locken will. Oder mich jemand am Telefon runterputzt, weil ich eine heile Welt angekratzt habe. Aber dann stelle ich mir vor, dass ich einen Job habe, bei dem der Feierabend immer geregelt ist und die Arbeitsabläufe entgegen der wenigen journalistischen Routinehandlungen auch immer klar geregelt sind - Papier von links nach rechts und dann von rechts nach links ... und dann möchte ich mir wirklich eine Kugel durch den Kopf jagen.
Obwohl oder gerade weil ich den Job liebe, weiß ich aber wie belastend die Beziehung zum Journalismus sein kann - unsicherer als ich Journalistin kann man seine eigene Zukunft kaum gestalten.
Daher rate ich keinem Praktikanten dazu, den Beruf zu ergreifen. Sondern: nur dann, wenn es nicht anders geht. Nur dann, wenn man sich nix anderes vorstellen kann. Dann sei der Job auch unter heutigen Bedingungen noch was. Es wird dann immer kitschig, wenn ich sage "Da musst du auf dein Herz hören. Wenn du verknallt in den Job bist, solltest du ihm eine Chance geben"! Aber innerlich hoffe ich immer, dass das jeweilige Kind da im Herzen nicht "Journalismus" hört.
Daher rate ich keinem Praktikanten dazu, den Beruf zu ergreifen. Sondern: nur dann, wenn es nicht anders geht. Nur dann, wenn man sich nix anderes vorstellen kann. Dann sei der Job auch unter heutigen Bedingungen noch was. Es wird dann immer kitschig, wenn ich sage "Da musst du auf dein Herz hören. Wenn du verknallt in den Job bist, solltest du ihm eine Chance geben"! Aber innerlich hoffe ich immer, dass das jeweilige Kind da im Herzen nicht "Journalismus" hört.
Und nun passiert dies: Der Kollege fragt das Kind, ob es sich nun gegen Ende des Praktikums vorstellen könne, diesen Job mal selbst zu machen. Ich dachte an das erste Gespräch und freute mich schon auf das Nein. Und? Das Kind sagt mit leuchtenden Augen (ganz schlechtes Zeichen): "Auf jeden Fall, das ist ein schöööööööööner Job!" Und fügt doch glatt noch an, dass gerade ich ihr gezeigt hätte, wie toll der Beruf sei.
Na prima! Erziehung total daneben gegangen ... Ich hätte das Kind nicht zu jedem Termin mitnehmen sollen, ich hätte nicht mit dem Kind an Texten arbeiten sollen, ich hätte dem Kind auch nicht Zugang zu allen Konferenzen verschaffen sollen, ich hätte dem Kind nicht alles erklären sollen, ich hätte dem Kind nix zutrauen sollen, ich hätte das Kind nicht als vollwertiges Teammitglied behandeln sollen. Praktikanten sollen Kaffee kochen! Scheiße aber auch!
Zusammenfassung für meinen Mann: Alles wird gut.
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