Montag, 4. Februar 2013

Sexy Sexismus

Jetzt geht es nicht mehr! Jetzt muss ich auch mal was los werden zum Thema "Sexismus" ... und wie sich damit ganz gut leben lässt:

Seit knapp zwei Wochen ist hierzulande die Sexismus-Debatte das große Thema! Eine Kollegin hat die an sich gute Sache losgetreten, indem sie über Rainer Brüderle und seinen Umgang mit ihr schrieb. Es folgten Beiträge über den Umgang von Politikern mit Journalistinnen und Beiträge über den Umgang von Männern mit Frauen überhaupt ... und es folgte der Aufschrei bei Twitter. Längst hat sich die Diskussion verselbstständigt - allerorten wird jetzt die Sexismus-Keule geschwungen und Spitzenpolitiker wollen nicht mehr allein mit Journalistinnen sein - wie unter anderem hier thematisiert wird.

Ja. Sexismus passiert. Nicht nur Journalistinnen. Aber wir kommen quasi auf dem Silbertablett zu jenen jetzt so viel zitierten Herrenwitzen. Ich hatte jahrelang mit so einem zu tun. Der Politiker hatte immer und bei jeder Gelegenheit einen Kommentar zu mir und meinen Outfits parat. Als ich wenige Tage nach dem Heiraten zu einem dieser ebenso langweiligen wie leider nötigen Spatenstichtermine kam, sagte der Mann für alle Anwesenden gut hörbar, dass ich keinen Sekt bekomme, weil ich ja jetzt sicherlich schwanger sei (Willkommen in den 50ern! Und noch dazu voll daneben!). Ich holte mir das Glas selbst und schüttete es auf ex hinter. Der Mann kam mir nahe und flüsterte für keinen anderen Anwesenden hörbar, dass ich sonst sofort auch hier und jetzt jemanden fände, der mir ein Kind machen würde. Ich war - das ist die eigentiche Nachricht - spachlos. Ähnlich clever verfuhr er gut ein Jahr später, als er mir bei einem anderen Termin wieder nahe kommend eine Bockwurst reichte und "Sind sie heiß?" fragte - wobei Tonfall und Gesichtsausdruck klar machten, dass damit ich selbst und nicht die im Kessel schwimmenden Würste gemeint wären! Ich trat erst die Flucht nach vorne an und glossierte das Vorkommnis. Die Sprüche gingen weiter. Monate später trat ich die Flucht nach hinten an und übergab das Einzugsgebiet des Mannes einem Kollegen. Und da bin ich auch nicht stolz drauf ...

Stolz dagegen bin ich darauf, in unserer Redaktion sonst das sexistischste Arschloch von allen zu sein. Frauenfeindlich? Ja, gerne! Nur am liebsten selbst! Ein aktuelles Beispiel: 

Meine Lokalzeitung veröffentlichte kürzlich ein Gruppenfoto des Musters "Und jetzt alle Ameiiiiisenscheiiiße sagen", auf dem ein Politiker seinen Arm locker um die Hüfte eines minderjährigen Funkenmariechens legt. Mein Chef erhielt von einem Leser eine E-Mail, in der ihm für dieses Bild Sexismus und Verantwortungslosigkeit vorgeworfen wurde. Der Mail-Ton wurde rauer, als der Chef nicht prompt auf die Mail reagierte. Er fragte nun also in die Runde, was er jetzt antworten sollte und bekam eine Menge politisch korrektes Blabla zur Antwort. Ich: "Schreib dem Mann doch, dass du erst jetzt von der geilen Schülerpraktikantin gestiegen bist und vorher leider keine Zeit hattest!"
 
So geht das! Wie immer im Leben ... einfach schneller und härter sein als der Rest! Und machen wir uns doch alle (Männlein wie Weiblein) mal nichts vor! Was Sexismus ist und was nicht, ist - ohne hier etwas verharmlosen oder ins Lächerliche ziehen zu wollen - wie so oft im Leben auch nur eine Frage der Chemie zwischen den Beteiligten. Drei Beispiele:
  • Als ich mich bis aufs Blut mit einem Kollegen stritt und irgendwann ein "Du kannst mich mal!" plärrte, schnurrte und hauchte er mir ein "Oh ja! Das würde ich sooooooo gerne, Baby, mach dich doch schon mal nackisch!" entgegen. Sexismus? Oder charmantes Entschärfen einer gerade in die Luft gehenden V8-Rakete? Also ich musste lachen!
  • Als eine Kollegin sagte, wie schlecht es ihr nach so einer "Frauengeschichte" gehe und wie schwer ihr dieser Stressjob doch da falle, bot ich dem Chef an, meinen Zykluskalender auch in seinen Wandkalender zu übertragen, damit er immer bestens im Bilde ist und mich bei PMS gar nicht erst mit Arbeit nervt. Sexismus? Oder einfach sehr bissiger Humor? Also ich wollte spontan grinsend ein paar Kreuze in seinen Kalender schmieren.
  • Als ich einem anderen Kollegen auf dem (bisherigen) Höhepunkt der Sexismus-Debatte am Fuße der Bürotreppe begegnete und er mich bat, doch "bitte, bitte" vor ihm zu gehen, damit er mir wenigstens "ungehemmt" auf den Arsch gucken kann, wenn ich heute schon so einen blöden und viel zu weiten Rollkragenpulli tragen muss und ich mit dem Hintern wackelte ... Sexismus? Oder gleiche Humorwellenlänge? Also ich hatte Spaß.
Wäre es in all diesen Fällen der oben beschriebene Schmierlappen-Mann gewesen, der solche Sprüche klopft, so hätte ich vermutlich auch mal Ohrfeigen verteilt. Unter Kumpels aber und aus Spaß? Keine große Sache!

Zusammenfassung für meinen Mann: So wie die Sexismus-Debatte jetzt läuft, ist sie keinem mehr dienlich!

3 Kommentare:

Zeitungsdieb hat gesagt…

Mir fällt bei der aktuellen unsäglichen Debatte das Bundesmerkel ein. Als Angela Merkel noch nicht Kanzlerin, sondern Ministerin im Kabinett Kohl war, trat sie die Lawine der "Sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz" los. Wer damals Zeitung las bzw. Fernsehen schaute, musste den Eindruck gewinnen, dass die Berufswelt voller enthemmter, lüsterner Grabscher steckte ... irgendwann hatte sich die Sau totgelaufen. Nun isse wieder da ...
PS.: Genial fand ich Wolf Schneiders Spruch (Kurzfassung) "Wären alle so wie die Sternlerin, wäre die Menscheit vor drei Millionen Jahren ausgestorben".

Jacobswege hat gesagt…

Ein etwas entspannterer Umgang mit dem ganzen Thema wäre wahrlich begrüßenswert!!! Ja, es gibt Sexismus. Aber nicht so stets und ständig, wie jetzt gerne nicht nur medial dargestellt wird. Am Anfang machte die Debatte noch Sinn - inzwischen wird sie unfreiwillig komisch. Nicht jeder Spruch ist gleich Belästigung, nicht jeder Mann ein Höhlenmensch.

Anonym hat gesagt…

das ist eeine wirklich sexy einstellung